12 – Kaokoland

21. – 30. Mai 2023

Van Zyl’s Pass Campsite – Rooidrom-Pass – Rooidrom – Marienflusstal – Camp Syncro (Kunene River) – Hartmanspass – Hartmanvalley – Oranjedrom – Groendrom – Purros – Hoarusib Riverbed Track – Sesfontein – Kowarib Gorge 4×4 Track

Unser Umweg beträgt über 160km! Doch er hat sich für uns in jeder Hinsicht gelohnt. Via Etanga fahren wir in die Otjihaa Plains. Etanga ist das letzte Dorf, das diesen Namen verdient und Ausgangspunkt für die Reise ins Kaokoland. Die nächsten «Dörfer» entpuppen sich als saisonale Himbaorte, leere Hütten, sind aber grossartig auf der Karte eingezeichnet. Daran muss man sich hier gewöhnen. Fast wie auf einer OL-Landkarte, sind bestimmte Bäume, z.B. grosse Baobabs etc. als Wegmarker vermerkt. Geben tut es hier nichts, kein Dorf, keine Tankstelle, keine Internetverbindung, es gibt viel von Nichts. Nach einem gerölligen, namenlosen Pass taucht der Baobab auf, soweit alles in Ordnung, die Richtung stimmt. Jede Querung eines Bachbettes ist vermerkt, die Bäche sind seit Jahren ausgetrocknet. Auch der Ort Otjihaa ist nur ein saisonal, von nomadisierenden Himba, gebrauchtes «Dorf». Die einzigen, die wir antreffen, sind Giraffen. Eine wunderschöne Begegnung. Obwohl so gross, sind sie fast unsichtbar. Die Bäume geben ihnen eine perfekte Tarnung. Auf einem Baum sitzt ein Toko. Wir beobachten die Tiere, bevor wir mit 60kmh durch die Ebene brausen. Es gibt eine Garantie, dass die nächste Geröll- oder Wellblechpiste folgt. Also den Fahrspass geniessen.

Via Rooidrom- und Jouberts Pass gelangen wir ins Marienfluss-Tal. Als Wegweiser dient ein altes rotes Benzinfass eben die Rooidrom (Afrikaans Rote Trommel) Herrlich! Sand in allen Farben mit grünen Dornakazien, Strausse und Springböcke, ein Autowrack. Die Hügel rücken näher zusammen. Am Camp Syncro, einem wunderschönen Campingplatz direkt am Kunene Fluss – schwimmen wegen Krokodilen nicht angebracht – verbringen wir den Nachmittag. Die Fahrt hierhin war anstrengend, für Fahrer und Navigatorin. Und so geht es weiter. Wir verabschieden uns vom Kunene Fluss, der uns bereits in Angola begleitete, sich wagemutig über die Felsen bei Epupa stürzte und im Iona NP ins Meer mündet und dem wir nun wieder in Namibia folgten.

Die nächste Etappe führt uns ins Hartman Valley. Stein, Geröll in allen Aquarellfarben soweit das Auge sehen kann. Der Hartman Pass ist kurz aber steil und schmal mit viel losem Gestein! Es braucht schon etwas 4×4 Erfahrung um ihn zu meistern. Auf Fotos kommt das nie zur Geltung. Himbahütten auch hier unbewohnt. Die nächsten Wegmarker sind für uns Oranjedrom und Groendrom. Es heimelt richtig an, im grossen Nichts etwas Menschliches zu finden, auch wenn es nur Wegzeichen sind. Immerhin ist da was. Immer wieder gehen Pisten in den Skeleton NP, die wir aber nicht befahren dürfen, riesige Dünen, weit entfernt die Nebelwalze der Küste. Wir befahren eine feste Sanddüne, suchen den Pfad auf der Karte und fahren nur mit GPS in einem trockenen Bachbett. Springböcke stehen Spalier, ein Oryx galoppiert davon. Und dann, wie in einem Science Fiction Film, ein, zwei, drei lange Dinosaurierhälse im Gegenlicht. Giraffen, welch elegante Überraschung.

Die Ebenen sind, wenn nicht sandig dann steinig, bizarre Doloritblöcke liegen herum, ab und zu ein «Lone man – Stone man» eines unbekannt bleiben wollenden Künstlers. Abends wird es kalt, wir wärmen uns am Lagerfeuer und sehen auf der Landkarte, dass die nächste Siedlung, Purros, in einem Tag erreichbar ist. Unglaublich, seit 5 Tagen haben wir weder Menschen noch ein Auto getroffen.

Im Hoarusib Flussbett erwarten wir eigentlich die legendären Wüstenelefanten, da der Hoarusib Fluss teilweise sehr tief Wasser führt. In jeder Kurve, hinter jedem Felsen könnten sie stehen und sich ab uns erschrecken. Nicht ganz ohne. Da trifft uns fast der Schlag und gleichzeitig müssen wir loslachen. In einer Klus stehen nicht die Elefanten, sondern zwei Namibier die unsere Hilfe benötigen. Im einzig engen Schluchtabschnitt steht das Wasser hüfthoch mit matschigem Untergrund genau da steckt ihr LandRover drin. Natürlich ist der Nachmittag mit der Bergung ausgefüllt. Wir wollen ja nicht auch noch im Matsch steckenbleiben, also einen Umweg suchen, sich von hinten anschleichen und nachdem 2x das Bergeseil riss, klappte es beim 3. Versuch. Welche Ironie des Schicksals in der Wüste im Wasser abzusaufen!

Im Oasenort Purros erklärt man uns, dass die Elefanten trotz Wasser weitergezogen seien. Wir finden sie einige Tage später im Trockenflussbett der Khowarib Schlucht nach Sesfontein, völlig verspielt. Fünf Elefanten in der Wildnis im Bachbett beim Fressen, Wasserspritzen und beim Sandbad zusehen zu dürfen ist ein einmaliges Erlebnis und entschädigt für all den Sand, Staub und die Wellblechpisten.