31 – Mozambique c’est chic

01. August – 29. August 2024

Ressano García (Border Post) – Machubo – Bilene – Xai-Xai – Chidenguele – Praia Zavora – Paindane – Barra – Inhambane – Maxixe – Morrumbene – Malova – Massinga – Morrungula – Vilanculos – Inhassoro – Zinave NP – Muxungue – Dombé – Chimoio – Machipanda (Border Post)

Der Titel könnte vermuten lassen, wir könnten unser eingerostetes Französischvocabulaire auffrischen. Falsch vermutet. Mozambique, am Indischen Ozean gelegen, spricht Portugiesisch. Eine lange und wirre Geschichte mit Ausbeutung von Gold und Elfenbein sowie dem Sklavenhandel durch die Portugiesen begleitete das Land, welches Pedro de Covilhã 1497 bei der Erkundung des Seeweges von Arabien nach Ostafrika «entdeckte». Ein 16-jähriger Bürgerkrieg nach der Unabhängigkeit von Portugal 1975 verunmöglichte Industrie und Grossgewerbe. Heute ist Mozambique immer noch eines der ärmsten Länder; Subsistenzwirtschaft, Schulklassen mit Halbtagesunterricht und Klassengrössen zwischen 50-70 Kindern verunmöglichen eine gute Bildung. Die Neoanalphabeten Rate ist hoch, v.a. bei Frauen, nie richtig gelernt, selten angewendet. HIV, Aids, Malaria, und nach Unwettern Cholera sind die vorherrschenden Todesursachen für das Land mit einem Altersdurchschnitt von ca. 17 Jahren. Heftige Zyklone zerstören immer wieder auch im Landesinnern die aufgebaute Infrastruktur und v.a. an der Küste die touristischen Infrastrukturen. Im März dieses Jahres wirkte Filipo, 2023 war es Freddy, der sein Unwesen über einen Monat lang trieb.

Die Einreise geht flott, das Visa-on-arrival ist schnell ausgefüllt und gestempelt und dem Offizier reicht der Blick auf unser Handy, wo wir die erste Nacht verbringen. «Oh, there is a Camping, I didn’t know that», war der lakonische Kommentar. Noch auf Englisch, ab nun geht’s nur noch Portugiesisch weiter. Mit meinen wenigen Sprachkenntnissen von Brasilien/ Angola reicht das mehr als genug, denn die Lodges werden von Südafrikanern geführt, die nur Englisch sprechen und deren Personal meist auch ein wenig.

Trotz den oben erwähnten Widrigkeiten finden wir ein fröhliches Schwarzafrika vor, bunt geschürzt in Capulanas, deren Verkaufsläden mich jedesmal in Versuchung führen. Frauen tragen schwere Lasten auf dem Kopf, Feuerholz, Wasser, auch mal Bananen oder gar der Rucksack werden so befördert. An kleinen Ständen werden die Erzeugnisse des kleinen Gartens verkauft. So kommen wir in Genuss von Gemüse und Früchten, nicht immer Bio, mit der Giftspritze wird nicht zimperlich umgegangen. Auch knusperiges Brot gibt’s mal wieder zu kaufen! Und am Meer immer frische Fische oder Meeresfrüchte. Schnell verdient man sich etwas dazu, indem man mit Frischware jeglicher Art die Campings abklappert. Unsere Einkäufe helfen wenigstens der einen oder anderen Familie. Nur die Baumärkte können wir nicht unterstützen. Wir brauchen weder Pfähle noch Schilfmatten noch Gras um ein Haus zu bauen und auch keine Blumentöpfe für die Gartengestaltung.

Seit fast einem Jahr haben wir das Meer nicht mehr gesehen. Wir fahren langsam nordwärts und wer uns kennt weiss, dass wir das sicherlich nicht auf der asphaltierten N1 tun. Viel schöner ist es, hinter den Dünen auf den Sandpisten langsam vorwärts zu tuckern, denn die kleinen Streusiedlungen mit den winzigen Häuschen, mit ihren geflochtenen oder hübsch mit Lehm verputzten Wänden und den Reetdächern würde man sonst gar nicht sehen.

