52 – Costa Rica – Pura Vida Gastbericht von Eliane Weiss

19. Februar – 19. März 2017

Route: Alajuela > Orosi > Horquetas > Volcano Arenal > Monteverde > La Cruz > Playa Conchal > Playa Pelada > Montezuma > Tarcoles > Parrita

Pura Vida – Pures Leben. Mit diesen zwei Worten werden wir bereits am Flughafen in San Jose begrüsst. Sie beschreiben den Lebensstil der Costa Ricaner und sind gleichzeitig ein Ausdruck der Zufriedenheit und des Geniessens. Pura Vida zur Begrüssung, Pura Vida zum Abschied. Nimm es locker, alles ist gut, das ist das Leben, das ist Pura Vida. Diese Worte begleiten uns – mich, Iris „Gottenmeitli“ und meine Eltern Erich und Sonja, zusammen mit unseren „Reiseexperten“ Iris und Stefan“ für knapp drei Wochen durch Costa Rica – der Schweiz von Zentralamerika.

Diese Worte hämmern wir uns schon bei unserer Ankunft in den Kopf, denn unsere Geduldsfäden werden bereits am Flughafen und beim Autoverleih stark auf die Probe gestellt. An die angenehme Temperatur der Stadt brauchen wir uns nach der kühlen Schweiz gar nicht erst zu gewöhnen, denn unsere Reise führt uns zuerst in die Höhe und wir übernachten in einem herzigen, jedoch nicht sehr winddichten Holzhaus auf 1800m – bei gefühlten null Grad. Und wir dachten, unsere Ferien führen uns an die Wärme! Warmes Wetter kommt jedoch noch früh genug. Punkt Nummer eins auf der Liste der Sehenswürdigkeiten: Der Vulkan Poas. Die happigen Eintrittspreise – Costa Rica gleicht von den Lebenskosten her sehr der Schweiz, ist also nicht gerade billig – halten uns nicht davon ab, den Nationalpark zu besuchen und den Krater mit seinem See in der Mitte auf 2750m zu bestaunen. Wir sind wohl im Vulkan-El Dorado gelandet, denn dieses Gebiet trumpft mit mindestens sechs davon. Den Höchsten des Landes – Volcano Irazu – sehen wir bereits Tags darauf. Jedoch nur von Weitem, denn laut Iris und Stefan lohne es sich nicht, diesen zu besichtigen.

Dafür lohnt sich die Kaffeetour, auf der wir den ganzen Prozess vom Kaffeebaum bis hin zum Getränk mitverfolgen können. Es lohnt sich vor allem auch für die Sandfliegen, die an uns ein Festessen haben. An die 50 Mückenstiche (gemäss einer Zählung an mir selber haben sich während der ganzen Zeit ca. 65(!) Mückenstiche und Bisse angesammelt) plagen uns noch beinahe noch den ganzen Rest der Reise. Dafür entdecken wir alle den tief in uns schlummernden Birder – wir mutieren zu passionierten Vogelbeobachtern. Es beginnt im Nationalpark Tapenti, wo wir beinahe die einzigen Gäste sind und wo tausende Vögel hausen. Jedes kleinste Geräusch lässt uns aufhorchen und neue Vogelarten entdecken. Auch die Pflanzenvielfalt beeindruckt sehr.

Mein Ziel ein Faultier in freier Wildbahn zu sehen hat sich in Horquetas erfüllt, im sogenannten Frogs Heaven. Unser Guide – der selbsternannte komische Vogel des Dorfes – führt uns in seinem riesigen Garten herum und lockt Vögel und Frösche an. Der Rotaugenlaubfrosch – Costa Ricas Nationaltier, der giftige Glasfrosch und weitere farbige Frösche, die wir allein wohl nie gesehen hätten zeigen sich.

