28 – eSwatini – Königreich im Zuckerwald

16. Juni – 24. Juni 2024

Bulembu Border Post – Sibebe Rock – Mahamba Gorge – Mlilwane NR – Sand River Dam NR – Mbuluzi GR – Hlane Royal National Park – Siteki – Lavumisa Border Post

eSwatini, (letzte absolute Monarchie Afrikas) das ehemalige Swaziland hat zur 50-jährigen Unabhängigkeit (1968 von GB) den Namen gewechselt, auch, damit es nicht mehr mit Switzerland verwechselt werde. Switzerland das Swaziland des Nordens, Swaziland das Switzerland des Südens. Ein ‘rolling gag’ hier. Aber hier ist lange nicht alles so wie in unserer Heimat!!

2 Autos – 4 Personen – Sonntagmorgen – das löst bei der Zollbeamtin am wohl kleinsten Grenzposten leichte Nervosität aus, zumal der Fingerprint Scanner nicht auf Anhieb funktioniert. Wir erklären, wir hätten Zeit und es stünden ja noch keine Reisecars da. Sie schaut lachend auf und erwidert: «Wir haben heute nur auf euch gewartet, ihr werdet die einzigen sein!» und haut den Stempel in unsere Pässe.

Nach der Einreise fahren wir auf dem ‘King Mswati II – Highway’. High ist der Way schon, 1300müM und wir sind es auch bald. 20km reinste Bulldustpiste führen durch die grössten, durch Menschenhand angepflanzten Wälder. Holzerwagen stauben uns auch sonntags ein. Wir lassen Chrigel und Käthi die Vorfahrt, wir wollen dem kleinen Autöli nicht die Sicht vernebeln. Kurz nach der Grenze tauchen eine Mine und ein Dorf mit kleinen farbigen Häusern auf, zudem begleiteten uns Masten einer Materialseilbahn seit Barberton (Südafrika). Die Mine, eine Asbestmine, ist seit 2001 geschlossen. Hier in Bulembu war der Verladeort des Asbests. Zu Betriebszeiten wurde das Asbest mit der weltweit längsten Materialseilbahn über 20km nach Barberton zur weiteren Verarbeitung transportiert. In Gegenrichtung wurde Kohle (Koks) geliefert.

Wir wollen aber noch höher hinauf – auf den Sibebe Rock. Aus Ermangelung eines schönen Wildcampspots checken wir uns in einem grössenwahnsinnigen Splashpark ein und werden erst mal abgezockt, Eintritt zum Schlafen auf dem Parkplatz plus Wanderweggebühr. Es ist bitterkalt, Splash und Infinitypool stehen nicht auf unserer to-do-Liste und den Grill für das wärmende Znacht bekommen wir auch nicht. Also wandern wir los und in 50 Minuten stehen wir auf dem zweithöchsten Monolithen der Welt. Ja, das kleine Land hat schon ein wenig den Grössenwahn. Die Aussicht ist grandios, die Riesen haben hier mal wieder mit Klötzchen gespielt. Doch wir sind alle etwas wehmütig. Morgen müssen wir uns von Chrigel und Käthi trennen, sie verbringen die letzte eiskalte Nacht in ihrem Dachzelt, drum wärmen wir sie jetzt in unserem kleinen Kabäuschen etwas auf. Wein und Whisky hat’s genug und Schöggeli zum Trost über den bevorstehenden Heimflug nach «NordSwaziland» auch noch. Schön war’s mit euch!

eSwatini verfügt über ein breites Sortiment an Kunsthandwerk. Eines, das uns immer wieder fasziniert ist die Glasmacherkunst. Verarbeitet wird Altglas zu wunderschönem «Neuglas». Ausserdem werden Kerzen auf einem sehr hohen Niveau gegossen und Wachs zu den Big Five verknetet. Die Handfertigkeit, innerhalb von 5min. einen Wachsball zu einem Elefanten zu formen, ist faszinierend. Und natürlich gibt es Körbe und Schnitzereien zu Hauf.

Die beiden Städte, Mbabane und Manzini sind wie überall nichts Besonderes. Die Gaküchen rauchen, Abfall säumt die Strassenränder. Unsere Augen bleiben kurz an riesigen Stahltanks hängen. Noch ahnen wir nicht, was sich darin befindet.

Vom Highveld ins Lowveld hinunter verändert sich die Landschaft dramatisch, es wird warm und das kiwigrün tut unseren Augen fast weh. Zuckerrohrplantagen sind das Gold eSwatinis. Abnahmeverträge mit der EU sichern die Produktion, Kleinbauern, die auf Kommunalland Zuckerrohr anbauen und gesicherte Abnahmeverträge mit der RES (Royal eSwatini Sugar) haben, 3 riesige Zuckerraffinierien, 1 Distillery, die aus der übriggebliebenen Melasse Alkohol produziert, sorgen für relativen Wohlstand in den jeweiligen Gegenden. Wasser für das durstige Schilf scheint genügend vorhanden zu sein, die schönen Stauseen sind gefüllt und die Bäche sprudeln. Im Tambankulu Sugar Cane Museum löst sich dann auch das Geheimnis um den Inhalt der Stahltanks von Manzini. Hier wird das Coca-Cola Konzentrat mit ganz schön viel Zucker für ganz Afrika zusammengebraut und gelagert. Und ich weiss nicht mal mehr, wann ich das letzte Coke getrunken habe!

Während man mit Zuckerrohr reich werden kann, wird es die Kaffeefarm mit ihren Kleinstparzellen sicher nicht. Doch das Camp ist hübsch, der Café gut und das wifi schnell!

Und das Beste kommt zum Schluss. Der Höhepunkt ist sicher der Besuch des kleinen aber feinen Hlane Royal National Park. Auf 300km2 bietet er uns die wohl schönsten Breitmaulnashörner, die wir bis jetzt gesehen haben. Ihre beiden perfekten ahlenspitzigen Hörner tragen sie stolz zur Schau! Wir können sie nicht nur am Wasserloch beobachten sondern auf unseren beiden Pirschfahrten auch beim Grasen und auf dem Spaziergang auf der Piste. Immer in Begleitung der lustigen Oxpeckers, den rotschnabeligen Madenhackern. Was für ein Schlussbouquet wir wieder erleben dürfen.

eSwatini hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Die blitzsauberen Camps in den Nationalparks und National Game Reserves haben uns überrascht. Die Menschen sind freundlich und zuvorkommend. Walter hat in der Mahamba Gorge für uns herumtelefoniert, damit wir die erste Missionarskirche eSwatinis besichtigen konnten.

Wir haben ein zurückgebliebenes Land erwartet, wo sich der König in erster Linie um sich, seine etwa 15 Frauen, wahren Shoppingaddicts, und seinen Luxuskarossenpark kümmert. Im Gegensatz zu anderen Ländern haben wir nie Frauen und Kinder beim Wassertragen oder Wäsche waschen im Bach beobachtet, Wasser ist beim Haus, nicht selbstverständlich im südlichen Afrika.