12 – Gauchofest mit Mapuche Traditionen

7. März 2015

In Caviahue, Argentinien, treffen wir Ramon, el Suizo, der uns gleich zu einem Gauchofest einlädt. Es findet die Fiesta del Telar statt, also das Fest der Weber.

Mapuche sind das indigene Volk dieser Region, die noch zu Patagonien gehört. Sie leben hauptsächlich von der Schaf-, Ziegen- und Pferdezucht. Im Gegensatz zu den Besitzern der grossen Estancias zäunen sie ihre Tiere nicht ein. Mapuche sind eigentlich Nomaden. Im Spätherbst ziehen sie mit ihren Tieren von den hochgelegenen Weiden in tiefer gelegene Gebiete.

An der Fiesta del Telar kamen Mapuche aus verschiedenen Regionen bis hin nach Chile zusammen.

Beim Einzug in die Festarena hoch zu Pferd werden diverse Flaggen mitgebracht. Beim Hissen wird jedes Mal die entsprechende Hymne gespielt, dabei singen alle immer kräftig mit, was ich bei uns noch nie gehört habe. Hüte werden gezogen und die Hand auf’s Herz gelegt. Sogar die Pferde verhalten sich still und die Hunde legen sich dabei in deren Schatten.

Die meisten Reiter sind wunderbar traditionell angezogen und die Pferde sind herausgeputzt. Sattelzeug und Lasso sind vom Feinsten, im breiten gewobenen Gurt steckt das Messer, die Bombachas, die weiten Gauchohosen in den Stiefeln aus feinem Leder oder wer keine Stiefel trägt, der trägt Stoffschuhe – die Alpargatas. Selbstverständlich darf die Kopfbedeckung nicht fehlen, ein Hut oder ein Beret gehören ebenso dazu sowie ein Halstuch. Es ist keine einheitliche Tracht, wie wir sie bei uns kennen, es sind Arbeitskleider und es hat zweckmässig zu sein. Frauen auf dem Pferd sind übrigens gleich angezogen wie die Männer.

Nach vielen Begrüssungs- und Festreden kann es dann endlich losgehen.

Zuerst kommen die Kinderwettkämpfe. Da herrscht zwischen Jungs und Mädchen Gleichberechtigung und dem Schafbock ist es egal wer ihn reitet, nur schnell abschütteln ist sein Motto um anschliessend zurück zur Herde zu traben.

Beim Pferderennen ist vor allem Schnelligkeit gefragt, aber ohne gutes Dressurreiten kommt man nicht weiter, denn es gilt, mit dem Pferd einmal um einen Pfahl herum zu reiten, da lässt mancher Grosse seine Zeit liegen und der Kleine wird Sieger, weil er die Disziplin mit dem Pfahl so gut beherrscht. Ein fachmännisches Publikum feuert natürlich jeden Reiter an. Der stolze Sieger darf dann mit einem neuen Hut davon galoppieren.

Als nächste Attraktion folgt das Rodeo. Stiefel werden geschnürt und Sporen montiert, derweil die Pferde an einem Pfahl festgebunden werden. Sie werden nicht gesattelt, bekommen aber einen Bauchgurt mit einem einfachen Zaumzeug. Während die einen alles bocksteif über sich ergehen lassen, werfen sich andere zu Boden oder steigen auf die Hinterbeine. Kaum sitzt ein Gaucho auf dem Pferderücken, lassen ihn die wilden Pferde nicht lange sitzen. Nicht wenige Reiter verlassen den Platz hinkend oder mit schmerzverzerrtem Gesicht. Wer es länger aushält, wird von zwei Begleitreitern vom Pferd gehievt, bevor das Pferd ihn abwerfen kann. Dennoch hat die Ambulanz einiges zu tun.

Derweil findet um die Arena ein Markt statt. Selbstverständlich ist hier das gesamte Zubehör für ein gut und schön gesatteltes und gehalftertes Pferd zu kaufen. An einem anderen Stand gibt es alles für den Reiter. Und weil so ein Fest hungrig und durstig macht, gibt es viele Markthütten mit Empanadas (mit Hackfleisch gefüllte und frittierte Teigtaschen) und Tortas fritas (frittierte Teigkringel), Choripan (südamerikanischer Hotdog mit viel Mayonnaise, Avocadocreme, Würstli ) und Mote con Huesillos (Getränk mit gegärten Weizenkörnern und getrockneten Pfirsichen), Glace, Bier und Softdrinks. Auch der Frucht-und Gemüsehändler ist vor Ort. Es gibt frischen Ziegen- und Schafkäse. Natürlich bieten die Frauen gestrickte Wollwaren und gewobene Decken und Taschen an. Es ist ja das Fest der Weber.

Der Tag klingt mit Musik und Tanz aus.