01 – Anatolien

2. Oktober bis 3. Dezember 2011

Route: Pfäffikon > Ancona > Igoumenitsa > Alexandropolis > Çanakkale > Izmir > Antalya > Konya > Kayseri > Kahramanmaraş > Mardin > Van > Doğubeyazit > Kars > Erciş > Tatvan > Gaziantep > Adana > Marmaris > Rhodos > Marmaris > Bursa > Istanbul > Igoumenitsa > Venedig > Pfäffikon

Am 10. September 2011 feierten wir mit einer Wurstparty die Fertigstellung unserer Randulina und am Sonntag, 2. Oktober 2011 starteten wir zu unserer ersten Reise.

Unter Mandelbäumen am Meer

Toller Start, südlich von Mailand verlor unsere Randulina all ihre Kraft. Ich fand nach langem Suchen einen abgefallenen Luftschlauch beim Ladeluft-Tuning. Verschalungen ausbauen und Schlauch fixieren – das alles mit Schweizer Sackmesser! Anna, das gibt dann noch einen Café.

Danach genossen wir in Abwesenheit des Gastgebers die Gastfreundschaft von Willy Müller bei Ancona. Der Swimming-Pool am Morgen war herrlich. www.malviano.ch

Die Überfahrt mit der Fähre verlief problemlos und das Griechische Festland durchquerten wir in einem Tag bis Alexandropolis. In der Nähe fanden wir ein idyllisches Plätzchen am Meer. Die Ägäis ist noch schön warm.

Heute um 11 Uhr überquerten wir die Grenze zur Türkei und kurz darauf wieder mit der Fähre die Dardanellen. Jetzt campieren wir wieder direkt am Meer und geniessen den tollen Sonnenuntergang. Toller Ferienanfang, bis bald.

Sintflutartige Regenfälle – Beeindruckende Felsgräber – Flammen aus dem Boden

Am Sonntag begann eine Regenperiode, wie wir sie so noch nie und nirgends erlebt haben. Überflutete Strassen, Felsbrocken auf den Strassen, Felder (mit Citrus- und Granatapfelbäumen) unter Wasser, unvorstellbare Wassermassen fallen vom Himmel. Sonst ausgetrocknete Flussbetten verwandeln sich in reissende braune Fluten.

Am Montag hatten wir Glück und für einige Stunden Sonnenschein. Wir fuhren aufs Geratewohl eine kleine Nebenstrasse entlang, die als immer engere und steilere Stichstrasse direkt gegenüber des Touristenortes Dalyan endete. Notabene an der Stelle, an der sich die berühmten lykischen Felsgräber (2500 Jahre alt) befinden.

Heute bestaunten wir die Flammen der Chimaera, die an einer Bergflanke direkt aus dem Boden züngeln. Das sieht eindrücklich aus. Seit tausenden Jahren strömt hier Gas aus der Erde (Felslöcher), das sich beim Kontakt mit der Luft von selbst entzündet.

Jetzt sitzen wir kurz vor der Touristenmetropole Antalya am Meer und geniessen eine herrliche Vollmondnacht.

Zentralanatolien

Seit unserem letzten Blogeintrag haben wir viel erlebt und viele Eindrücke von einem tollen Land mit freundlichen, hilfsbereiten Menschen (auch wenn wir uns mit Händen und Füssen und viel Gestik verständigen müssen) erhalten.

Letzte Woche haben wir noch die Wärme der Mittelmeerküste genossen – Bananen und Mandarinen frisch vom Baum gekauft. Mittlerweile sind wir im Hochland und bewegen uns auf 1200 bis 1800m. Die Nächte sind sehr kalt (hatten am Morgen auch schon mal Eiskristalle vor dem Auto), doch bei strahlendem Himmel und Sonnenschein sind die Tage noch angenehm warm.

Sehr eindrücklich war die Fahrt von Anamur (Bananenstadt) am Mittelmeer über das Taurusgebirge ins Hochland. Die Strasse stieg im Küstengebirge derart steil an, dass wir noch von 1600m direkt aufs Meer hinunterblicken konnten. Die Vegetation wechselt dabei von intensiven Obst- und Gemüsekulturen über Pinien- zu Zedern- und Wachholderwäldern. Oben auf der Höhe beginnt dann ähnlich wie bei uns in den Alpen eine Steppenlandschaft. Hier streifen zahllose Wanderhirten mit ihren Schaf- und Geissherden umher. Am Morgen nach einer kalten Nach auf über 1800m hatten wir eine schöne Begegnung mit einem Hirten und seinen riesigen Hunden. Er schenkte uns 2 Baumnüsse, die er gefunden hatte und wir ihm eine Schweizer Schokolade.

