19. März – 8. April 2024
Victoria Falls – Hwange NP – Bulawayo – Khami NP – Matobo NP – Bulawayo – Mbalabala – Masvingo – Great Zimbabwe NP – Birchenough Bridge – Chimanimani NP – Cashel – Chiringa Forest – Rimbi – Chivirira Falls – Gonarezhou NP – Malipati – Beitbridge Border Post
Was dürfen wir von einem Land erwarten, das von seinem ehemaligen Präsidenten Robert Mugabe in Grund und Boden regiert wurde, buchstäblich arm regiert wurde. Dessen florierende Wirtschaft in den 1980iger Jahren, nach dem Rauswurf der Weissen, in einem Desaster endete, dessen Zerfall im Jahre 2000 den Höhepunkt erreichte und das sich nun mühsam aufrappeln muss? Die Inflation ist hoch, die Kaufkraft bei 400 US$ durchschnittlichem Einkommen klein. Über 90% sind ohne Arbeit. Nie hat sich jemand über die Misere beklagt. Die Polizisten an den Checkpoints sind alle freundlich und zuvorkommend und wir werden mit offenen Armen und mit grossem Lachen empfangen. «How are you? Nice to have you here».
Wie immer in einem neuen Land, müssen wir zuerst den Groove spüren. Wir verbringen einige Tage in der Touristenblase von Victoria Falls, spulen das Touristenprogramm ab – Vic-Falls – diesmal mit viel Wasser, bevor wir in die Wildnis eintauchen. Bemerken schon jetzt die Herzlichkeit der Menschen. Ich frage auf der Post, wo ich eine SIM Karte kaufen könne und schon begleitet mich die nette Ivory zum Econet Shop, derweil sich Stefan mit dem Lokführer der ROVOS Rail unterhält.
Im Hwange Nationalpark, gucken wir Tiere, sehr amüsant läuft die Hippo-Peepshow ab. Das Männchen umgarnt das Weibchen, es wird geküsst was das Zeug hält, es scheint mit den riesigen Mäulern sehr gut zu küssen sein, anschliessend wird die Umgarnte grob unter Wasser gedrückt und hups rutscht der etwas übergewichtige Liebestolle auf seine nicht weniger schlanke Partnerin. Dabei wird gegrunzt und gequiekt. Auf andere Hippos scheint die Szene Eindruck zu machen denn bald paart sich der ganze Pool.
Wir besuchen 3 Unesco World Heritage Sites. Felszeichnungen interessieren uns jeweils nicht so besonders, doch Khami und Great Zimbabwe mit den eindrücklichen Mauerresten aus dem Mittelalter sind sehr interessant. Vor allem die Tatsache, dass diese damals die grössten Bauwerke der Subsahara waren und die wehrhaften Mauern nicht wegen kriegerischen Auseinandersetzungen aufgebaut wurden, sondern als Wohlstandszeichen. Aus dem früheren Rhodesien, so benannt von Cecil Rhodes, wurde 1980 Zimbabwe, was von «Dzimba Dza Mabwe» herrührt und «Häuser aus Stein» bedeutet, was eben diese Bauwerke sind. Cecil Rhodes Grab finden wir im Matobo NP mit seinen eindrücklichen Felsformationen, den Balancing Rocks und den Walrücken. Andere finden hier Löwen, uns zeigen sie sich nicht, aber das kleine Sengi, die Elefantenmaus muss man auch erst sehen. Und deren Nachbarn, die Eidechsen sind wunderschön intensiv gefärbt. Ist doch auch was?!
Mir gefallen natürlich die Souvenirstände mit den bunten Tüchern, meine Näh-Fantasie geht mit mir durch, ich weiss genau, was ich mit den schönen Stücken machen könnte und da der Erlös den örtlichen Waisen, den Aids- und den Cholerakranken zukommt, kann nicht einmal mein Schatzmeister etwas gegen meinen Kaufrausch einwenden.
Vom heissen Tiefland fahren wir in die Eastern Highlands. Die Bergszenerie, das saftig grüne Gras, die grasenden Kühen sowie die kühlen Temperaturen lassen eher das Gefühl zu, sich in der Schweiz zu befinden. Ostern von seiner prächtigsten Seite mit kühlen Schwimmzügen in den diversen Pools der Region, für einmal ohne Krokodile.
Die Scenic Drives, die «Panoramastrassen» sind zwar in erdenklich schlechtem Zustand, aber immer noch besser, da weniger befahren als die direkten Schlagloch-Verbindungen. So geniessen wir Holperfahrten durch intensive Landwirtschaft, primär Urwald und Forstwirtschaft. Überall winken die Menschen und statt zu betteln wie in anderen Ländern, rufen sie «How are you?» Frische Ananas, Tomaten, Erdnüsse, Bananen, Avocados wechseln die Hände. Was stand auf dem Kaffeepaket: «Africa Needs Trade Than Aid!» So halten wir es.
Die grössten Abenteuer erleben wir beim Nordeingang zum Gonarezhou NP. Während wir bereits in der angrenzenden Pufferzone (Zone zw. NP und Landwirtschaftsland) von mürrischen Elefanten angetrompetet wurden, muss sich unsere Schwalbe Randulina in ein Hippo verwandeln denn es gilt, den relativ breiten Save River zu überqueren. Hippos können übrigens nicht schwimmen, sie marschieren unter Wasser. Die Tierwelt und die Landschaft zwischen Save und Rundu Fluss sind traumhaft. Für die weitere Erkundung des Gonarezhou NP überqueren wir auch den Rundu River. Noch breiter und tiefer als der Save. Nur nie in einem Schreckmoment den Fuss vom Gas nehmen, sonst ist die Sache gelaufen und aus Hippo wird Taucherli.
Wir geniessen die atemberaubende Aussicht von den Chilojo Cliffs über die Flusslandschaft und die Ebene. Am Abend geniessen wir von unserem Camp am Fluss die Sicht auf die Cliffs. Ja und dann spaziert doch tatsächlich eine 5-köpfige Elefantenfamilie 20m neben uns vorbei, Elefanten in der «Küche» und nicht im Porzellanladen.
Bei leichtem Nieselregen und grauem Wetter verlassen wir den Park. Schon bald heisst es Abschied nehmen von diesem abwechslungsreichen Land mit seinen warmherzigen, lachenden Menschen und ihren Eselkarren. Aber wir kommen wieder, das ist sicher!