30. August – 13. September 2023
Rakops – Orapa – Mmatshumo – Kubu Island – Letlhakane – Khama Rhino Sanctuary – Sherwood – Limpopo River – Francistown – Kukonje Island – Nata – Gweta – Ntwetwe Pan – Boteti River
Wenn man am Boteti River sitzt und beim Apéro den Elefanten und den Hippos zuschaut, (der einzige Film, der hier im Open-Air Kino gezeigt wird), kann man sich kaum vorstellen, wieviel Staub wir in den letzten zwei Tagen aus dem Auto herausgeputzt haben.
Neben der Kalahari ist die Makgadikgadi (sprich: Machadichadi) Salzpfanne eines der grössten geologischen und landschaftlichen Highlights Botswanas. Der ehemalige Makgadikgadi See oder Botswana See mit einer Fläche von 80’000km2 trocknete vor 16’000 Jahren langsam aus, weil die Zuflüsse durch gigantische Erdverschiebungen abgeleitet wurden. Bis zu 5m dicke graue Sandstaub- und Salzablagerungen blieben zurück. Noch vor 100 Jahren gab es aber Senken mit permanentem Wasser, diese sind heute wegen Überweidung vollständig trocken. An einigen Orten wird Potasche zur Glasherstellung abgebaut. In der heutigen Salzpfanne, die etwa die Fläche Belgiens einnimmt, gibt es verschiedene «Sektionen» (Sowa Pan, Nxai Pan, Ntwetwe Pan) mit Felsinseln. Obwohl es eine der grössten Salzpfannen der Welt ist, ist sie nicht so salzig wie jene in Bolivien, dementsprechend auch nicht ganz so blendend weiss.
Während der Regenzeit wird die Pfanne überflutet und die Lebensfeindlichkeit beendet. In dieser Phase sind die Pfannen Hort für tausende Wasservögel v.a. Flamingos und Pelikane, die hier brüten. Zebra- und Antilopenherden ja sogar Elefanten migrieren in diese wasserreiche Region, wenn auf den savannenartigen Inseln frisches Gras wächst.
Die Region ist touristisch praktisch unerschlossen, einzig die schöne mystische Insel Kubu in der Sowa Pan wird von der Gemeinde Mmatshumo touristisch vermarktet und sorgt im kleinen Dorf für etwas Wohlstand. Das Faszinierende an den meisten Inseln sind die 1000-2000 Jahre alten Baobab Bäume, (Stefan misst einen Stammumfang von 19.5m was einem Alter von ca. 2000 Jahren entspricht). Die markanten Bäume dienten den ersten Forschungsreisenden als Wegweiser und deren Namen man heute noch auf den Bäumen eingeritzt findet. Einer der mächtigsten, Chapman’s Baobab, ist aber 2018 eingestürzt und vom stolzen Baum sind nur noch einige Überreste da. Nichts ist für die Ewigkeit!
Die Zufahrten sind schwierig, auch in der Trockenzeit ist des vielen Tiefsandes wegen ein Auto mit 4×4 und hohem Radstand nötig und man bleibt besser auf den sichtbaren Pisten, statt eigene Spuren in die weisse Fläche zu ziehen. Das ist zwar faszinierend aber tückisch, denn in den Senken bleibt das Wasser länger liegen und es bleiben auch während der Trockenzeit tückische Schlammlöcher zurück, die oberflächlich ausgetrocknet scheinen. Hier ein Auto auszubuddeln kann in eine tagelange Schinderei ausarten. Da man aus besagten Gründen nicht einfach auf den baumlosen weissen Flächen herumsausen kann, muss man, um von einer Insel auf die andere zu kommen, lange Umwege fahren, die aber glücklicherweise auch ihren Reiz haben. Wir packen auf Kubu Island unsere Falträder aus und pedalen zur South Island, tiefe Rillen hinterlassend.