Im Landesinnern haben wir einige der bedeutensten Moscheen besucht. Wirklich tolle Gebäude mit einer langen Geschichte – Moschee in Beysedir – Mevlana Kloster in Konya (Ursprung und Zentrum des Derwisch-Ordens). Jetzt sind wir in Kappadokien und froh, dass wir nicht in einer der riesigen unterirdischen Städte lebe müssen. In Derinkuyu lebten bis zu 30’000 Menschen bis zu 8 Stockwerke unter der Erde. Da sind uns die in die Tuffkegel gehauenen Felshäuser in Göreme schon noch etwas lieber. Rund um Göreme ist die Landschaft mit den alten Vulkankegeln und den aus den Auswürfen entstandenen Tuffkegeln ein toller Anblick und der strahlend blaue Himmel verleitet zum Schiessen von viel zu vielen Fotos. Heute werden wir die Gegend nochmals mit den Bikes durchstreifen, bevor es morgen wieder weiter Richtung Osten geht.

Wir wünschen allen ein paar Miterlebensaugenblicke mit unseren Bildern.

Skigebiet in Kayseri – Unfall in Kahramanmaraş – Erdbeben in Van

Nach den tollen Tagen in Kappadokien fahren wir weiter gegen Osten. Wir avisieren einen markanten, grossen, schneebedeckten Berg, den Erciyes (3917m). Von Kayseri fahren wir seiner Flanke entlang zu einem Pass (2250m) hoch. Hier sind wir erstaunt, eine rege Bautätigkeit anzutreffen. Im Gespräch mit mehreren Türken erfahren wir, dass hier ein altes Skigebiet total aufgemöbelt wird. Demnächst sollen 20 Anlagen in Betrieb gehen, 120 km Pisten inkl. Beschneiung und dies obwohl von Dezember bis April jeweils etwa 1-2m Schnee liegt. Die Tageskarte soll ca. 20 Euro kosten. Es sei auch möglich den Gipfel des Erciyes mit den Tourenskis bis kurz unter den Gipfel zu besteigen. Aufgrund der extrem trockenen Luft hat es den ganzen Winter über wunderbar leichten Pulverschnee. Das wäre doch einmal was!

Jetzt fahren wir Richtung Südosten wieder in wärmere Gebiete. In Karaman-Maras besuchen wir am Sonntag den Basar. Dieser ist sehr interessant, vor allem in den engen, kleinen Hintergassen. Hier arbeiten in winzigen Lokalen Schreiner, Schlosser, Blechverarbeiter und Messerschmiede und alle haben Freude, wenn wir uns interessieren. Leider können wir die Stadt nicht wie beabsichtigt verlassen, denn als wir vor einem Rotlicht stehen, knallt von hinten ein Lastwagen in uns. Der Knall ist erschreckend. Zum Glück hat Pascal ganze Arbeit geleistet. Unsere massive Stossstange fängt den grössten Teil der Aufprallenergie ab, sie ist zwar demoliert, aber noch brauchbar und auch das Fahrgestell bleibt unbeschädigt. Von unserer Kabine ist zum Glück alles mit Ausnahme der Verschalung des Reserverades heilgeblieben. Im ersten Augenblick war unsere grösste Sorge die hinter Türe. Da hatten wir Glück im Unglück. Es gab natürlich ein riesiges Tohuwabohu, aber alle waren sehr freundlich und hilfsbereit. Leider hat niemand mit Ausnahme eines Schülers Englischkenntnisse und auch die englischsprechenden Polizisten haben heute Sonntag dienstfrei. Mit Hilfe von Kadriye, einer Arbeitskollegin von Iris in Zürich, die per Handy zwischen uns und den Polizisten dolmetschte (vielen Dank!) haben wir auch diese Situation gelöst. Wir haben dann in der Nähe übernachtet, da wir heute noch das Unfallprotokoll auf der Polizeistation abholen wollten. Auch heute waren alle sehr zuvorkommend und freundlich. Überall wurde uns Cai – Tee angeboten und wir wurden von einer Zentrale zur anderen geleitet, bis wir in weniger als einer Stunde alles geregelt hatten.