Unsere Strandwanderungen den malerischen Stränden entlang werden auf teilweise über 10km ausgedehnt und wer denkt, es sei doch immer das gleiche, liegt völlig falsch. Mal gibt es Lagunen, mal Riesenwellen, manchmal ist Ebbe und manchmal ist fast der ganze Strand überflutet. Manchmal staksen Flamingos herum, Wale springen, die Muschelvielfalt ist an jedem Strandabschnitt genauso einzigartig wie das Plastikschwemmgut.

Die traditionellen Dhows (Segelboote) sind ein echter Hingucker. Zweimal unternehmen wir eine Tour mit diesen gemütlichen Booten, einmal auf Survivor Island von Barra aus und einmal von Vilankulos auf das paradiesische Magaruque im Bazaruto Archipelago Marine National Park.

Ein weiteres Highlight ist das Zusammentreffen mit Cathy und Adrien aus Violsdrift. (Kwelanga River Lodge). Sie sind ferienhalber hier und feiern mit ihrer Familie den 40-igsten Hochzeitstag und weil es der Zufall will, (eigentlich gibt es keine Zufälle!!) heirateten sie am gleichen Tag im September 1984 wie wir. Das gibt also 80 Jahre Hochzeit! Wir feiern das Ereignis etwas vor und geniessen am Strand von Barra ein feines Fischzmittag mit Cathy und Adrien und ihrer Familie mit Enkelkindern. Anderntags gönnen wir uns dann zu Zweit ein Luxuszmittag beim Franzosen, denn so ein Lokal werden wir kaum mehr finden. (The Green Turtle soll das beste Restaurant Mozambique’s sein.)

Auch die schönste Zeit am Strand hat einmal ein Ende und wir tuckern ins Landesinnere zum gänzlich unbekannten Zinave Nationalpark. Hier wird immer noch Aufbauarbeit geleistet, bald werden einige südafrikanische Rhinos eingefahren. Die Big 5 sind vollzählig, sind aber sehr schwierig zu sehen. Wir finden sie nicht, nur eine Büffelherde, Giraffen, Antilopen und ein Aas woran sich Geier und Marabus gütlich tun. Am Save Fluss beobachten wir einen Jungen, der mit dem Speer auf Fischfang geht. Das setzt enorme Geschicklichkeit voraus und ist wegen Krokodilen und Hippos nicht ganz ungefährlich.

Natürlich haben wir in der Zwischenzeit auch den Tropic of Capricorn überquert, sind also im Tropengürtel und finden uns inmitten vieler riesiger Baobabs wieder. Trotz den Tropen ist es abends schnell kühl und nachts brauchen wir die dicken Decken.

Auf unseren Fahrten «off-the-beaten-tracks» treffen wir auch immer wieder auf die lokale Bevölkerung. Herzlicher ginge es nicht mehr. An einem Samstag sitzen viele Frauen mit ihren Kindern unter schattenspendenden Bäumen und verarbeiten ihren frisch geernteten Maniok. Ich darf auch auch gleich mitarbeiten und vor allem mitlachen. Fotografieren tu ich sie und sie mich, ich bin ja gleichermassen eine Exotin. Maniok wird auf grossen Reiben zerkleinert und zum Trocknen ausgelegt. Die trockenen Maniokmehlklümpchen (in Brasilien heissen sie Farofa) werden zu Brot gebacken oder einfach als knusperige Beilage über das Essen gestreut. Die Blätter werden mit Erdnüssen und Kokos zu einer spinatartigen Sauce, der Matapa, verkocht, sehr lecker zusammen mit Reis und dem Piri-Piri Hühnchen.

Einen Tag bevor unsere 30 Tage ablaufen, verlassen wir Mozambique mit einem wehmütigen Gefühl und gewaltig vielen Eindrücken. Wollten wir es hier nicht einfach ferienmässig angehen?