07 – Wanderungen mit perfekten Endzielen

09. Januar – 25. Januar 2015

Route: Ushuaia > Puerto Natales (Chile) > Torres del Paine > El Calafate (Argentinien) > El Chalten

Nach unserer Antarktis-Cruise bleiben wir noch eine ganze Weile auf Feuerland und in Südpatagonien. Wir hatten immer herrliches Wetter und die Landschaft fasziniert uns sehr. Als erstes treffen wir uns nochmals mit Inge und Werner zum Abendessen in Ushuaia. Es ist ja nicht so, dass wir auf dem Schiff nicht gut abgefüttert worden wären, aber ganz so abrupt wollen wir dann auch nicht mit Schlemmen aufhören. Also ab gehts in ein uriges Restaurant am Pier und bei feinem Lachs mit „Kürbisstunggis“ frischen wir unsere Antarktiseindrücke auf und erzählen uns, wo es nun lang geht. Inge und Werner fahren nach Uruguay und anschliessend nach Guatemala, wo ihr Boot steht. Wir wollen auf Feuerland wandern und dann in die grossen Nationalparks weiter nördlich wechseln.

Als erstes besteigen wir den Cerro Guanako im Nationalpark „Tierra del Fuego“. Eigentlich keine grosse Sache, wären da nicht die vielen Moore. Dank gutem Schuhwerk und einigen Balanceübungen überwinden wir alle Hindernisse und nachdem wir die grosse Schutthalde unterm Gipfel durchquert haben, werden wir mit einer imposanten Aussicht auf Ushuaia, den Beagle Kanal und das Ende der Welt belohnt. Nach fünfeinhalbstündiger Wanderung können wir müde aber zufrieden, winddicht eingepackt sogar noch im Freien sitzen und den Apéro geniessen. Anderntags schliessen wir uns der Warteschlange an, die am letzten Postbüro der Welt den Pass gestempelt haben will und schicken an uns selbst eine Postkarte von da. Das tun wir ab und zu von vielen schönen Orten der Welt. Wenn wir dann wieder zu Hause sind, haben wir eine lustige Sammlung.

Dann gehts Richtung Norden. Das südliche Lands’End ist uns zwar schon richtig ans Herz gewachsen, aber immer wollen auch wir nicht da bleiben. Der Ruta 3 folgend, gibt’s nach ca. 100km schon den ersten Halt. Die Panaderia La Union in Tolhuin kann man wirklich nicht auslassen. Die Süssgebäcke in dieser grossen Konditorei sind einfach sagenhaft und das wifi funktioniert auch schnell und tadellos.

Die Weiterfahrt ist windig – halt richtig patagonisch und geschützte Plätze zum Übernachten sind rar. Also stellen wir uns in der Gegend vor Rio Grande ans Meer und kaum haben wir uns hingestellt, kurvt ein zweites Auto zu uns hin. Tatsächlich, zwei Appenzeller auf dem Weg in den Süden. Sogleich öffnen wir eine Flasche Wein und in geselliger Runde werden Reiseerfahrungen ausgetauscht. Zwei Autos übernachten nun also im Wind am Atlantik. Für uns das letzte Mal für lange Zeit, wir fahren nach Nordwesten Richtung Pazifik durch die Pampa und dann mal wieder nach Chile.

Hier blühen Margeriten und Lupinen um die Wette und wir haben schon 17 Grad. Juhui, der Sommer kommt. In Ushuaia hat’s doch eben noch vorgestern geschneit.

In Puerto Natales decken wir uns für die bevorstehenden Tage mit Lebensmitteln ein. Trockenfrüchte, Müeslistängel, Fertiggerichte – genau, wir wollen WANDERN aber richtig. Im Torres del Paine – zu allen Cerros und Torres und Cuernos – alles wollen wir sehen und bewegen wollen wir uns auch. Auf dem Campingplatz im Torres del Paine erschlägt uns die Hitze, wir haben mittlerweile 25 Grad, wir sind völlig kaputt und sitzen nur da und überlegen uns, wie wir die Wanderungen einteilen wollen. Es gibt da nämlich das O und das W, das man wandern kann – wir sind optimistisch, wir kombinieren beides in ¾ der angegebenen Zeit – schliesslich sind wir fit und zwäg und das Wetter perfekt.

Am andern Morgen sind die Rucksäcke mit Zelt, Mättelis und Schlafsäcken und dem ersten Teil der Verpflegung gepackt und wir wandern bei schönstem Wetter steil bergauf zum Campamento Torres, wo wir das Zelt aufstellen und die Rucksäcke deponieren. Mit leichtem Schritt geht’s nochmals 45 Minuten bergauf und da sind sie dann: die TORRES DEL PAINE in voller Grösse und wolkenlos im stahlblauen Himmel – praktisch eine Sicht der Unmöglichkeit, denn im Normalfall sind sie in den Wolken versteckt. Der Lago Torres glitzert und wir geniessen diese mystischen Berge den ganzen Nachmittag. Irgendwann folgt der steile Abstieg zum Camp und wir reissen den Altersdurchschnitt ziemlich in die Höhe – könnten wir doch die Eltern all jener sein, die hier das Zelt aufgeschlagen haben. Aber wir sind ja erfahrene Zeltler und haben auch das Kochen nicht verlernt… mit Fertiggerichten auch keine ernstzunehmende Sache.

