11 – Vulkane und Araukarien begleiten uns

16. Februar – 06. März 2015

Route: Puerto Montt > Villa La Angostura (Argentinien) > San Martin de los Andes > Pucon (Chile) > PN Conguillio > Caviahue (Argentinien)

Die Fahrt nordwärts ist mit hunderten von Vulkanen gespickt und wo es Vulkane hat, gibt es meistens auch warme Quellen. Hier in der touristisch sehr erschlossenen Region der chilenischen und argentinischen Seenregion haben wir die Qual der Wahl bezüglich Thermen.

Sehr speziell sind die Termas Geometricas. In die enge Schlucht sind Badebecken zwischen 32 und 41 Grad eingebettet, kalte Wasserfälle sorgen für die nötige Abkühlung und abends wird alles mit Kerzen und Lichtbändern diskret beleuchtet. Eine einzigartige Stimmung tagsüber mit dem vielen Grün und nachts im Mondschein.

Im Nationalpark des Vulkans Villarica, der 4 Tage nach unserem Besuch ganz kräftig Asche gespuckt hat, bestaunen wir aber auch die riesigen, urzeitlichen Araukarienbäume, die man bei uns nur in Parkanlagen zu sehen bekommt. Wir wollen durch den Nationalpark nach Pucon fahren, aber die Rangerin meint, die Strasse sei muy muy muy malo und unbefahrbar. Wir wollen es trotzdem versuchen und meinen, wir könnten ja umkehren, wenn die Strasse wirklich unpassierbar sei. Sie rollt ihre Augen-wir werden sehen weshalb. Die ersten 4 km sind supertoll, die nächsten 7 km kann man nicht mal mehr als Schotterpiste bezeichnen, da gar kein Schotter vorhanden ist. Zeitweise ein erdiges, ausgewaschenes Bachbett mit 50 cm tiefen Gräben, das von Stefan einiges an Fahrkönnen abverlangt. Die Strasse ist glücklicherweise so schmal, dass das Auto aber auch nicht kippen kann, wenn es mal in allzugrosser Schieflage ist, das Strassenbord ist so hoch, dass es seitlich stützt. Mehr auf 3 Rädern, denn auf 4 holpern wir vorwärts, an umkehren ist nicht zu denken. Nun wissen wir, weshalb die Parkwächterin die Augen gerollt hat. Ich überlege mir, was passiert, wenn etwas passiert. Retten und abschleppen liegt nicht drin, Trinkwasser ist für die nächsten Tage vorhanden, Essen auch, zur nächsten Rangerstation sind es 5 steile Kilometer, also alles im grünen Bereich. An einem möglichen Autorettungsszenarium mag ich gar nicht rumstudieren, denn dann hängt ein Baum über die Strasse, da Stefan das Steuer hält, ist es an mir, den Baum zu hieven, damit unser Solarpanel nicht in Brüche geht. Ich wünsche mich in die Thermen zurück. Für die 7 km benötigen wir mehr als eine Stunde, aber wir kommen an und der Parkranger auf der anderen Seite wundert sich, schon wieder ein Landi. Später stellt sich heraus, dass auch Christoph und Frizzi diesen Höllenritt getan haben.

In Pucon zuerst ins Café, das haben wir uns verdient. Abends beobachten wir den Vulkan Villarica mit dem Fernglas wie er spuckt. Toll, wir wissen, die Alarmstufe ist mindestens auf orange, wenn nicht rot.

Vulkane begleiten uns auch in Argentinien. Den Lanin besteigen wir aber nicht, die Vorschriften sind uns einfach zu blöd und schöne Aussichten gibt es auch anderswo wie z.B. vom Batea Mahuida aus.

Die Vulkanlandschaft im Nationalpark Conguillio ist wieder ganz anders. Schwarze Lavafelder, schwarzsandige Asche mit silbrig glänzendem Pampagras, tiefgrüne Lagunen mit abgestorbenen Bäumen, die schneebedeckten Hügelketten der Sierra Nevada (eine Sierra Nevada von vielen), bis 1800 Jahre alte Araukarien, 50-60 Meter hohe Bäume mit einem Durchmesser von 2 m. An den weiblichen Bäumen bilden sich die typischen Cabezas, die Köpfe, eigentlich riesige Zapfen, die von den Mapuche mit Lassos oder Schleudern heruntergeholt werden, oder die einfach herunterfallen und dann ihre Nüsslis freigeben. Diese werden in Wasser gekocht oder auf dem Feuer gebraten und sind das Essen der Armen, wie die Maroni im Tessin in früheren Zeiten.

Über den Paso Pino Hachado gelangen wir wieder nach Argentinien. Dort treffen wir in Caviahue, einem idyllischen Skiort am gleichnamigen See mit Ramon el Suizo. Er nimmt uns anderntags gleich mit zur „Fiesta del Telar“, einem Mapuchefest mit Gauchos, Rodeos und Spezialitäten der Mapuche-Indianer.

Der einzig aktive Vulkan Argentiniens, der Copahue räuchelt in den blauen Himmel hinein. Die Thermen in Copahue reizen uns aber nicht wirklich. Und so fahren wir bald wieder los durch uralte verwitterte Vulkanlandschaften. Wir erfreuen uns am Wasserfall Salto de Agrio der sich mit seinen vulkanischen Mineralienablagerungen ein zauberhaft farbiges Bachbett geschaffen hat und über Basaltsäulen in ein hufeisenförmiges Becken stürzt.

Nach 180 km Schotterpiste mit Staub wie Puderzucker, nicht so süss aber so haftend, gelangen wir nach Chos Malal, einer Stadt im Niemandsland. Die Temperaturen sind im oberen 30 Grad Bereich und uns ist alles andere als kalt. Kinder planschen in einem Schwimmbad herum – wir gesellen uns dazu, herrlich diesem Staub zu entfliehen, wenigstens für 2 Stunden. Dann wieder nichts als goldene Grasbüschel im Wind. An der Brücke über den Rio Barrancas verlassen wir die Region Patagonien definitiv.

Nochmals etwa 40 km feinster Asphalt, wir geniessen es. Und dann erst diese spektakulären Farben.

Irgendwo ist ein Gewitter niedergegangen, der Rio Grande (ein Rio Grande von vielen) ist vom Erdreich orange gefärbt, was zu einem weiteren interessanten Farbenspiel wird.

Auf der fast 170 km langen Schotterpiste ab El Sosneado begegnen wir keiner Menschenseele, anfänglich gibt es noch einige Ölbohrpumpen, die Strassen sind entsprechend gut, dann werden sie rauh und wellblechig und sandig. Stefan lässt noch mehr Luft aus den Reifen, was das Fahren angenehmer macht. Es gibt keine Brücken mehr, die Bäche sind glücklicherweise ausgetrocknet. Die Landschaft bietet alles – Pampa, Canyons, von unaufgeregt bis spektakulär. Vor dem winzigen Dorf La Jaule führt die erste und einzige Brücke über den Rio Diamante. Nach der nächsten Kurve werden die Anden sichtbar.

Wir zuckeln weiter auf der Schotterpiste der Ruta 40 Richtung Mendoza-Maipu. Dort werden wir die Vulkane gegen Weinstöcke eintauschen und die Pampa gegen die Anden und werden den „Santalandy Club“ wieder treffen. Wir freuen uns auf die Zivilisation und liebe Freunde.