18. – 23. August 2023
Bokspits (Border Post) – Tsabong – Kgalagadi NP Mabuasehube Section – Kang
Der erste Eindruck von Botswana: KOMPLIZIERT. Der Zollbeamte im Kgalagadi (sprich Chalachadi) Transfrontier NP, wo wir eigentlich unsere Einreise geplant haben, beugt sich zu uns und sagt mit leiser Stimme während ich seine schweissige Ausdünstung einatme: «Wenn ihr keine Camp-Reservation habt, komm ihr hier nicht rein, ich kann euch nicht helfen, alle unsere Telefonleitungen sind tot». Aha, Transfrontier ist einfacher für Tiere als für Reisende. Also zurück an den Schalter des südafrikanischen Zolls, hier rollt der Beamte die Augen, will heissen: «Unfähiges Pack». Zu uns sagt er: «Welcome back». Wir waren noch gar nie fort.
Also verlassen wir diese tierreiche Parksektion, die uns nebst zahlreichen Antilopen auch mit Löwen wunderschöne Fotomotive geschenkt hat und überqueren die Grenze im winzigen Gemsbock RSA nach Bokspits BW. Innerhalb von 30 Minuten ist alles geregelt, die Reifen sind desinfiziert, wir werden gebeten, uns auf einen Desinfektionslappen zu stellen, damit die Schuhe auch sauber sind, dass Europäer mehr als 1 Paar Schuhe haben, scheint hier noch nicht angekommen zu sein. Auch unsere Maxtrax (Matsch- u. Sandbleche) sind voller südafrikanischer Erde und Schafmist, weil wir auf der Suche nach einem Schlafplatz auf einem Pass zweimal abgesoffen sind. Die Grenzbeamtin erklärt uns, dass wir während 60 Minuten das Free Wifi des Zolls benützen dürfen um unsere Angehörigen zu benachrichtigen, dass wir gut angekommen seien. Sie überreicht uns zwei wunderschöne Hochglanzprospekte über Botswana und beschreibt den Weg, wo es SIM Karten gibt. Mir kommt das Augenwasser ob so viel Herzlichkeit. Welcome in Botswana!
Tatsächlich finden wir die kleine Post, wo man mir gerne hilft, eine SIM Karte zu aktivieren, nur, dass sie mit SMS aktiviert wird, statt mit Internet. Als ich erkläre, ich benötige aber ein Data Bundle, schauen alle etwas konsterniert, was ich denn damit wolle? Z.B. Fotos über WhatsApp senden, e-Mail checken! Hier scheint alles über SMS zu laufen. Die lapidare Erklärung weil niemand auf meine SMS antwortet: «Your family or friends are not online at the moment». Just in dem Moment fährt eine Eselkarre vorbei! Und unsere erste Nacht verbringen wir extrem ruhig am Strassenrand, höchst romantisch mit Dünenblick. Welcome in Botswana!
In Tsabong, der ersten grösseren Siedlung, staunen wir Bauklötze. Wir finden einen Mechaniker, der sich unserer defekten Bremsleitung annimmt: Man suche einen alten Land Rover vom Ersatzteillager, das ums Haus verstreut ist, schraube dort das Teil ab und montiere es an unsere Randulina. Passt!
In der Touri-Info geht es gleich weiter so. Man wählt eine Telefonnummer des Reservierungsbüros für NP, gibt den Hörer an uns weiter und wir können alle unsere Reservationen machen und dürfen uns auf dieser Nummer immer wieder melden! Soviel Hilfsbereitschaft am ersten Tag! Welcome in Botswana!
Kgalagadi NP wir kommen wieder – jetzt in die Mabuasehube Section. In diesem Sektor des grenzübergreifenden Nationalparks ist die Landschaft eine völlig andere als im südafrikanischen Teil, flach wie ein Pfannenboden, Dornakazien, kniehohes gelbes Savannengras, Sand. In den Pans, den ausgetrockneten Seen, gibt es vereinzelt Wasser für die Tiere, welches aus Bohrlöchern stammt und entweder brackig-salzig oder süss ist. Auch die Camps befinden sich an den Pans, weil dort am ehesten Tiere zu beobachten sind. Am ersten Abend sind viele Vögel da, am zweiten Abend meine ich, 2 Hyänen mit dem Feldstecher zu sehen. Also ab an die Pan. Es sind Löffelhunde, die sich aber gerade davonmachen sowie Kudus mit prächtigem Gehörn und Gnus, die im Abendlicht über die Savanne ziehen. Ich fahre langsam um das Wasserloch und sehe aus dem Augenwinkel etwas Geflecktes. Ein etwas staggeliges «dadada» und deuten auf Fotoapparat und das Gefleckte. Mein Liebster sieht es nun auch und drückt ab, gerade noch rechtzeitig bevor es zu dunkel wird. Der Leopard ist im Kasten und wir um ein Erlebnis reicher. Was für ein Gänsehautmoment. Wir begiessen das Erlebte mit einem G&T und schlafen danach wunderbar.
Um 22 Uhr sitzen wir im Bett, da sich das Auto bewegt! Erdbeben? Oh wow Hyänen! Die wollten wir doch schon lange sehen. Aber die 2 Biester knabbern an unseren Gummipuffern der Stossstange. Geht’s noch??? Licht an, sie hauen ab. Weiterschlafen bis um 0.30 Uhr. Es knackt, knackt, knackt. Ist da ein Löwe mit einem Riss auf unserem Camp und zerbeisst Rippchen? Taschenlampe an. NEIN, es ist die Rache der Hyäne. Eine ist zurückgekehrt und zerbeisst unser kleines Kunststoff Tabourettli. 3 Beine sind schon weg. Wir verstauen doch jeden Abend alles fein säuberlich aus genau diesem Grund! Nun ja, das Tabourettli haben wir vergessen. Tja, that’s Camping in Botswana!
PS: Hyänenbabys können 5 Minuten nach der Geburt das Bein eines Springbocks knacken!