Anderntags wollen wir uns den Sonnenaufgang nicht entgehen lassen und nach einer schier schlaflosen Nacht (das Bett im Landi ist um einiges bequemer) sind wir froh, um 4 Uhr morgens auf Wanderschaft gehen zu dürfen. Die vielen Lichtpunkte der Taschen- und Stirnlampen der Wanderer vor und hinter uns ergeben einen langen Tatzelwurm, der nach oben kriecht. Der Lago Torres ist spiegelblank, es ist eiskalt und der erste Turm kommt langsam in die Sonne und dann der zweite und kurz bevor ich glaube erfrieren zu müssen, wird auch der dritte Turm angestrahlt. Zurück im Camp wird das Zelt abgebaut und dann ein warmer Tee gebraut. Ein leichtes Zmorge und im Galopp sind wir wieder Richtung Tal unterwegs. Dort packen wir um, denn die erste Etappe ist geschafft, nun geht’s an die Weiteren. Also packen wir für 5 Tage Verpflegung ein, noch ein T-Shirt mehr und für alle Fälle noch etwas Warmes. Und los geht’s um 12h30 – 17km über Stock und Stein dem Lago Nordenskjöld entlang, über Wiesen und durch schattige Wälder, aber nicht wie bei uns bergauf und dann ist man oben, nein immer wieder mal 200 m hinauf und dann 150m hinunter und dann wieder hinauf und wieder hinunter…Um 18h30 erreichen wir das Campamento Italiano. Im eiskalten Fluss kühlen wir unsere Füsse, die Rucksäcke wiegen schwer. Anderntags wandern wir ins Valle Frances, vom grossen Gletscher brechen mit grossem Krachen immer wieder riesige Eismassen ab und stürzen ins Tal wie ein Wasserfall. Beim Aussichtspunkt Britanico sitzen wir auf einem Felsblock und bewundern die Cerros Castillos und Cathedral und viele weitere Zacken und Spitzen im blauen Himmel. Die nächste Etappe wird gleich angehängt nachdem wir im Campamento unsere Sachen wieder zusammengepackt haben, wandern wir bei 27 Grad weiter zum Campamento Paine Grande. Wir sind nicht mehr 20 und spüren unseren Körper. Die schweren Rucksäcke, die Hitze und auch die langen Etappen hinterlassen Spuren. Das Campamento Paine Grande ist eine riesige Zeltstadt am Lago Pehoé. Hier kommen auch Schiffe mit weiteren Wanderlustigen an. Die Aussicht auf die Cuernos del Paine ist spektakulär, aber die Aussicht auf ein kühles Bier ebenfalls. Zum Glück kann man hier beides miteinander geniessen, denn vor Ort befindet sich auch ein Restaurant. Und wen treffen wir denn noch an? Richtig, Nick und Jodie aus Australien, die mit uns auf der Antarktistour waren. Wie ist doch die Welt klein. Sie kommen gerade vom Grey Glacier, diese Wanderung haben wir für morgen auf dem Programm. Das ist eine leichte Wandertour, denn wir können wiederum alles stehen lassen und nur mit einem Tagesrucksack losziehen. So, nun haben wir die W-Route gelaufen, alles bei traumhaftem Wetter. Wir brechen unser Zelt ab und nehmen das Schiff zurück. Zwei klapprige Busse bringen uns zurück zum Anfangspunkt, wo wir müde aber glücklich und etwas stolz zu unserer Randulina zurückkehren.

Hier lernen wir Pablo und seine Familie aus Puerto Natales kennen, der ebenfalls einen Defender fährt und uns gleich viele gute Tipps gibt, wo wir einen Service machen können. Denn unser Landi quietscht und zwitschert mittlerweile ziemlich. Mit seiner Drohne macht er auch gleich ein Foto vom schönen Campingplatz mit unserem Auto drauf. An der Laguna Azul erleben wir gegen 6 Uhr einen wunderbaren Sonnenaufgang mit den rot angeleuchteten Torres – es hat sich gelohnt, den Wecker zu stellen.

Das perfekte Wetter nutzend, machen wir uns dann auf die Reise nach El Chaltén via El Calafate. Hier versuchen wir dem Zwitschern unseres Autos auf die Spur zu kommen, doch in 3 Garagen wo Oel kontrolliert und unseren Rädern der Sand ausgeblasen wird heisst es, das ist typisch Landrover. Also geht’s weiterhin pfeifend und zwitschernd durch die Pampa nach El Chaltén, wo wir unbedingt Fitzroy und Cerro Torre sehen wollen. Wir entscheiden uns für zwei Tageswanderungen zu eben diesen faszinierenden Türmen. Da sitzt man dann staunend davor und kommt sich so klein vor. Viele sind unterwegs, bei diesem Wetter und der Kulisse kann man ja nicht auf dem Stühlchen sitzen. Das tun wir dann im Biergarten nach dem Wandern und geniessen noch eine Pizza. Abends, auf einem kleinen Bummel durch El Chaltén, das eigentlich nur aus Unterkünften und diversen Verpflegungsmöglichkeiten besteht, treffen wir auf Stan und Alaida, die auch mit uns in der Antarktis waren. Sie kommen zu uns auf einen Kaffee und wir staunen immer wieder, wie gemütlich unser kleines Auto auch für vier Personen sein kann.