Der erste Umweg führt uns ins Khama Rhino Sanctuary (4’300 ha) welches etwa 60 Breitmaul- und einige Spitzmaul-Nashörner beherbergt. 1992 zählte man in ganz Botswana einen Bestand von 9 Tieren, 1993 noch 5! Diese 5 Tiere wurden in das neuerrichtete Reservat überführt welches direkt an der Strasse bei Serowe liegt. Hier ist auch die Botswana Defence Force stationiert, die den Auftrag hat, die Nashörner gegen Wilderer zu schützen. Die Scharfschützen patroullieren im Park und seit der Errichtung des Schutzgebietes wurde kein Nashorn mehr Opfer eines Wilderers, nicht einmal während der Covid 19 Pandemie, als die Wilderei auch bei Elefanten einen Höchststand erreichte. Das Camp im Park ist wie alle Camps in Botswana nicht eingezäunt, es besteht also durchaus die Möglichkeit, dass man Nashorn Besuch kriegt. Wir hatten dieses Erlebnis nicht, aber das Glück, diese sanften Dickhäuter hautnah erleben zu können. Anders als in anderen Wildparks darf man zum Fotografieren aussteigen und somit ist kein Autoblech zwischen Tier und Mensch. Ausser sie überqueren gerade eine Piste.
Kukonje Island muss verdient werden, einerseits mit einer langweiligen Piste und andererseits mit der Schnellstrasse A1, die Verkehr zum Abwinken generiert. Haarsträubende Überholmanöver! Zum Glück sind die Fahrer der schwerbeladenen sambischen Kupfer-Lastwagen etwas vorausschauender als die botswanischen Minibusfahrer. Wir sind froh, heil aus diesem Verkehr herausgekommen zu sein und fahren einem einsamen Zaun entlang nach Kukonje. Auf der Salzpiste kann man herrlich brausen, ach tut dieser Geschwindigkeitsrausch gut. Herrlich, ein englischer Landy unter dem einem, wir campen unter dem anderen Baobab. Kukonje Island ist gar nicht touristisch und wirkt im Gegensatz zu Kubu verwahrlost, ist aber sehr schön um für einige Tage ein Wildcamp aufzubauen. Anderntags übernachten wir auf der grossen weissen Fläche, spazieren weit in die irrige Landschaft hinaus bevor wir uns vom mystischen Ort verabschieden.
Auch der Limpopo Fluss, Grenzfluss zwischen Botswana und Südafrika gehört zum Umweg. Die Piste, die keine abenteuerliche ist, einfach eine ganz schlecht gewartete Wellblechpiste beginnt in Sherwood. Potholes, Eisenbahnschotter, Sand, permanentes Wellblech lassen uns fragen, ob irgendwo bei irgendwem schon irgendwelche Schrauben locker sind. Da wundert es nicht, dass unsere Reisefahrzeuge hin und wieder einen Check nötig haben und wir immer öfter eine Kaffeepause. Die Giraffe nimmt es stoisch, die Antilopen haben sich ebenso an das Geschepper gewöhnt wie die Zebras. Einen Game-Drive wollen wir beide heute definitiv nicht mehr fahren. Wir freuen uns nur noch auf das schöne Camp am Limpopo Fluss, wo wir einen Ruhetag einschalten.
Von Gweta aus startet unser letzter Besuch auf die Pfanne, wir sind wieder frisch geduscht und ausgeruht und freuen uns auf die Landschaft der Ntwetwe Pan. Doch heute wird sie fast zum Alptraum, die Piste führt durch dichtes Mopanegestrüpp, wir müssen den Track suchen, was angesichts der Track Pollution (d.h. viele verschiedenen Pisten) nicht ganz einfach ist, dem GPS sei Dank, zudem bläst ein heftiger Rückenwind und wir werden vom eigenen Staub überholt. Feinstaub liegt überall. Von diesem Teil der Salzpfanne wäre es möglich gewesen nach Kubu Island zu fahren. Doch dieses Unternehmen beerdigen wir anderntags, der Wind bläst immer noch unerbittlich und die Landschaft mit dem Staub in der Luft ist nur grau, schade, denn die Savanneninseln sind sehr attraktiv. Wir übernachten noch einmal auf der Pfanne des irrigen Erlebnisses wegen aber im Wissen, dass wir morgen wir wieder durch diesen Wind mit dem Feinstaub nach Gweta zurückfahren müssen. Noch selten haben wir uns sosehr nach einer Asphaltstrasse und Wasser gesehnt.