Gleichzeitig mit unseren kleinen Erdbeben hat sich etwa 600km weiter im Osten, in Van ein gewaltiges Erdbeben entladen. Die Schäden sind zurzeit noch nicht wirklich abschätzbar. Wir haben davon nichts bemerkt und sind auch nicht direkt betroffen. In 3-4 Tagen werden wir wissen, ob wir unsere geplante Route zum Vansee durchführen können, oder ob wir unsere Reiseroute kurzfristig ändern müssen.

Morgen fahren wir zum Berg Nemrut, auf dessen Gipfel über 2200m viele, riesige Skulpturen einen vor ca. 200 Jahren verstorbenen König bewachen. Uns geht es gut und wir freuen uns auf weitere Reiseziele. Nächste Stationen sind Dyarbakir (intakte riesige Stadtmauer aus schwarzem Basalt), Mardin (schöner Basar in alter Handelsstadt an der syrischen Grenze), syrisch-orthodoxe und aramäische Klöster im südlichen Bergland etc.

Zu Besuch bei kurdischen Yeziden

Bei unserem Besuch im Kloster Mor Gabriel machten wir die Bekanntschaft mit einer Kurdenfamilie, die nach Deutschland ausgewandert ist. Ganz spontan haben sie uns zu sich in ihr ehemaliges Heimatdorf eingeladen. Diese Einladung haben wir gerne angenommen, war es doch einmalig, etwas von der Lebensart einer doppelten Minderheit zu erfahren. Einerseits ist die Familie als Kurden verfolgt worden und andererseits als yezidische Glaubensgemeinschaft. Fast alle sind in den İrak oder nach Europa emigriert. Für uns wurde gleich der Grill angeworfen, Reis und Ratatouille gemacht und den halben Nachmittag haben wir zusammen gegessen. Als Verdauungsspaziergang sind wir zu den Pistazienplantagen, Weizen- und Maisfeldern und ihren Friedhöfen gegangen. Von insgesamt 4000ha fruchtbarstem Land fallen irgendwann mehr als 2/3 dem İllisu-Stausee zum Opfer. Trotz fehlendem Strom (er ist irgendwann ausgegangen), verbrachten wir einen lustigen und angeregten Abend zusammen. Jetzt sind wir unterwegs zum Van-See, der 7x grösser ist als der Bodensee.

Wir danken allen. die uns Kommentare schreiben, wir freuen uns jedesmal. Zur Zeit müssen wir İnternet Cafes aufsuchen, da die Verbindungen extrem schlecht sind.

Der äusserste Südosten von Anatolien ist Orient pur

Wir sind wieder hoch auf dem anatolischen Plateau. Am Van-See, dem siebenmal grösseren Sodasee als der Bodensee, erlebten wir bei unserer Ankunft einen richtigen Schneesturm. Immerhin liegt der abflusslose See (die Kurden nennen ihn „das obere Meer“) auf 1646 müM. Am Morgen nach einer kalten Nacht klarte der Himmel zusehends auf und wir genossen bei einer Fahrt am See entlang das herrliche Panorama des Sees mit den verschneiten, bis 4000m hohen Vulkanbergen. Da Experten nach der Erdbebenkatastrophe eine uralte armenische Kirche auf einer Insel im Van-See inspizieren wollten, hatten wir das Glück und konnten mit ihnen das Boot benutzen, das sonst um diese Jahreszeit nicht mehr fährt. Die Kirche, vor allem die alten Steinhauerarbeiten, ist wunderbar und auch ihre Lage besticht.

In Van haben wir ausser einigen Zeltlagern und vielen Ambulanzfahrzeugen nicht viel vom vergangenen Erdbeben mitbekommen. Wir denken jedoch oft an die Leute, die wegen den einsturzgefährdeten Häuser nun die kalten Nächte in den Zelten verbringen müssen. Auch hier (Van hat immerhin etwa 350‘000 Einwohner) hat es wieder die Ärmsten am härtesten getroffen, da die neuen gut gebauten Häuser, vor allem auch die modernen Geschäftshäuser, keinen Schaden genommen haben, es sind nur die alten Lehmhäuser in den Armenvierteln zusammengefallen.

