30. April – 09. Juni 2025
Lusaka – Kabwe – Mpongwe – Lake Kashiba – Kitwe – Chimfunshi Schimpansen Auffangstation – Pedicle Road Kongo (DRC) siehe Bericht 35 – Mansa – Samfya am Bangweulu See – Kawambwa – Lusenga Plains NP – Lumangwe Falls – Mporokoso – Chishimba Falls – Mbala – Kalambo Falls – Chisanza Isanga Bay – Kasama – Kapishya Hot Springs – Mpika – Mutinondo Wilderness – Bangweulu Wetlands – Chama – Luangwa Valley – Ituba Camp – South Luangwa NP – Chipata – Border Post Mchinji
Ich will euch nicht mit Details langweilen, einfach soviel, der Aufenthalt daheim war entspannend und sehr schön, der Kopf wieder leer, Randulina bekam derweil ihren Service plus neue Schuhe, da die alten doch ziemlich porös waren. Die Ankunft bei Geke und Harry sowie der Besuch von Ruth und Brad waren mehr als herzlich. Also auf zu neuen Ufern.
Der Nordosten von Zambia! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie facettenreich diese Ecke ist. Man könnte tagelang von einem Wasserfall zum nächsten reisen, nach der Regenzeit ein Schauspiel der grandiosen Art. Ob es sich um den zweithöchsten Afrikas wie dem Kalambo Fall (222m) an der Grenze zu Tansania oder die Kleinen Victoria Falls (Lumangwe Falls) handelt oder um die vielen anderen, die wir besuchten, spielt grad gar keine Rolle.
Für Erholungssuchende bieten sich der weisse Strand von Samfya am Bangweulu See, der kleine Strand am Tanganiykasee von Isanga Bay oder die heissen Quellen von Kapishya oder Mutambe Akasuba an.
Wanderfreudige kommen in der Mutinondo Wilderness Area auf ihre Kosten, wo sich Granitkoppies wie Schildkrötenpanzer aus der Landschaft heben und bestiegen werden wollen und an vielen Orten die wunderschönen Proteabäume blühen.
Der Besuch einer Schimpansen Auffangstation, wo ehemalige «Haus- und Zirkustiere» mit teilweise elenden Lebensgeschichten ihren «Ruhestand» in einer tiergerechten Haltung verbringen dürfen war eher trauriger Art. Alle Tiere wurden als herzige Babyschimpansen von Wilderern an Tierhändler verkauft! Für Tier- und Vogelliebhaber warten die Bangweulu Wetlands, das Luangwa Tal mit den North- und South Luangwa Nationalparks auf. Den eigentümlichen Schuhschnabel haben wir zwar nicht gefunden, dafür Tausende Black Lechwe Antilopen.
Es ist das kleinräumige Landwirtschaftsland mit kleinen hübschen Farmhäusern, wo gerade der Mais in die kleinen Silos gefüllt oder zu Mealymeal für den N’Shima gemahlen wird, das Reed für die Dächer geschnitten wird, die Baumwolle und die Sonnenblumen blühen oder die Hirse hoch steht, wo Frauen im trockenen Flussbett tiefe Löcher graben um Grundwasser zu schöpfen. Es ist die Ecke der schwer beladenen Fahrradfahrer wo das Velo kein Sport- sondern Arbeitsgerät ist!
Für Beherzte gibt es diverse Pisten, wo man vom Wellen-Mulden-Fahren beinahe seekrank wird, wo die Distrikt Strassen gerade mal so breit sind wie ein Single Trail und die Great North Transitstrecke, die bei der Schreibenden Alpträume auslöst, da ein Lastwagen am anderen fährt und sich alle 100m Schlaglöcher von bis zu 30cm tiefe befinden, denen der eine rechts und der andere links ausweicht und jeder statt bremst, die Hupe betätigt. Immer wieder liegt ein Lastwagen oder gar ein Bus irgendwo am Strassenrand, wartet auf Bergung oder wird vor Ort ausgeschlachtet. Dann doch lieber im Matsch versinken und durch den Busch spazieren um irgendwo nach Hilfe zu suchen… und schon sind wir bei den Menschen und vielen Geschichten.
