16. August – 19. August 2025
Mugina (Frontière) – Rutovu – Bururi – Rumonge – Bujumbura – Gitega – Muyinga (Frontière)
Burundi – ein winziges Land in Zentralafrika, halb so gross wie die Schweiz mit fast doppelter Bevölkerung, ist statistisch gesehen mit einem halben US$ pro Tag und Person das ärmste Land weltweit und hat uns tief berührt.
Die Einreise ist etwas chaotisch, nichts ist angeschrieben, alt und marod und alle wollen Geld wechseln, der Schwarzmarkt blüht, für neue Dollarnoten erhält man das 2.5-fache des offiziellen Bankkurses. Wir erhalten für je 40US$ ein 3-Tages-Visum und bezahlen für Randulina 15US$ für 15 Tage. Visaverlängerungen sind möglich, aber eine tagesfüllende Aktivität. Angesichts der miesen Wetterprognose reichen uns die 3 Tage aber vollauf. Aber seit langem fahren wir wieder einmal auf der rechten Strassenseite und sprechen französisch.
Wir reisen an einem Samstag ein, Wochenenden sind nicht ideal und doch war es wohl eines der faszinierendsten Wochenenden! Die prächtige Asphaltstrasse ist zwar nach etwa 30 km fertig und die nächste Route Nationale erweist dem Namen «Ich-bin-auch-ein-Bachbett» alle Ehre. Am Samstag wird geheiratet, das Brautpaar darf im Auto sitzen, alle anderen kommen zu Fuss oder zu fünft auf dem Motorrad oder zu dritt auf Fahrrädern. Seit Jahren gibt es in Burundi keinen Treibstoff, auf dem Schwarzmarkt kostet er das Fünffache des ordentlichen Verkaufspreises (wenn es denn gäbe!). Die Menschen sind unglaublich fröhlich und bunt angezogen, Männern in rosa Anzügen, Frauen mit Sonnenbrillen und in aufwendigen Kleidern aus farbenfrohen Kitenge Stoffen mit Rüschen, Puffärmeln, dekorativen Halsausschnitten und… eigenartigen Körben auf dem Kopf. Ich darf sie fotografieren aber verstehen kann ich nicht, was sie mir zu erklären versuchen. Amtssprachen sind zwar Französisch und Englisch aber die meisten sprechen nur Kirundu.
In einem Geschäft finde ich solche Körbe, allerdings sehen die ziemlich gebraucht aus – non Madame, pas à vendre, seulement à louer pour le marriage… ich bin etwas schlauer. Irgendwann lüftet sich der Schleier: Die Ibiseke-Körbe, typische Korbwaren der Tutsis, sind als Verpackung für Hochzeitsgeschenke gedacht. Mein «will-haben» denkt, ich miete einen und bring ihn einfach nicht zurück. Nein, so frech will ich als Touristin nicht sein. Hilfe naht, ein junger Mann sitzt vor dem Haus und fertigt einen Ibiseke an, mit Hand und Fuss erfahre ich, nein, nicht zu verkaufen! Erst in Bujumbura komme ich zu diesem Korb und blättere 30’000 BIF hin (4 CHF). Ich bin gerüstet, eine Hochzeit steht uns ja bevor!
Burundi ist das Land, wo David Livingstone, der berühmte englische Arzt, Missionar und Afrikaforscher die Nilquelle nicht gesucht hat. Doch da ist sie! Schön gefasst dient sie der Bevölkerung als Trinkwasserreservoir. Wir lassen es uns nicht nehmen, Gesicht und Hände im Wasser des zum längsten Strom der Welt werdenden Wässerchens zu waschen. Aus dem kleinen Bächlein wird flugs ein etwas grösseres, die Namen ändern mit der Grösse, und wir passieren so den Nil immer mal wieder.
In Burundi wird jeder Quadratmeter zwischen und an den steilen Hängen landwirtschaftlich genutzt. Das Land muss seine Menschen ernähren, Hunderte Menschen mit Hacken und Schaufeln zaubern einen Flickenteppich an verschiedenen Grüntönen, kiwigrüner junger Reis, dunkelgrüne Zwiebelröhren, graugrüner Kabis, frühlingsgrüne Erdnüsse, kräftiggrüne Kartoffeln, an den Hängen hellgrüner Tee und weissblühende Kaffeesträucher.
In den tieferen Lagen wachsen Bananen und Palmöl. Wobei der Pegelstand des Tanganyikasees seit 3 Jahren so hoch ist, dass grosse Teile der Ufergebiete weggeschwemmt wurden und somit auch die Palmölplantagen teilweise im Wasser stehen und eingehen. Das Land leidet nicht nur unter Korruption sondern auch an Dürren und Hochwasser. Von den reichen Bodenschätzen an seltenen Erden bleibt nach dem Abbau nicht viel Ertrag im Land. Hier ist nichts fair trade!
Die Armut ist so gross, dass die Kinder zum Arbeiten eingespannt werden. Wir haben in keinem anderen Land soviel Kinderarbeit gesehen. Sie tragen Backsteine und Feuerholz auf dem Kopf, sie füllen Schwarzmarktbenzin in Kanister ab, sie tragen Wasserkanister oder ihre Geschwister, eine Hacke über der Schulter ist keine Seltenheit. Sie helfen einander schwer beladene Fahrräder zu schieben. Die Schulen am Montag sind leer, kein einziges Kind haben wir in einer Schuluniform gesehen. Schulen sind teuer und etwas für die Oberschicht. Immer wieder Wegweiser «Lycée». Aber die zerlumpten Kinder haben keine Chance. Oder standen sie Modell für die Modeschöpfer, welche die zerrissenen Jeans salonfähig machten? Es hat uns mehr als einmal Wasser in die Augen getrieben. Sicher kein Land für Afrikaanfänger. Aber trotz allem gibt es immer wieder Situationen zum Schmunzeln und Staunen.