36 Malawi – The warm heart of Africa!

09. Juni – 06. Juli 2025

Border Post Mchinji – Lilongwe – Dedza – Golomoti Pass – Cape Maclear – Livonde NP – Zomba – Phalombe – Muloza – Mulanje Mountains – Thyolo – Blantyre – Majete NP – Blantyre – Dedza – Golomoti Pass – Senga Bay – Nkhotakota –Chintheche – Nkhata Bay – Mzuzu – Rumphi – Vwaza Marsh NP – Nyika NP – Rumphi – Livingstonia – Chitimba – Chilumba – Kasumulu Border Post zu Tansania

Wie immer gehen wir gut vorbereitet an die Grenze mit den nötigen Papieren aber ohne Visa. Wir lösen «Visa on arrival», erklären mündlich, wo wir die erste Nacht verbringen werden und dass wir uns freuen, ein wunderschönes Land bereisen zu dürfen. Die nötigen Smiles an der richtigen Stelle, die Stempel in den richtigen Spalten, US$ für die Visa, Malawische Kwacha für Road/Carbon Tax und die Haftpflichtversicherung, deren Preis verhandelbar war. Das alles dauert gleich lang, wie der Kauf der Airtel SIM Card – 90min.

Wir wissen im Vorfeld bereits einiges über «The warm heart of Africa», nämlich, dass man Euro oder US$ am Strassenrand zu einem Super-Schwarzmarkt-Wechselkurs umtauscht und ergo die Kreditkarten tief im Portemonnaie drin lässt. Wir wissen, dass Malawi 3x so gross wie die Schweiz ist und immer am Staatsbankrott vorbeischrammt und weil Dollars fehlen, auch praktisch kein Benzin oder Diesel ins Land kommt. Wir hatten Glück, Diesel gab es diesmal, aber die Schlangen an den Benzinzapfsäulen waren lang. Man parkiert gleich das Auto vor der Tankstelle, frei nach dem Motto: falls es dann gibt, bin ich schon da! Mit unserem Wechselkurs tanken wir für 0.80 CHF. Wen wundert’s, dass das Fahrrad auch ein Lastwagen und ein Taxi ist, treibstoffunabhängig, umweltfreundlich, günstig und überall einsetzbar. Und natürlich wissen wir vom Malawisee/Nyasasee, dass er auf der Rangliste der weltgrössten Seen Platz 9 belegt und der fischartenreichste See der Welt ist – ein richtiges Aquarium, das sich uns nicht erschliesst, weil wir weder Schnorcheln noch Tauchen. Und wir wissen, dass Malawi 1964 von Grossbritannien unabhängig wurde. Ha und das beste: Auf der 50-Kwacha-Banknote ist der LandRover abgebildet, der im kolonialen und auch postkolonialen Afrika eine entscheidende Rolle spielte. Sympa, oder?

Malawi ist strukturschwach, verfügt über keine Bodenschätze und ist demzufolge für Investoren unattraktiv. Exportgüter sind Tabak, Zucker, Tee im grossen Stil und im kleinen Reis und Mais in guten Erntejahren. Der Grossteil der Bevölkerung lebt von 1-2 US$/day.

Auf unserem Weg über den Golomoti Pass hinunter an den Malawisee haben wir einen interessanten «Industriezweig» gefunden. Die Holzspielwarenmacher! Wir haben den 8 Jungs eines kleinen «Budelis» gleich einen Auftrag erteilt. «Könnt ihr?» und wir zeigen auf unser Auto, «Yes, we can!» und sofort wird fotografiert, beratschlagt und über den Preis verhandelt. «ok Boss, ok Madame, give us 14 days and your number, we call you!» Wir teilen unsere Weiterreise so ein, dass wir 14 Tage später wieder vor Ort sind. Unser Herz hüpft als wir das Ergebnis in den Händen hielten. Und das der Jungs auch, als sie zusätzlich ein Victorinox-Messer erhalten!

Der Malawisee mit seinen Sandstränden lädt zum Dolce far niente ein. Und immer wieder, wenn wir von der Kälte in den Bergen genug haben, finden wir hier unten schöne Plätze um Wärme zu tanken. Allerdings hat das Baden so seine Tücken, denn die Gefahr eine Bilharziose einzufangen, ist relativ gross und das Gefühl, dass durchs Gedärme und unter der Haut etwas kriecht, nicht unbedingt prickelnd.

Prickelnd sind im Liwonde NP die prächtigen Löwen, die sich zur Jagd auf Wasserböcke vorbereiten. Einen hat die Lady schon erledigt, er wird aber gleich ausser Sichtweite der Fotografierenden abtransportiert, aber Simba mit der stolzen Mähne schickt seine Damen nochmals aus, während er gemütlich hinterher trottet.

Schottische Gefühle weckte bei uns das Zomba Plateau. Nebel und Nieselregen vereiteln die tolle Aussicht. Den Holzträgerinnen scheint das nichts auszumachen. Ihre 30kg schwere Holzlast hieven sie wie Zündhölzer auf den Kopf, ich vermag sie nicht mal annähernd vom Boden abzuheben. Das Holz wird kopflastig nach Zomba transportiert und für 3’500 MKw (1 CHF) verkauft. Nach fairen Arbeitsbedingungen und Mindestlohn fragt hier keiner. Wir geniessen in Zomba malawischen Kaffee und Samosas für ein Vielfaches!

