51 – Panamá

02. Februar – 18. Februar 2017

Route: Panamá City > PN Sobranía > Punta Chama > Valle de Antón > Azuero Halbinsel > Santiago > Santa Fé > Pazifikstrände > Volcán > Boquete > Almirante

„Hier ist alles viel grösser, Bär“, rief der kleine Tiger, „Panama ist so wunderbar, wundervoll schön, nicht wahr?“ „O Tiger“, sagte jeden Tag der kleine Bär, „wie gut es ist, dass wir Panama gefunden haben, nicht wahr?“ (Zitat aus dem Kinderbuch „Oh wie schön ist Panama“ von Janosch)

Dem können wir nur teilweise beipflichten, aber auch Panamá hat seinen Reiz. Sei es drum, weil Stefan in Colón unsere Randulina und Danny seinen Kombi unversehrt aus dem Container fahren konnten während Shannon und ich die Warterei am Swimmingpool des Radisson verbrachten; sei es drum weil Panamá ein Steuerparadies ist, was uns zwar nichts bringt ausser relativ günstige Einkäufe und wir so das Reisebudget nicht überziehen müssen; sei es drum, weil es unser erstes Land in Zentralamerika ist oder sei es drum, weil der Pazifik so warm ist. Der erste Eindruck in Colón ist nicht der Beste, ist geprägt von Unfreundlichkeit, verwahrlosten und zugemüllten Wohnsiedlungen, Verkehrsstaus ohne Ende. Nur schnell weg hier.

Panamá City empfängt uns mit modernen Wolkenkratzern und der hübschen Altstadt Casco Viejo, dessen Häuser bis zum geht-nicht-mehr rausgeputzt sind oder werden. Gleich angrenzend befinden sich die Slums (7900 US$ pro Kopf Einkommen, ein Drittel der Bevölkerung lebt in bitterster Armut), durch die wir jeweils mit dem Taxi zu unserem Hostal in der ehemals amerikanischen Kanalzone zu fahren haben.

Sonntags fahren wir an den 1914 eröffneten Panamakanal und bestaunen die neuen Aguas Clara 3-Kammer-Schleusen bei Gatún, die Mitte Juni 2016 fertiggestellt wurden. Unglaublich wie die Containerschiffe mit winzigen Lotsenschiffen, die aber über fast 7000PS Motorenleistung verfügen in die Schleusenkammern gezogen werden. Innerhalb von 5 Minuten ist die Kammer geschlossen, das Wasser wird in 17 Minuten ab- oder hineingepumpt und das Schiff wird in die nächste Kammer gezogen. Ein Schiff, das in New York ablegt und San Franzisko als Zielort hat, spart so 14‘484km, statt ums Kap Horn fährt es via Karibik in den Pazifik quasi über Land.

Als Museumsmuffel entscheiden wir uns für das Biomuseo, dessen Architekt Frank O. Gehry ist und dessen Guggenheimmuseum wir in Bilbao bestaunten. Etwas Kultur muss ja sein. Das farbige Gebäude ist aber nicht nur aussen eine Augenweide sondern auch innen ein Erlebnis. Das war dann für uns genug Stadt und wir verbringen die weitere Zeit lieber in der Natur. Es ist doch viel schöner, ein Faultier beim Klettern zu beobachten, die Tukane über sich wegfliegen zu sehen oder den Affen bei der Morgentoilette zu stören. Dass wir dabei auch noch auf Jan treffen, den wir beim Verschiffen kennengelernt haben, macht das ganze zu einem Glücksfall. Er, als Hobbyornithologe mit Adleraugen versehen, erspäht einiges Federvieh schon vor uns und weiss auch gleich alle zu benamsen, falls gewünscht mitsamt den wissenschaftlichen Namen. Beim gemeinsamen Zmorge strolcht ein kleines Agouti herum und frisst unsere Bioabfälle. Praktisch.