Ab all den Schönheiten am Van-See haben wir vergessen, dass es mittlerweile bereits um 16.30 Uhr völlig dunkel wird (Umstellung auf Winterzeit) und so finden wir keinen schönen Nachtplatz mehr. Wir beschliessen bis zur Kurdenstadt Dogubayazit durchzufahren und übernachten für einmal im Hotel. Wir wählen das beste Haus am Platz, das Grand Derya, die Lobby ist imposant, die Zimmer weniger und die sanitären Einrichtungen sind in unserem Azalai bedeutend besser. Iris holt die eigene Decke aus unserem Wagen und wir schlafen nach einem Kebab und Pide-Essen bis uns heute Morgen die Sonne weckt. Mit einem fantastischen Blick auf den Ararat. Somit hat unser Hotelzimmer wenigstens etwas Erstklassiges.

Wir besuchen den riesigen Ishak-Pascha-Palast, machen eine kleine Wanderung und geniessen anschliessend eine grandiose Fahrt auf kleinen Feldwegen rund um den 5137m hohen schneebedeckten Vulkanberg. Für mich hat der Ararat etwas Mystisches und bei dem herrlichen Wetter kommt dies noch viel besser zum Ausdruck.

Mittlerweile sind wir noch etwas weiter im Osten, wir haben das türkisch-iranische Grenzgebiet verlassen und sind nahe an der Grenze zu Armenien. Hier herrscht eine sehr grosse Militärpräsenz der Türken. Auf unserer Fahrt wurden wir von einer Patrouille gestoppt. Sie interessierten sich wesentlich weniger für unsere Pässe, als für das Innere unseres Fahrzeugs. Besonders der Kühlschrank hatte es ihnen angetan. Nach einigem Staunen wurden wir sehr freundlich mit Händeschütteln vom Chef höchstpersönlich verabschiedet.

Für die Besichtigung der alten Ruinenstadt Ani, der ehemaligen Hauptstadt des armenischen Reiches von ca. 900 – 1300, war es zu spät. Wir fanden bei einem überraschend grossen und um diese Jahreszeit noch offenen Restaurant einen schönen, windgeschützten Nachtplatz. Im Restaurant haben wir gut Znacht gegessen, verständigen konnten wir uns jedoch in keiner Sprache, da wir bis jetzt nur Bruchstücke von Türkisch und Kurdisch verstehen. Beim Kaffee trudelten weitere Gäste, insbesondere etwas gar aufgedonnerte Frauen auf, und dies passt nun wirklich nicht in diese Gegend. Mit Gelächter realisierten wir, in was für einem Lokal wir da gelandet waren. Die Militärpräsenz scheint sich auch in dieser Hinsicht auszuzeichnen. Gut schlafen wir abgeschirmt in unserem Auto.

Einkaufen mit Spassfaktor

Wir freuen uns immer wieder, wenn wir einkaufen können. Nicht dass wir hier kaufsüchtig geworden wären, nein einfach so die täglichen Dinge wie Milch, Brot und Käse.

Am Einfachsten ist es natürlich ganz profan in den grossen Supermärkten wie Migros, ja die gibt es hier mitsamt dem altgedienten Migroswagen oder anderen Grossmärkten einzukaufen. Für den Anfang war das ja ganz ok, so konnten wir stundenlang durch die Gestelle wandern und uns wundern, was es alles gibt. Aber eben ohne Spassfaktor.

Früchte und Honig kaufen wir immer am Strassenrand. Die Ware wird immer schön ausgelegt und ist sicher immer frisch und direkt vom Bauern. Meist bieten junge Männer oder auch mal Kinder die Ware feil. Kaufen tut man per Kilo: Bir kilo muz ystiorum lütfen = Ich hätte gerne 1 Kilo Bananen, oder iki kilo domates = 2 Kilo Tomaten. Am Strassenrand gibt es je nach Region alles was angebaut wird, also Äpfel bis Zwiebeln. Falls in einer Region nur einseitig was angebaut wird, gibt es am Strassenrand auch Gemüsehändler mit einem grösseren Sortiment. Selbstverständlich gibt es in grösseren Dörfern auch den Markttag, das ist dann ganz toll. Da gibt’s dann lebendiges Federvieh, Schafe, Fische ….. Vom Gemüsemarkt schieben kleine Buben mit Garetten, den Einkauf grad nach Hause und sichern sich so ihr Taschengeld oder einen Haushaltszustupf. Spassfaktor hoch!

