18 – Schottische Inselerlebnisse

6. September – 12. Oktober 2022

Auf den schottischen Inseln jagt ein Höhepunkt den anderen. Einige habe ich für euch festgehalten.

Isle of Bute – Ein Sch….tipp!
Die kleine Insel von Bute besuchen wir eigentlich nur aus einem Grund. Ein Freund flüsterte Stefan zu, dass dort das schönste viktorianische Pissoir von ganz England zu finden sei. Also buchen wir aus lauter Neugier eine Fährpassage und finden in Rothesay am Pier gleich das gewünschte Objekt. Also wegen so einer Sch….. sind wir sonst noch nirgends hingefahren. Aber es hat sich gelohnt. Nur für die Damen war es ein ganz normales Klo. Die Dame hat sich derweil an den viktorianischen Blumenbeeten und dem Wintergarten erfreut.

 

Isle of Arran – Vom Recycling im Altertum und einem Ziegenfell!
Bei den Machrie Standing Stones, die bis 5m hoch sind, einige Tonnen wiegen und vor 4500 Jahren aufgestellt wurden, erfahren wir, dass spätere Generationen die Steine aus Bequemlichkeit stehen gelassen haben, aber in ihrer Bedeutung etwas umfunktionierten – es wurden Gräber für hohe Persönlichkeiten der Gemeinschaft im Zentrum der Steinkreise eingerichtet.
Noch älter ist das Ziegenfell – der Goat Fell ist mit 874m der höchste Berg Arrans, baumlos und karg, wie es sich für ein Fell gehört. Dass frau auf einer Wanderung nebst einem Kamm auch noch Haarspray mitträgt, erlebe ich auf dem Gipfel. In meinem Rucksack finden sich Regenhosen, Handschuhe und getrocknete Aprikosen, die einzige Schönheits-Reminiszenz ist eine Sonnencrème.

 

Kintyre Peninsula – Eine Wanderung mit Paul McCartney
Bei Regen wandern wir zum Mull of Kintyre, eigentlich keine Insel, sondern eine Halbinsel auf dem schottischen Mainland. Wir singen Paul McCartney’s Song, der mit seinem Lied diese Landzunge verewigte.

 

Isle of Islay – Das Kreuz mit dem Whisky
Die berühmtesten Brennereien wie Laphroaig, Lagavullin, Ardbeg, Bunnahabain, Ardnahoe, Port Ellen, Bowmore, Bruichladdich und Caol Isla stehen hier. Uns gefällt die kleinste, die Kilchoman Distillery am besten, denn sie produziert nachhaltig vom Barley bis zum Whisky alles auf eigenem Land nach dem Motto Single Farm Single Malt Scotch Whisky – und der 100% Islay Whisky schmeckt hervorragend.
Auch das Kreuz von Kildalton, eines der ältesten Keltenkreuze finden wir auf Islay. Grossartige Steinmetzkunst zeugt von der Christianisierung Schottlands. Slàinte mbath!

 

Isle of Jura – 3 Frauen gegen 6000 Hirsche
6000 Hirsche auf Jura! Sie liegen auf Schafweiden, sie liegen auf Kuhweiden, sie röhren die ganze Nacht und lassen uns nicht schlafen. Sie brechen in Gärten ein, sie seien schlimmer als Ratten, ärgern sich Claire, Georgina und Alicia. „Die Hirsche fressen uns die Botanicals für unseren Gin weg! Eine fertige Hirscherei ist das…“ Die Botanicals haben ausgereicht! Eine Flasche Lussa Gin für mich!

 

Isle of Mull – Das farbigste Mittagessen und ein, zwei, drei Wasserfall – Wasserfall – Wasserfall
Wir verfallen auf Mull einem farbigen Städtchen – Tobermory. Die Sonne bringt die Farben der bunten Häuser am muschelförmigen Hafen zur Geltung. Im sonnengelben Mishnish geniessen wir rosaroten Lachs mit grünem Broccoli und roten Tomaten. Dazu lachen wir über die Namensgebung eines Wasserfalles, Eas Fors Falls. Alle 3 Namen bedeuten Wasserfall – auf Gälisch, Norwegisch und Englisch. Die Vikinger, die Norsemen prägten Schottland für immer.

 

Isle of Skye – Uns dreht sich alles…
Was wir in Südamerika an Fähren erlebt haben, lässt sich nicht toppen. Zu aufregend waren sie jedesmal. Doch auf Skye setzt uns die Glenelg Fähre über. Der Border Collie hilft schon mal mit, das Tau zu lösen. Wir fahren familiär auf der weltweit letzten Drehscheibenfähre über den Meerarm von Skye auf’s Festland. Was für ein Erlebnis, die 800m auf einem Unikat zurücklegen zu dürfen.