Während wir in Südamerika fast nie am Pazifik waren (kalt, windig, grau, vermüllt) lockt er uns hier. Tropische Temperaturen, schönste Blautöne, lockere Sommerferienstimmung, man will gar nicht mehr weg. Da es nachts gut abkühlt, ist auch das Schlafen kein Problem.

In Volcán und Boquete dagegen, ein wenig in den Hügeln im Nebelwald, nehme ich meine Fleecedecke wieder hervor. Der Nebelwald macht auf unserer Wanderung seinem Namen alle Ehre und nebelt die Aussicht zu. Den einzigen Vulkan Panamás, den Barú, bekommen wir nie zu sehen. Den legendären Vogel Quetzal auch nicht. Einige Kaltfronten bereiten nicht nur den Kaffeebauern schlechte Ernten, sondern erschweren auch die Nistbedingungen für den schönen Vogel mit seinen langen Schwanzfedern. Dann sollens halt Orchideen sein, und wir steuern die Finca Dracula an, aber nein, da werden wir unfreundlich abgewiesen, geschlossen bis 2018. Auch in der Rumdistillerie stossen wir auf verschlossene Türen. Glück haben wir nur in der Janson Kaffee Plantage und kommen hier in den Genuss eines Geisha Kaffees, der aus den ursprünglichen, sehr grossen Kaffeebohnen gebraut wird. Allerdings werden diese nur sehr hell geröstet, es ist mehr Tee als Kaffee und wird fast ausschliesslich nach Asien exportiert. Die dunkle Röstung hat uns weit besser gemundet und dass wöchentlich ein Container voller Kaffeetüten nach Rotterdam verschifft wird um von Kunden der holländischen Kaffeehauskette „Bagels and Beans“ geschlürft zu werden, zeigt den unterschiedlichen Geschmack zweier Kulturen ganz gewaltig auf.

Vom kühlen Hochplateau, wo nebst Kaffee praktisch das ganze Gemüse Panamás angebaut und auch Nueva Suiza genannt wird, zieht es uns hinunter durch den immergrünen Regenwald. Dabei finden wir Orchideen am Strassenrand, nicht die berühmte „Dracula vampira“ aber immerhin.

Den Blutsauger treffen wir am Grenzposten in Sixaola. Der entdeckt nämlich, dass auf unserem temporären Autoeinfuhrpapier steht, dass wir in Paso Canoa ausreisen werden. Irgend eine Sekretärin hat das Feld bei der Einreise in Colón ausgefüllt mit der Aussage, da müsse etwas stehen. Unser Zollbeamte meint, das könne er regeln, aber es koste 20US$. Dazu bin ich gerne bereit, denn den Umweg zu fahren käme uns einiges teurer zu stehen. Ich mach aber etwas auf naiv und frage nach der Quittung. Ja, er käme nach draussen, da könne ich ihm den 20$ Schein übergeben, denn im Büro hätte es Kameras und er würde es mir gleich erklären. Ich brauch keine Erklärung, ich weiss schon lange worum es geht. Schau, du hast einen Vorteil und ich will meinen!!

Es ist wirklich das erste Mal auf der ganzen Reise, dass einer Schmiergeld will. Noch nie haben wir was bezahlt, nie hatten wir diesbezüglich Probleme. Das war der letzte Eindruck von Panamá! Oh, Panamá ist nicht ganz so schön.

Wir vermissen die immer freundlichen, immer lachenden Kolumbianer mit ihrem typischen „Si Señora!“ „ Con mucho gusto, Señor“, während die Panamaer meist mit einem „zwänzgabachti Lätsch“ unterwegs sind. Und jetzt ist uns auch klar, weshalb alle Reisenden, die in umgekehrter Richtung unterwegs sind als wir (von Nord nach Süd) immer von den Kolumbianern geschwärmt haben. In Nord-Süd Richtung sind ausser den zugeknüpften Bolivianern alle lächelnd und freundlich unterwegs. Así es la vida!