Für Milch, Käse, Joghurt, Obstsaft und Wasser berücksichtigen wir jeweils die kleinen Tante Emma-Läden in den Dörfern. Jedes Dorf hat seinen Market. Dort bekommt man alle nötigen Haushaltsprodukte. Käse zu finden war anfänglich etwas schwierig. Aber mittlerweile sind wir richtige Grossvertilger von Peynir, dem weissen Käse, der dem Feta ähnelt. Auf’s Ekmek streichen wir Kaymak und Bal = Honigbrot. Ekmek, also Brot bekommt man in Bäckereien oder auch im Emma-Laden. Joghurt wird im 2,250 kg Kessel verkauft, mit 180g Bechern läuft da nix. Und nur Nature, aber sehr fein!! Spassfaktor mittel.

Falls wir uns mal dazu entschliessen, einen Esel zu kaufen, könnten wir uns im Bazar das entsprechende Sattelzeug nähen lassen, selbstverständlich gibt es im Bazar auch Messerschleifer, Schreiner, Metallbearbeiter… Die Bazare, die wir besuchen, sind keine Touristenbazare, da wird alles für den Haushalt und die Werkstatt verkauft. In anderen Bazarstrassen werden Nüsse, Dörrobst, Gewürze, Tee, Tabak verkauft, alles immer schön ausgestellt und mit Fixpreisen. Unser Herz schlägt höher im Schlaraffenland und unser Verbrauch an Nüssen und Trockenfrüchten ist enorm, während sich der von Tabak in engsten Grenzen hält. Spassfaktor extrem hoch!

Und was kosten unsere Einkäufe?

  • 4kg gemischtes Gemüse und Früchte = Fr. 4.–
  • Brot = 30 Rp.
  • 1kg Sesamguetzli = Fr. 2.50
  • 1 lt Milch = Fr. 1.–
  • 1 Handyakku Nokia (Fake) + 1 Ladegerät = Fr. 7.50 (und es funktioniert)

Ja, fürs Portemonnaie Spassfaktor extrem hoch!

Reden tun wir mit Händen und Zeigen und alle sind so nett zu uns, wenn wir vielleicht auch mal über den Tisch gezogen werden, so reisst das noch lange kein Loch ins Budget, aber alle haben immer was zu lachen und manchmal werden wir zu einem Cai (Tee) eingeladen oder bekommen noch eine Extramandarine mit auf den Weg.

Ein türkischer Herbsttag in der Nähe von Silifke / Seleukia

Wir befinden uns wieder im Süden. Hier waren vor uns schon die Hethiter, die Griechen, die Römer, die ersten Christen (Apostel Paulus), die Seldschuken und die Osmanen. Heute haben wir einmal mehr gestaunt über deren Hinterlassenschaften. Obwohl nachfolgende Generationen jeweils versucht hatten, die alten Steinhaufen der Vorväter zu reziklieren, befinden sich immer noch Unmengen alter Scherben in schönster Landschaft. Während einer herrlichen Fahrt ins Farbige, nicht zu verwechseln mit einer Fahrt ins Blaue, folgen wir nach gelben Zitrus- den dunkelblauen Olivenhainen einem Canyon, ausgewaschen in Jahrtausenden vom Göksu Nehri (Himmelswasser Fluss), und enden mit einer Passfahrt auf 1200 müM knapp 100km vom Meer entfernt in der Klosteranlage Alahan. Wie entrückt steht das Wallfahrtsziel vor uns, Säulen, Kapitelle und Friese mit wunderschönen Steinmetzarbeiten umgeben von Stechpalmen und Wacholder.

Die Strasse windet sich weiter über Pässe und Täler, schlängelt sich durch Canyons und die Natur bezaubert uns weiter mit den schönsten Herbstfarben, rote Granatäpfel leuchten wie Weihnachtskugeln an den jetzt gelben Büschen, Hagebutten leuchten zwischen den weissen Birkenstämmen hervor, Buschwerk in allen rot-gelb Schattierungen mit Dolden voller lila Beeren, an den Häusern hängen wie Girlanden die zum Trocknen aufgehängten grünen und roten Peperoni. Über allem ein stahlblauer Himmel mit neckischen Wölkchen.

Doch plötzlich holt uns das Altertum wieder ein. 24 gigantische Säulen, teilweise mit noch intakten Kapitellen stehen mitten in einem Bauerndorf, Zeuskult in gigantomanischem Ausmass. Vor der Post, hier noch PTT genannt, liegen einige Reliefs und selbst in den Gartenmauern liegen versteckte römische Fragmente. Ein Sarkophag, verziert mit Widder und Girlanden sieht aus als erwarte er eine Bepflanzung, eine Zisterne schnell mit einem Blech abgedeckt immer noch in Betrieb, ein Paradetor, wir wären gern als Zaungäste dabei gewesen als man die Steine aufeinanderstapelte.

