07. Juli – 15. August 2025
Kasumulu Border Post – Matema – Mbeya – Makambako – Njombe – Songea – Mbinga – Mbamba Bay (Fährpassage auf dem Malawisee) Ndumbi Port – Kitai – Songea – Kilimasera – Tunduru – Masasi – Mikindani – Lindi – Kilwa – Nyamisati – Mafia Island – Nyamisati – Dar-es-Salaam – Stone Town Sansibar – Dar-es-Salaam – Kilwa – Selous NP – Morogoro – Mikumi NP – Iringa – Ruaha NP – Isimila Rock Pillars – Mafinga – Mbeya – Kipili – Katavi NP – Uvinza – Kigoma – Gombe NP – Manyovu Border Post
Grenzorte sind meist hässlich, aber der Kasumulu Grenzübergang mit seinem Lastwagenchaos macht es noch hässlicher. Nichts desto trotz geht alles flott und zackig, der ATM spuckt Geld aus und macht uns einmal mehr zu Millionären. Für 380 CHF gibt es stolze 1.2 Mio Tansanische Shilling.
Als erstes fahren wir zum Malawisee. Heute ist Sabe-Sabe, Kleinbauerntag und offizieller Feiertag. Die Kleinbauern arbeiten in den grossen Reisfeldern, verkaufen Bananen und Kokosnüsse. Neue grössere Autos, starke Motorräder, gut gebuchte Ferienhäuser am See sind der Zeiger, dass es den Menschen hier wirtschaftlich viel besser geht als jenen in Malawi. Die Strassenmärkte sind gut assortiert.
Wir können uns nicht so schnell an soviel Verkehr gewöhnen und nehmen eine landschaftlich attraktivere Piste durchs Hinterland. Vorbei an Kakao-, Kaffee- und Bananenplantagen und Kartoffeläckern. Die Beine vertreten wir uns an einem kreisrunden Kratersee.
Mbeya, eine Grossstadt, wächst wie ein Oktopus in alle Richtungen, Verkehr, Abgas, Stau und eine endlose Baustelle. Wir brauchen Stunden, bis wir die Stadt durchquert haben, werden aber auf der Lunji Kaffeefarm für alles entschädigt. Ein traumhafter Garten mit unzähligen Vögeln und Kaffee ohne Ende. Clemens nimmt uns grad mit und erklärt geduldig den Weg von der Bohne zur Tasse. Alles Handarbeit wie überhaupt die ganze Landwirtschaft.
In der Kaffeestadt Mbinga spazieren wir trotz Tropenhitze durch den Markt und finden ein Café mit Kuchen! Klimatisiert! Es gibt genügend Strom! Das sind wir uns schon gar nicht mehr gewohnt, denn im südlichen Afrika ist «Load Shed» DAS Thema! Ohne funktionierendes Strom- und Strassennetz ist an ein wirtschaftliches Wachstum nicht zu denken! Wir haben das südliche Afrika definitiv verlassen und befinden uns in Ostafrika.Trotz Strom geht ohne Man- und Frauenpower auch hier gar nichts. Die Felder werden von Hand bestellt, die Bretter in den grossen Sägereien werden von Menschenhand auf die Lastwagen verfrachtet.
Durch den Brotkorb Tansanias fahren wir wieder an den Malawi See. Hier hat mein kreativer Reiseplaner die Idee, Randulina auf’s Schiff zu verfrachten und auf dem See nordwärts zu schippern. Was für eine grandiose Reise. Und was für Lasten aufgeladen werden, wir stehen neben der Waage, die bei manchen Säcken mit Kassava, Mais oder Holzkohle 80, 100 und mehr Kilos anzeigen. Ein Fitnessabo brauchen diese Kerle nicht.
Immer wieder suchen wir mangels touristischer Infrastruktur mit Hilfe der Satellitenkarte Wildcampspots. Immer möglichst weit von den riesigen Kohleminen entfernt, deren schwarzer Staub die Lungen der hiesigen Bevölkerung füllt.
Durch Cashewplantagen und Palmenhaine gelangen wir nach Mikindani am Indischen Ozean, dem Startpunkt David Livingstones zur letzten Reise nach Zentralafrika. Im Old Boma Hotel dürfen wir auf dem Parkplatz übernachten und in die koloniale Atmosphäre Deutsch Ostafrikas und später Englands eintauchen. Mikindani spielte während der Sklavenzeit eine traurige Rolle, es war einer der Ausgangspunkte, den die Sklaven erreichten, bevor sie nach Sansibar und von dort v.a. auf die Arabische Halbinsel verschifft wurden.
Wir tuckern dem Indischen Ozean entlang und gelangen nach Kilwa. Wir besuchen Kilwa Kisiwani, seit dem 9. Jh. von Iranern und im 13./14. Jh. von den Sultanen von Oman als Handelsstützpunkt und Niederlassung erbaut. (Gold, Silber, Perlen, Parfum, arabisches Geschirr, persische Tonwaren, chinesisches Porzellan, Elfenbein und Sklaven). Moscheen und Paläste gehören zur damaligen Zeit zu den schönsten und grössten Bauwerken in Ostafrika. Die Kuppel der Grossen Moschee ist bis ins 19.Jh. die grösste Ostafrikas. Im 16.Jh. leiten die Portugiesen den Niedergang der Insel ein.