Ca. 80 Prozent von Costa Ricas Strassen sind Schotterpisten. Nur langsam gewöhnen wir uns an die holprigen Fahrten, bis uns normale Strassen zu Ende unserer Reise gar etwas zu langweilig werden. Des Weiteren wird die Fahrt auch durch Faktoren wie Tiere, Äste oder Flüsse erschwert. Während Iris und Stefan gewohnt mutig und ohne mit der Wimper zu zucken durch die Flüsse brausen, stehen wir mit unserem (zwar nicht sehr) kleinen Toyota oft hinten an und ringen mit uns selber. Würde es unser Auto dem grossen Land Rover der Zehnders gleichtun oder schwappt das Wasser ins Innere des Wagens? Doch immer wieder überrascht uns unser 4×4 aufs Neue und führt uns bei Wind und Wetter durch jede Schotterstrasse, jeden Fluss und über jeden steilen Weg. Ohne Iris und Stefan hätten wir unsere Reise wohl auf den befestigten Strassen entlang der Nord- und Südachse verbracht.

In Monteverde überrascht uns eine beinahe wolkenlose Sicht auf den noch immer aktiven Vulkan Arenal. Lediglich ein kleiner Wolkenhut stülpt sich über die Spitze des Berges. Komplett wolkenlos scheint dieser Vulkan nie zu sein. Auf der Wanderung auf den Cerro Chato, gleich neben dem Arenal, wird unsere Ausdauer getestet. Während dem vierstündigen Weg (zwei Stunden hoch, zwei retour) durch den nassen Schlamm, die rutschigen Steine und engen Passagen des Regenwalds, kommen wir dem Gipfel immer näher. Dort angekommen finden wir uns mitten im Nebel wieder, der sich kurzzeitig lichtet und uns den traumhaften Blick auf den Kratersee gewährt. Der darauffolgende Muskelkater begleitet uns durch die nächsten zwei Tage.

Die Gastfreundschaft der Landsleute ist gross. So halten wir an vielen herzigen Cafés oder kleinen Farmen und werden stets herzlich begrüsst. Beispielsweise bei einer Ananasplantage, auf der wir eine Privattour erhalten und dabei die beste Ananas überhaupt essen dürfen. Oder ein kleines Café, in dem wir selber unseren eigenen süssen Zuckerrohrsaft pressen.

Eine kurze Wanderung führt uns im Selvatura Park über Hängebrücken, hoch über dem Dschungel und endet mitten im Wald, wo wir von Kolibris umringt werden. Nahe der Nicaraguanischen Grenze stossen wir auf eine Pension, die von Schweizern geführt wird. Diese leben seit 20 Jahren hier und unterhalten kleine Bungalows. Brüllaffen, Vögel, Geckos und Insekten – eine unglaubliche Geräuschkulisse begleitet uns durch die Nacht.

Endlich Meer. Ein kurzer Abstecher führt uns an die Pazifikküste, leider ist das Meer dort sehr kalt. So ganz haben wir den Sommer also noch nicht erreicht. Aber nur etwas weiter der Küste entlang in Richtung Süden finden wir, worauf wir die ganze bisherige Reise gewartet haben – die Wärme. Der Küste der Halbinsel Nicoya entlang von Strand zu Strand, einer schöner als der andere, werden die Temperaturen und das Wasser immer wärmer. Am Strand liegen und einfach mal nichts tun – Pura Vida. Wir verlassen Nicoya mit der Fähre, die uns nach Puntarenas bringt und hoffen im Nationalpark Carara auf die lang ersehnten Aras zu treffen. Über eine Brücke, unter der dutzende Krokodile und Leguane faul in der Sonne liegen, bis hin zum Park, der direkt an der Strasse liegt. Leider lassen sich nur wenige der farbigen Papageien blicken. Somit neigt sich unsere Reise auch schon beinahe dem Ende zu und wir verbringen die letzten beiden Tage an der Sonne, kräftige Sonnenbrände inklusive.

Die Rundreise durch Costa Rica führten uns 1600km über Schotterpisten zu Vulkanen, Regenwäldern und zu wunderschönen Stränden. Wir erlebten Affen, Vögel, Krokodile, Leguane und Insekten, die wir nie zuvor gesehen haben. Waren Temperaturen von 5 bis hin zu beinahe 40 Grad ausgesetzt und überstanden übelste Muskelkater, dutzenden Mückenstiche und grossflächige Sonnenbrände. Und nicht zuletzt durfte ich viele Stunden mit meinem reisefreudigen Gotti geniessen und ein tolles und vielseitiges neues Land kennen lernen.

Vielen Dank für die vielen Apéros, für die geduldige Reiseleitung und die schöne Zeit. Erich, Sonja und Eliane