Selbstverständlich ist «the warm heart of Africa» kein Touristenslogan, denn Pauschaltouris verirren sich selten bis nie hierher. Der Slogan wird gelebt. Das erleben wir auf unserer Odysee im Mulanje Gebirge. Eigentlich wollen wir auf einer Piste über einen kleinen Pass im Gebirge fahren und Fort Lister der englischen Anti-Sklaven-Einheit besuchen. Das Yaovolk mit seinen Chiefs waren die grössten Sklavenlieferanten. Via Nakhotakota wurden die Sklaven nach Sansibar gebracht und dort von den Portugiesen nach Südamerika (Brasilien) verschifft. Ein grausiges Kapitel! Aber weiter im Text zu unserer Odysee. Kurz vor Fort Lister geht nichts mehr, eine eingestürzte Brücke, ein Behelfsbau nur noch für Fussgänger, kein Durchkommen für 3.5t. Also wieder zurück nach Phalombe im Flachland. Der nächste Versuch, auf einer anderen Route nach Muloza zu kommen endet an einem breiten Fluss, auch hier ist die Brücke eingestürzt. Sofort kommen Einheimische und erklären in schlechtem Englisch, seit dem 12. März 2023 mit dem verheerenden Zyklon Freddy, seien alle wichtigen Streckenabschnitte demoliert und der Staat helfe nicht beim Wiederaufbau obwohl Geld dazu gesprochen worden sei. Korruption ist ein weiteres Kapitel in Malawi, das von internationalen Investoren deswegen gemieden wird. Nun gut, wir begutachten die Lage, die Wassertiefe und Flussbreite sind keine Hindernisfaktoren, aber ein riesiger Baumstamm und mehrere grosse Felsblöcke, die sich unter der Diffbox verklemmen könnten, liegen da drin. Also engagieren wir einige starke Männer, die für uns den Weg freiräumen und unter Geklatsche und Geschrei fahren wir durch den freien Fluss, allerdings kommen wir nur wieder etwa 5km weit, diesmal ist es ein Tobel mit einem Behelfsbrücklein – nichts für uns. Also zum Dörfli zurück, wo der Chief bereits einen Jungen mit Englischkenntnissen beordert hat, mit uns als Lotse mitzufahren. 20km durch Bäche, Matsch, Äcker und winzige Dörfer bis wir auf der Hauptpiste ankommen. Dem Jungen winkt ein saftiges Trinkgeld und ein Motorradtaxi für die Rückfahrt in sein Kaff. Uns wird überall johlend gewunken, wie immer wenn Azungus/Weisse/Freunde vorbeikommen. Es wird uns erst klar, als wir auf dem Camp ankommen und von unserer Fahrt erzählen, dass wir seit jenem denkwürdigen Tag, das erste Auto sind, das sich auf diesem Weg von Phalombe nach Muloza durchgeschlagen hat.

Zur Erholung gönnen wir uns mit Guide Martin eine wunderschöne Wanderung hinauf zur Chambe Hütte inmitten der Mulanje Berge. Ein Schwumm im eiskalten Pool rundet die Wanderung ab.

Tee ist neben anderen landwirtschaftlichen Erzeugnissen eines der Hauptexportprodukte Malawis. Also ab auf das Satemwa Tea Estate. Auf die Führung durch die grüne Teeplantage folgt ein Tea Tasting – also eine Tee Degustation. Mit viel neuem Wissen tuckern wir sehr aufmerksam durch die grünen Plantagen weiter.

Der Majete NP bietet nicht nur Tiere und Vögel, sondern auch eine aussergewöhnliche Landschaft am Fluss.

Durch eine Kautschukplantage fahren wir wieder mal an den Malawisee, wo wir uns mit Fabi und Simon, den beiden Backpackern treffen, die immer mal wieder unsere Wege kreuzen.

Die Nacht im Vwaza Marsh NP ist geprägt von Hippogegrunze. Geschätzte 50t Masse liegen auf dem kleinen Seestrand herum, dazwischen Jungtiere, die bei Geburt nur etwa 30kg wiegen.

Auf dem Nyika Plateau versammelt sich derweil die Eleganz der vielen verschiedenen Antilopen. Die filigranen Tiere in dieser aussergewöhnlichen Landschaft begeistern uns. Die menschenleere Weite mit den Steininseln und der Blumenpracht lässt uns Kälte und Nieselregen vergessen, zumal uns Matteo mit endlos Feuerholz aus den ehemaligen Pinien- und Eukalyptusplantagen sowie heissen Duschen verwöhnt. In tieferen Regionen zieren typische Schirmakazien die Landschaft.

Wir versuchten in Blantyre an einer Tabakauktion teilzunehmen, was uns leider aufgrund hoher bürokratischer Hürden nicht gelang. Tabakbauern haben wir auf unserem Weg im Norden angetroffen, die Felder sind bereits abgeerntet und die Tabakblätter zum Trocknen aufgehängt. Zu Ballen gepresst, werden sie zum Tobacco Auction Floor nach Mzuzu gebracht und von internationalen Zigarettenfirmen aufgekauft.

Uns war aber in Mzuzu mehr nach Schokolade. Wezi Mzumara, eine Business Frau mit Power baut in Malawi gerade ihr Kakao Geschäft auf. Mit 5 Kakaobäumen als Geschenk ihrer Eltern als Grundlage und dem Wissen, dass man nur in Zusammenarbeit mit anderen etwas erreichen kann, hat sie während der Corona-Zeit ein Small Holder Farming für Frauen aufgebaut. Jede erhält 10 Kakao Samen und eine Schulung, über Pflege und Ernte. Mittlerweile gibt es 2000 Kakaobäume in Malawi und Wezi produziert in einer kleinen «Laborküche» Schokoladetafeln und Pralinen der Extraklasse. Die Degustation zusammen mit Anastasia war ein weiteres Highlight. Dass die Standard Bank die Produkte ihren treuen Kunden verschenkt, spricht für Wezi und ihre 4 Angestellen.

Wir sagen in «Zikomo» für die gute Zeit in Malawi, das unsere Herzen tief berührt hat.