17 – Südengland-Cornwall-Irland

12. August – 6. September 2022

Wir erreichen im heissestem Sommerwetter die südenglische Küste bei Dover und geniessen eine wunderbare Fahrt bis hinauf nach Fishguard. Herausgeputzt und blumengeschmückt präsentieren sich die Küstenörtchen, das Klischee vom Sweet Home wird gross geschrieben und zur Schau gestellt. England wie aus dem Bilderbuch. In Eastbourne, dem ehemaligen Nobelbadeort mit seinem mondänen Pier, blühen die gepflegten Gärten der Hotels im viktorianischen Stil um die Wette. Auch die Küstenlinie lässt sich nicht lumpen und sieht aus wie frisch gestrichen. Die weissen Kalkfelsen konkurrieren mit dem blauen Himmel, dem grünen Wasser und dem Leuchtturm von Beachy Head. In Lizard gelangen wir zum südlichsten und bei Land’s End zum südwestlichsten Punkt des britischen Mainlands. Auf dem Weg nach Fishguard, wo unsere Fähre nach Rosslare, Irland übersetzt, versetzen uns zahlreiche Dolmengräber ins Staunen.

Irland beginnen wir mit einer Leuchtturmbesichtigung. Hook Head ist der älteste noch in Betrieb stehende Leuchtturm der Welt. Leuchttürme faszinieren mich, irgendwann werde ich Leuchtturmferien buchen und in einem Firekeepers House dem Wind und dem Wellengetöse zuhören. Die Küstenlinie Irlands ist von Leuchttürmen gut bewacht, denn sie ist atemberaubend steil und die Riffe ragen unter Wasser weit ins Meer hinaus, Schiffspassagen sind eng und gefährlich. Der Italiener Giulielmo Marconi verbesserte Anfang des 9. Jh. die Sicherheit mit seiner Telegrafen-Erfindung enorm und in ganz Irland wird er hoch geschätzt. Wir besichtigen die Funkstation auf Mizen Head, dessen Leuchtturm Fastnet spektakulär in den stürmischen Ozean hinausgebaut ist. Genauso spektakulär muten die Steinkreise mit ihren tonnenschweren, teilweise bis 5m hohen, aufrechtstehenden Steinen an. Für ihre Bedeutung und Verwendung gibt keine eindeutigen Erklärungen. Ebenso nicht für die meterhohen Standing Stones, die man manchmal in einer Wiese findet. Sie stammen alle aus prähistorischer, keltischer Zeit, und wurden später zum Teil als Gräber genutzt. Die riesigen Steinforts hingegen beschützten Bauernfamilien vor einfallenden Räubern und Plünderern.

Unsere Wanderungen führen uns nicht nur zu Klippen und Steinen sondern auch hinauf auf den höchsten Gipfel Irlands. Kein leichtes Unterfangen obwohl der Corran Tuathail nur 1039m hoch ist, verlangt er Trittsicherheit und Ausdauer. Das Wetter ändert von Minute zu Minute, beim Aufstieg durch die Devil’s Ladder brennt uns die Sonne auf den Kopf während auf dem Gipfel und dem Abstieg ein eisiger Wind bläst. So mancher Wanderer muss hier im Nebel gerettet werden oder schafft den Aufstieg erst gar nicht. Einige Tage später steigen wir zum heiligsten Berg Irlands, dem Croagh Patrick 764m, auf. Hier soll der Legende nach der Heilige Patrick 441 n.Chr. 40 Tage gefastet, eine Kapelle erbaut und alle Schlangen der Insel verbannt haben. Am letzten Julisonntag wandern bis zu 30’000 Pilger auf den Gipfel. Die Panoramasicht ist überwältigend, aber darum geht’s wohl nicht.

Mit den Velos erkunden wir die Aran Insel Inishmore, bewundern Landschaft, Robben und die schönen Strickpullover mit den typischen Mustern.

Immer noch wird in Irland mit Torf gefeuert. Die gestochenen Torfstücke liegen zum Trocknen in kleinen Pyramiden auf den Feldern. Doch um das CO2 Ziel zu erreichen, wird wohl bald Schluss sein mit grossflächigem Torfabbau, denn eine intakte, geschlossene Torflandschaft hat die gleiche CO2 bindende Wirkung wie unsere Wälder.

Unsere Küstenfahrt schliessen wir in Nordirland mit dem Giant’s Causeway ab. So ausgeprägte Basaltsäulen sind nur an wenigen Orten der Welt zu bestaunen. Etwas mehr Kribbeln im Bauch als der Damm des Riesen verursacht die Hängebrücke Carrick-a-Rede. Hier haben Fischer früher eine Seilbrücke vom Festland über den Ozean zu einer kleinen Insel gespannt um vom Inselchen aus Lachse zu fangen, die zum Laichen hier vorüberzogen. Heute spazieren Touristen über eine gute Hängebrücke und vor Irlands Küsten werden Lachse in grossen Meerbecken gezüchtet.

Wir erleben schöne Wochen auf Irland, gönnen uns ein Guinness und eine Portion Fish n’Chips.