Soviel Herzlichkeit, soviel Freude, Winken und Lachen trotz dem harten Leben ist einfach wunderbar. Anfänglich scheu und zurückhaltend, ein klein wenig wunderfitzig…
Einige Geschichten: Als wir in den Lusenga Plain absaufen und ich auf Hilfesuche zum Ranger Post spaziere, werde ich von den dortigen Rangerinnen als Muzunga ziemlich hart angefasst. Nur Turnschuhe??? Da gibt es wilde Tiere!!! Was für welche??? (Es gibt nur wenige Antilopen, einige Kleintiere und Samango Affen) Die Rangerinnen zählen alle Schlangen auf, ich müsste schon tot sein vom Zuhören. Ich will wissen, wieviele sie denn schon gesehen hätten, von diesen wilden Schlangen. Da werden sie ganz still und wir sprechen über’s Kochen, da sie für die in einer Stunde heimkehrenden 4 Ranger, die ganz stark seien und unser Auto im Nu aus dem Matsch hebeln werden, N’Shima mit Fleisch und Gemüse kochen. N’Shima ist feines Maismehl, das mit Wasser und wenig Salz zu einem dicken Brei gekocht wird, der im südlichen Afrika 3x täglich gegessen wird. Ich erkläre ihnen, wie wir aus Maisgries Polenta kochen, mit Milch, Butter und Käse. Sie werden ganz grün, nicht vor Neid, nein, das kann man doch nicht essen! Der Bann ist gebrochen, die Muzunga doch nicht so einfältig, wie anfänglich geglaubt. Und als die Parkranger dann endlich um 22.15h (wir sind um 13.30h steckengeblieben) unser Auto ausgegraben haben, schmunzeln sie und outen sich, sie hätten vor 3 Tagen zwei ihrer drei Toyotas versenkt.
Als uns Caretaker Perry am nächsten Tag in den Lumangwe Falls begrüsst, erzählen wir ihm von unserem Missgeschick. «Oh Boss, ich mache für Madame ein heisses Bad, sie hat es wohl verdient, Boss, Sie Boss, können unter die Dusche». Leider nur kalt. Er wärmt mir, also Madame, auf dem Feuer einen Blechtopf voller Wasser, der an die guten alten Menschenfressercomics erinnert und ich geniesse eine Kübeldusche vom Feinsten.
In Kasama bei der Montessori Schule steht ein Food-Truck der Extragüte. Nebst feinem Take-away jeglicher Art wird auch Kaffee der eigenen Plantage angeboten. Natürlich darf nach einem feinen Wrap die Espressi nicht fehlen. Der Doppio wird prompt serviert, auf meine Frage, ob er denn mit der French Press gebraut wurde, wird mir die wunderbar neue Kaffeemaschine vorgeführt. «Madame, unser Kaffee ist für eine French Press viel zu schade!». Auch Zambias Mittelklasse schätzt mittlerweile gute Qualität des eigenen Landes.
Auf einem kleinen Markt in Chama kaufe ich ein, Auberginen, Okras, Süsskartoffeln, als ein junger Kerl mit seinem Begleiter anhumpelt. «Madame, how are you, give me some money, I am blind». Ich schau den Kerl etwas an, er verdreht die Augen, die Mütze hat er ziemlich tief ins Gesicht gezogen, die Marktfrauen sehen mich an… Ich wende mich den Marktfrauen zu: «Unglaublich wieviele Blinde es in Afrika gibt». Das Gelächter ist ohrenbetäubend, die Mütze wird ihm vom Kopf gerissen, er gibt mir high five. «Madame, how you know?» «Oh, ich bin Weiss, also bettelt ihr immer uns an, immer die gleichen Sprüche, du bist nicht der Erste…».
Es ist Afrika pur, herzerfrischend anders!