In den Dörfern sind die Vorbereitungen für den Winter in vollem Gang, es wird Brennholz gehackt, grosse Holzbeigen liegen vor den Häusern, manchmal auch noch Kuhdung. Baumnüsse werden zum Trockenen ausgelegt, Oliven in die Oelmühle gebracht, Äpfel eingelagert… ein Bauer reitet mit seinem bepackten Esel an uns vorbei und beschenkt uns mit Nüssen, wir bedanken uns mit Schweizer Schokolade, es sprechen nur die 6 Augen und sogar die des Esels und der Schafe scheinen Freude an diesem schönen Herbsttag zu haben.

Wo Marmaris am Schönsten ist

Unsere Reise nimmt einen anderen Verlauf als den geplanten. Eigentlich wollten wir nach Zypern, (ursprünglich ans Schwarze Meer, dort ist es aber definitiv zu kalt), doch an der Mittelmeerküste gab es stürmische Winde und Regen, die das Fährschiff zwei Tage lahmlegten. Wir reisten also mit unserer Randulina weiter Richtung Westen. Vorbei an traurig aussehenden Hotelkästen mit noch traurigeren Feriengästen, die aller Wahrscheinlichkeit nach vom Nebel in die Traufe geraten sind. Während wir Kilometer fressen, planen wir weiter, eine andere Destination ist geboren.

Endlich, in Marmaris zeigt sich die Sonne. Marmaris, eine riesige Ferienanstalt, Bungalow an Bungalow bis weit in die Hügel hinauf, mit einem tollen Jachthafen und einer nicht-mehr-alles-überragenden Burg. Hopps, hinein ins nächste Reisebüro und Ferien von den Ferien buchen, Rhodos könnte doch Zypern ersetzen. Das Internet verspricht gutes Wetter, Zypern ist ohnehin nicht mehr möglich, da off-season. Wir freuen uns wie kleine Kinder und sind richtig nervös, das ist mal was anderes, Ferien von den Ferien. Nun müssen wir aber zwei Tage in Marmaris überbrücken, da die Fähre nur 2x pro Woche übersetzt.

Wir satteln unsere Velos und erkunden die Halbinsel Bozburun. Nicht weit ab von Marmaris und kleine Dörfer mit schönen Häfen, herzigen Restaurants, Oliven- und Mandelhainen begrüssen uns. Doch das muss erstrampelt werden, bergauf und –ab geht’s, entweder schlängelt sich die Strasse den zahlreichen Buchten dem Meer entlang oder sie führt durch die felsigen Hügel mit macchiaartiger Bewaldung. Um die Mittagszeit ein angenehmer Schwumm im Meer, und „heimwärts“ geht’s, gegen den Nachmittag wird es kühler, doch die Strassen wieder steiler… die Ziegen meckern und wir schalten einen Gang tiefer…

Anderntags erkunden wir die Resadiye Halbinsel. Diese ist viel grösser als die verträumte Halbinsel von Bozburun, doch auch hier findet sich mit wenig Aufwand mehr Ferienqualität in unserem Sinne als in Marmaris. Wir umfahren die grösste Stadt Datcha und finden in Mesudiye ein kleines Restaurant und den idealen Ort für eine Mezeplatte. Direkt am Strand, wie aus dem Bilderbuch. Ein Spaziergang am Meer, hier ein Stein, dort eine Muschel sammeln. Traumhafte, einsame Buchten, kleinste Strände, fern blitzen weisse Segel im glitzernden Wasser.

An einem Strand schlagen wir unser Nachlager auf, stellen erstmals den Wecker, weil wir anderntags um 8 Uhr am Fährhafen von Marmaris nach Rhodos verladen werden.

