20 – Abenteuer Kalahari

24. August – 29. August 2023

Kang – Lethlakeng – Khutse Game Reserve (GR) – Khutse Pan Camp – Moreswe Pan – Khwankwe Pan – Central Kalahari GR – Bape Camp – Xade Camp – Leopard Pan Camp – Matswere Gate – Rakops

Es wird eine lange Fahrt geben, bis wir von Kang via Lethlakeng im Khutse Game Reserve ankommen. Also koche ich schon mal vor, knete Brotteig, zum Aufgehen kühl gelagert, kann ich das Brot während dem Mittagspicknick backen. Genügend Trinkwasser und Diesel haben wir auch, um 17 Uhr erreichen wir das Tor zum Khutse GR, dort regeln wir die zwingenden Reservationen und Zahlungen für die Campsites und sind knapp vor Sonnenuntergang auf unserem Platz. Auch hier sind die Camps nicht eingezäunt, genau wie im Kgalagadi NP, das bedeutet, es besteht die Möglichkeit für spontanen Tierbesuch auf dem Platz. Doch davon später im Bericht.

Die Kalahari, nicht zu verwechseln mit der legendären Mata Hari, ist eine riesige Ebene keine Wüste sondern eine Trockensavanne mit hohem, jetzt dürrem, gelbem Gras und Gebüsch. In dieser Trockensavanne gibt es Senken, sogenannte Pans, die in der Regenzeit zu flachen Seen werden und zur jetzigen Jahreszeit mit Gras bewachsen sind. Während der Regenzeit ist es teilweise unmöglich, die Kalahari zu befahren, da sich die Sandpisten in tiefe Matschpisten verwandeln. In der Trockenzeit sind die Pisten tiefsandig und wir wühlen uns durch. Unser Dieselverbrauch steigt von 11 Liter pro 100 km auf ca. 20 Liter, gut haben wir drei volle Tanks. Es ist anspruchsvoll, denn wir wollen auch Tiere sichten und so wechseln wir uns mit der Fahrerei ab, denn wer fährt, muss sich auf die Piste konzentrieren.

Für Tiere gibt es an bestimmten Stellen Wasserlöcher, welche mit Bohrwasser gefüllt werden, das ermöglicht wunderschöne Beobachtungen, im Dickicht der Buschsavanne ist das fast ein Ding der Unmöglichkeit. Doch immer wieder hüpfen die kleinen Steinböckchen wie Kobolde im Unterholz umher, während Äste unser Auto peitschen.

San-Völker lebten in der Kalahari lange Zeit im Einklang mit der Umwelt. Jetzt hat man sie umgesiedelt, offiziell aus Gründen des Tierschutzes. Perspektivenlos darben sie in irgendwelchen Blechhütten ausserhalb des Parks. Der wahren Gründe für die Umsiedelung der Urbevölkerung waren wohl eher die riesigen Diamantenfunde sowie vermutete Uranvorkommen. Obwohl diverse Gerichtsurteile die Rechte der San anerkannten, blieb die Regierung Botswanas bei den Umsiedelungen. Man drehte den noch in der Kalahari Ausharrenden buchstäblich das Wasser ab. Wir kommen an den zwei letzten verbliebenen traditionellen Dörfern vorbei, die Männer winken herzlich und wir grüssen zurück. Es sind die einzigen Menschen denen wir während dieser Woche begegnen. In den von der Parkverwaltung eingerichteten Übernachtungscamps gibt es auch für Besucher weder Wasser noch Strom. Longdrops, Plumsklos sind der einzige Luxus. Zum Duschen sind Gestelle vorhanden an denen ein Kübel mit einer Brause hängt. Da füllt man sein eigenes Wasser ein, stellt sich darunter und öffnet die Brause. Luxus. Wir haben das Khutse GR und das Central Kalahari GR für uns alleine, teilen es nur mit den Tieren.

Schreck in der Abendstunde. Um 18 Uhr geht die Sonne unter, um 19 Uhr ist es stockdunkel, und um 22 Uhr bemerken wir einen glutroten Streifen am Horizont – Buschfeuer! Wir überlegen uns oft, und wir haben auch Strategien entwickelt, was bei einem Break-down zu tun ist. Wir sind beide extrem ruhig und überlegt je extremer die Situation wird. Aber in einer so brenzligen Situation…? Wir beginnen rational zu überlegen: Windet es? NEIN! Riechen wir Rauch? NEIN! Hören wir Tiere auf der Flucht? NEIN! Führt unsere Route durch den Brandherd? NEIN! Also: keine unmittelbare Gefahr für uns, jedenfalls noch nicht. Nun heisst es handeln: Alles wird verstaut, damit wir im Notfall sofort abfahrtbereit sind. Stefan schläft schon mal vor, ich lese und beobachte den Himmel und würde ihn sofort wecken, falls sich etwas veränderte. Das tut es auch, der Himmel wird gelb, dann fahl, das Buschfeuer hat sich wahrscheinlich selbst gelöscht, weil es an einer sogenannten ‘Cut-Line’, einer Brandschneise angekommen ist.

Wir fahren auf der ganzen Kalahari Durchfahrt nie in oder durch ein aktives Buschfeuer, sehen aber viele Brandflecken oder Rauch. Buschfeuer sind wichtig, sie entzünden sich meist selbst und relativ schnell entwickelt sich danach junges grünes Gras, Büsche treiben frisch aus, und das vor der Regenzeit. Die Tiere freut’s!

Ja und Campbesuch hatten wir auch. Mitten in der Nacht erwachen wir wegen eines Knackens. Zwei Elefanten auf Nahrungssuche. Die Sohlengänger hört man nicht, sie sind so leise, können selbst während des Tages an einem vorbeigehen ohne dass man es bemerkt, aber, sie suchen ja meistens etwas Fressbares. Und knacken gerne Äste, wie wir Nüsse. Wir beobachten die friedlichen Tiere, die vom Mond so schön angeleuchtet werden, lange von unseren Fenstern im Aufstelldach. Glückselig schlafen wir im Wissen um ein weiteres schönes Abenteuer in den Morgen hinein.

Als Abschluss besuchen wir die Leopard Pan, wo wir zwar keine Leoparden sichten, dafür nebst vielen Antilopen und Vögeln aber zwei Honigdachse beobachten können. Die schwarz-weissen Tiere, die mit ihren scharfen Krallen tiefe Löcher in die Erde graben um Nahrung zu finden, können sehr aggressiv werden, deshalb ist ein Anschleichen für ein Portrait nicht zu empfehlen.

Die gesamte Durchquerung der Central Kalahari, eines der letzten Road-Abenteuer im südlichen Afrika, beschäftigte uns eine ganze Woche. Auf diesen 850km sind wir nie einem Auto begegnet. Hier ist noch etwas von der grossen weiten Einsamkeit vorhanden.