Der andere Abstecher führt uns auf Mafia Island. Eine entspannte Nummer abseits des Touristenstroms. Wir geniessen die Geruhsamkeit an den weissen Stränden, unternehmen Boots- oder Tuktuk Ausflüge.
Dar-es-Salaam, die arabische Note kann die Hafenstadt nicht verleugnen, ist heute wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt und Ausgangsort für unseren Abstecher nach Sansibar.
Man muss nicht zwingend in die Touristenmetropole. Aber Stone Town, die Stadt aus Korallensteinen hat ihren eigenen, etwas maroden Charme wenn man sich dem Pauschaltourismus entzieht und seine eigenen Wege sucht. In den engen Gassen mit den prächtigen arabischen und indischen Türen, auf der Fischauktion oder im Marktgewimmel oder doch ganz touristisch auf einer Gewürztour warten kleine und grössere Trouvaillen auf uns. Auf Sansibar gehören 99% der Bevölkerung dem Islam an, Frauen in wunderschön farbenprächtigen Burkas (offiziell in Tansania verboten) schlendern durch die Gassen und Männer in der Galabeya und dem Kufi spielen Bao, kleine Buben, ebenso gekleidet wie die Väter, spielen Fussball und Schulmädchen im Hidjiab kichern. Am Morgen um 5.30 Uhr weckt uns der Muezzin und unser Ausflug fühlt sich an, als wären wir bereits auf der arabischen Halbinsel.
Sansibar war der grösste Sklavenumschlagplatz bis die Engländer 1909 den Sklavenhandel verboten. Sklavenhändler, v.a. der Yao Treib, waren federführend im «Beschaffen» der Sklaven bis tief in den Kongo hinein. Die Gewürzinsel wäre ohne Sklaven kein Gewürzparadies geworden, mussten doch zehntausende in den Nelkenplantagen arbeiten.
Tansanische Nationalparks sind für Selbstfahrer extrem teuer, so kostet allein der Eintritt für unsere Randulina 150 US$ pro Tag und der administrative Aufwand ist enorm. Da heisst es Entscheidungen treffen. Im Selous NP nehmen wir diese Strapazen und den finanziellen Aufwand auf uns, und für den Preis von stolzen 300 US$ gibt es keine Karten und keine Infos. Durch den Mikumi NP und den Katavi NP fahren wir im Transit und trotz vieler Lastwagen sind die Tiere – sogar 2 Löwen überqueren eilig die Strasse – vom Strassenrand aus zu sehen. Den Ruaha NP leisten wir uns als geführte Safari Tour. Innocent ist ein Führer mit einem profunden Wissen, bildet er doch junge Menschen zu Safariguides aus. Der absolute Höhepunkt bietet sich uns mit 11 faulen Löwen, die von einer Herde Elefantendamen mit lauten Trompetenstössen aus dem Mittagsschlaf gerissen werden.
Auf unserem Weg an den Tanganyika See liegen die Isimila Rock Pillars, eine absolut gigantische Landschaft. Der Mbozi Meterorit dagegen ist einfach ein Eisenklotz, der vom Himmel gefallen ist. Am See selber liegt das Kipili Old Monastery, 1860 von den italienischen Weissen Vätern gegründet. Hier haben sie nicht nur missioniert, sondern von den Arabern auch Sklaven freigekauft. Die Mönche ihrerseits hat niemand vor Malaria und anderen Tropenkrankheiten beschützt und nach relativ kurzer Zeit verwaist und verfällt das schöne Kloster. Für unsere Übernachtung hoch über dem Tanganyika See eine herrliche Kulisse.
Die alptraumhafte Wellblechpiste durch den Katavi NP bietet zwar landschaftlich einiges, doch unsere Randulina leidet am Stossdämpfer. Immer in den NP passieren uns Pannen, hatten wir doch im Selous einen platten Reifen. Aber immer haben wir Glück im Unglück, können uns selbst helfen, oder es wird geholfen. Doch der Stossdämpfer hält nur kurz, in Kigoma muss ein Profi her!
Die uralten Salzminen von Uvinza, wo das Salz von Hand geschöpft wird, faszinieren uns sehr. Und die Verkaufsstände ebenfalls.
Und schon bald beginnt unser letztes Tansania Abenteuer! Im Gombe NP, direkt am Tanganyika See gelegen und nur per Boot erreichbar, suchen wir auf Jane Goodalls Spuren die Schimpansen. Steil auf und ab kriechen wir durch den Primärurwald und werden bald fündig und dürfen sie während einer Stunde ausgiebig beobachten. Was für ein eindrückliches Erlebnis der ersten Tansania Etappe.