Von Rhodos zurück in den Orient

Die Ferien auf Rhodos haben gut getan. Wir haben einfach nichts gemacht ausser es uns gut gehen lassen, das tönt höhnisch in Anbetracht dessen, dass wir das schon seit 7 Wochen tun. Rhodos hat aber auch Ferien. Geschäfte, Restaurants und Cafés werden im Winter nur bei Ankunft eines Kreuzfahrtschiffes geöffnet. Die Ferienmaschine hat sonst geschlossen. Auch Lindos hat nur bei Ankunft von Touristenbussen geöffnet, aber das Städtchen hat auch sonst seinen Reiz. Eine Inselrundfahrt und die Übernachtung an einigen menschenleeren Stränden sind uns genug, das Wasser ist noch warm, man kann noch schwimmen und das noch vor dem Zmorge. Einziger Stressfaktor war die Suche nach etwas Essbarem.

Vier Tage Rhodos sind genug, wir tuckern mit unserer Kleinstfähre wieder zurück in den Orient.

Nach all den Zollformalitäten hat uns die Türkei wieder liebevoll aufgenommen. Nächstes Ziel: Pamukkale, das Baumwollschloss aus Sintergestein. 36° warmes Wasser versetzt mit Kalziumhydrokarbonat ergibt im Kontakt mit Luft folgende Reaktion: Ca(HCO3)+O2>CaCO+CO2+CO+H2O. Das Ergebnis seht ihr auf den Bildern, die sind nämlich eindrücklicher als die Formel und wir können nur sagen: bezaubernd, bizarr, phantastisch und unglaublich schön. Einen ganzen Nachmittag verlümmelten wir dort und konnten uns nicht sattsehen an den unterschiedlichsten Facetten der Natur.

Jetzt geht es weiter, zuerst nach Afyon und weiter nach Kütahya. Die letzten Male werden wir durch Bazare bummeln und wahrscheinlich die einzigen Fremden unter lauter Einheimischen sein. In Istanbul werden wir wohl kaum so günstig und nontouristisch bummeln gehen.

Byzanz – Konstantinopel – Istanbul

Eine Stadt – 3 Namen je nach vorherrschender Weltmacht. Alle haben wieder einmal ihre Spuren hinterlassen, denen wir folgen.

Christen bauten die Hagia Sophia, eines der Wahrzeichen. Eine wunderschöne Kuppel und feinste Mosaike mit christlichen Motiven ergänzt mit schön eingefügten islamischen Glaubenszeichen.

In der Blauen Moschee beindruckte das Sammelsurium von blauen Fayencen während im Topkapi-Palast der Reichtum mächtig zur Schau gestellt wird. Am meisten beeindruckt waren wir aber von der Süleimaniye Moschee, die durch ihre Ausgewogenheit und die Kuppel besticht. Sie wirkt sehr modern in ihrer Schlichtheit. Das dazugehörige Hamam ist immer noch in Betrieb, so wie es unter Süleiman dem Prächtigen schon geheizt wurde. Diesem Erlebnis haben auch wir uns nicht entziehen können.

Auch ein Bummel durch den grossen Bazar und den Gewürzbazar durfte nicht fehlen. Beide sind aber auf Touristen ausgerichtet und entsprechen überhaupt nicht dem, was ein orientalischer Bazar im Wesentlichen beinhaltet. Viel authentischer geht’s hinter dem Bazar zu, wo die Einheimischen statt die Touristen von den Händlern zum Einkaufen animiert werden und wo Döner und Granatapfelsaft die Hälfte kosten.

Eine Fahrt mit der Fähre auf dem Bosporus, ein Spaziergang da und ein Çai dort und schon sind die letzten Tage fast vorbei.

 

Liebe Freunde

Auch eine lange Reise geht einmal zu Ende. Seit einer Woche sind wir wieder in der grau umhüllten Schweiz. Die Sonne haben wir seither noch nicht oft gesehen, aber wir tragen sie immer noch mit uns herum.

Zum Abschluss unserer Tour durften wir noch ein wunderschönes Ende unserer Fährpassage von Griechenland nach Venedig erleben. Es ist schon ein tolles Gefühl, auf dem riesigen Fährschiff direkt am Markusplatz im winterlichen Nebelschleier vorbeizugleiten. Für einmal liessen wir Venedig links liegen und freuten uns auf den Willkommensapéro in Pfäffikon.

Wir möchten uns herzlich bei allen bedanken, die virtuell mit uns mitgereist sind und uns mit Kommentaren und Mails begleitet haben bedanken. Wir werden unsere Fotodokumentation auf dieser Homepage noch überarbeiten und die Blogs in ein kurzes Reistagebuch umwandeln und natürlich freuen wir uns, wenn wir bald wieder von anderen Reiseerlebnissen berichten dürfen.