 

Isle of Raasay – Warum wir wegen 3km Strasse auf diese Insel schippern
‘Calum’s Road’ von Roger Hutchinson inspirierte uns zum Besuch von Raasay. In 10-jähriger Arbeit mit Pickel und Schaufel erstellte Calum McLeod einen Strassenabschnitt im Norden von Raasay, der erst 1982 von der Verwaltung asphaltiert wurde. Kaum hatte Calum die Strasse soweit fertig dass sie befahrbar war, kaufte er sich einen Land Rover und fuhr seine 3km lange Strasse. Mehr durfte er nicht, er besass keinen Fahrausweis. Mit Respekt vor dieser handgemachten Strasse zockeln wir mit Randulina bis nach Arnish. Von da geht’s nur noch in Gummistiefeln weiter – auf das Inselchen Fladday, das nur bei Ebbe erreichbar ist, und weiter auf der Hauptinsel zum Nordende, wo Regenwolken Meer und Land berühren.

 

North Uist – Was jetzt?
Hier stellt sich die Frage, ob Schottland aus mehr Meer oder mehr Land besteht. Sicher ist nur, dass die Dünenstrände einmalig sind.

 

South Uist – Was ist ein Ewe Schaf?
Schafe, sie müssen für allerlei Comics und Witze herhalten, gibt es auf jeden Fall mehr als Schotten. Sie halten als Mäh-Maschinen die Wiesen kurz, ergeben wunderbare Wolle und das Fleisch ist sicher immer bio. Und das Ewe Schaf ist kein Schaf im Wolfspelz.

 

Isle of Barra – Nur mit Gummistiefel in den Flieger
Das nächste Mal werden wir mit dem Flieger nach Barra kommen. Der Flugplatz ist einmalig. Die Propellermaschinen von und nach Glasgow starten und landen auf dem Sandstrand, je nach Gezeitenlage wird der Flug angepasst. So kann der Flugplan buchstäblich ins Wasser fallen.

 

Isle of Berneray – Vom Winde verweht…
…ist unsere Fähre. Wann sie wieder fahren kann, bestimmt der Wind. Flexibilität ist auf den Hebriden-Inseln Voraussetzung. Wer in Eile ist, meidet diese besser, zu gross ist die Möglichkeit, dass man länger auf den Inseln bleibt als geplant.

 

Isle of Harris – Isle of Scalpay – Was hat Robinson mit dem Leuchtturm zu tun?
Eilean Glass ist der älteste Leuchtturm der Äusseren Hebriden und einer der ältesten Schottlands. In der heutigen Art wurde er von Robert Stevenson, dem Grossvater von Robert Louis Stevenson zu Beginn des 19. Jh. erbaut. Die Stevenson’s bildeten eine Dynastie von Leuchtturmingenieuren. Nur Robert Louis schlug aus der Art und liess seinen Titelhelden Robinson Schiffbruch erleiden, während sein Grossvater, Vater, und seine Onkels darauf achteten, dass genau das nicht passiert.

 

Isle of Lewis – Wohnst du in Schwarz oder Weiss?
Blackhouses sind das grosse Vermächtnis des 18. Jh. Crafterfamilien (Kleinhandwerker) und Crofter (Kleinbauern) lebten in den strohgedeckten Häuschen. In den 1960iger Jahren wurden die letzten dieser ungemörtelten, meist fenster- und abzugslosen 2-Zimmer-Winzighäuser verlassen. Nichts erinnert mehr an die harte Zeit dieser Menschen. Die Lebensweise wird idealisiert und romantisiert und im Tiny-Home werden heute Ferien gemacht. Während im einen Raum des Blackhouse der Rauch des Torffeuers durchs Dach zog und gleichzeitig die oben gelagerten Lebensmittel konservierte, war im zweiten Raum der Webstuhl eingerichtet, auf dem man den typischen Harris-Tweed webte und wo auch das Hausschwein und das Federvieh lebte. Dagegen boten die in den 1880er Jahren erstellten Whitehouses, mit Rauchabzug, grösseren Fenstern, verputzten und weissgetünchten Mauern vielmehr Komfort. Nur noch wenige wollten also in Schwarz wohnen.

 

Die Orkney Islands – foltern einen alten Mann mitten in der Brandung
Schon von der Fähre aus sehen wir ihn: den Old Man of Hoy. Da steht er windumtost und in voller Brandung. Wie lange er das noch aushält weiss niemand so genau, doch seit etwa 200 Jahren trotzt er Sturmfluten, Brandungswellen und Orkanwinden. Aber seine Tage sind begrenzt, der rote Sandstein ist rissig und etwas altersschwach. Wie immer in Gummistiefeln, trotzen wir Moor und Wind und statten ihm in seiner Einsamkeit einen Besuch ab. Der Empfang ist herzlich, angenehm und sonnig. Bye bye! Wir wünschen weiterhin Standhaftigkeit.