09 – Im Schnellzug durch Namibia

12. April – 19. April 2023

Alexander Bay – Oranjemund – Klein Aus Vista – Keetmanshoop – Mariental – Lake Oanab – Elisenheim – Windhoek – Otjiwarango – Otavi – Tsumeb – Katwitwi (Border Post)

Über den Helskloof Pass, vorbei an Butterbäumen und Matjieshouses (Mattenhütten der nomadisierenden Hirten) führt uns die letzte 4×4 Piste aus dem Richtersveld NP. Die Schotterpiste nach Alexander Bay ist ein Klacks dagegen. Das Diamanten Minendorf war bis 2018 Sperrgebiet, d.h. Einlass war nur mit Sondergenehmigung möglich. Wir fahren direkt zum Grenzposten, wer weiss, wie lange dieser Grenzübertritt dauern wird. Kurz und bündig werden wir in Südafrika ausgestempelt. Ebenso in Oranjemund / Namibia. Das Immigrationsformular haben wir bereits vorher ausgefüllt, wir sind die einzigen am Posten und so geht es schnell. 30 Tage erhalten wir eingestempelt, da wir ja nur durchfahren und nach Angola weiterziehen. Wir bezahlen die Strassensteuer, erhalten eine Quittung, die bei Polizeikontrollen gezeigt werden muss. «Also nicht verlieren», meint die zuständige Grenzoffizierin mit einem Augenzwinkern.

Unsere erste Nacht verbringen wir am Pazifik, kalt und windig ist es hier. Anderntags sitzen wir bei angenehmen Temperaturen am Mündungspunkt des Oranje Flusses und halten die Füsse ins kalte Nass.

Ab Oranjemund ist die Strasse asphaltiert, zum Glück, die Sanddünen reichen bis zur Strasse und das grüne Band dem Oranje entlang wirkt surreal. Caterpillars pflügen den Sand von der Strasse wie bei uns im Winter die Schneepflüge den Schnee. Wir fahren durch das «Sperrgebiet», eine von Menschenhand geschaffene Kraterlandschaft. Diamantenfieber!

Auf der heutigen Tagesstrecke von 280km liegt ein einziges Städtchen – Rosh Pinah. In der Schweiz wären wir schon an der Landesgrenze, ohne Stau zwischen Zürich und Bern.

Unser Ziel ist Klein-Aus. Ein hübscher Campingplatz mit einem wunderbaren Restaurant mitten im Nirwana. Anderntags das gleiche Szenario, 230km mit Nichts. Die flache, prärieartige Landschaft wird etwas kantiger. Am späten Nachmittag locken uns der «Giant’s Playground» mit seinen Steinklötzchen und am Abend der Kokerboom Wald zu einem Spaziergang vom Keetmanshoop Camping weg.

Mit viel Nichts geht es weiter, die Landschaft verändert sich mit einem Plateau im Hintergrund und einigen Tafelbergen im Vordergrund. Wir sehen Containerschiffe, Burgen und lassen unserer Phantasie freien Lauf. Etwas muss man ja tun in dieser Einöde. Strausse und Springböcke zählen bringt’s definitiv nicht.

Wir freuen uns auf den Lake Oanab. Hier werden wir von unserem Freund Giusep erwartet. Und tatsächlich sitzt er an der Reception. Ein freudiges Wiedersehen. Einziger Wermutstropfen, Cornelia fehlt. Wir treffen hier auch auf Simone und Tom. Zu fünft gibt es viel zu erzählen, Overlander- und andere Räubergeschichten lassen den Abend dahinfliegen.

Echte Gastfreundschaft respektive Land-Rover-Liebe erleben wir in Windhoek. Unsere Randulina braucht dringend Öl- und Filterwechsel. Otto hat seine Werkstatt definitiv geschlossen, gibt uns aber die Adresse von J.P. Der ist gerade unterwegs zum Flughafen, tippt aber schnell eine SMS mit einer Werkstattadresse. Also kurven wir zu Andreas. Der ist ausgebucht, telefoniert mit Henry, dessen Adresse wir auch bereits ausfindig gemacht haben und organisiert für uns einen Termin. Wären wir einfach so eingetrudelt, hätten wir auch dort Wartefristen gehabt. Während Randulina aufgefrischt wird, werden wir im nahen Outdoorcenter fündig. Wir krämeln allerlei nützliches Zeugs zusammen und dürfen einige Stunden später unsere Randulina frisch geölt und geschmiert in Empfang nehmen. Die Preise sind mehr als erfreulich. Was bei uns 8l Motorenöl kosten, ist hier der Preis für das ganze Paket. Nun gut, die Filter sind aus unserem Fundus.

Abends auf dem Camping stossen wir mit Giusep auf den erfolgreichen Tag an. Denn auch sein «Gone with the Wind» hat einige Auffrischungen erhalten. So sind wir also gut ausgerüstet für Angola.

Auf dem letzten Weingut Namibias, den Otavi Vineyards werden wir mit einem heftigen Gewitterregen geflutet, macht nichts, wir stossen auf das Abenteuer Angola mit einem feinen Weisswein an. Der «Katholischer» mundet ausgezeichnet und der Missionarswein soll die letzten mulmigen Gefühle für Angola ausradieren. Die Grenze naht, wir werden kribbelig. Noch ein Übernachtungsstopp und eine Tankstelle. Es wird zunehmend afrikanisch, nicht die Lodge mit dem Infinitypool, aber die kleinen, sauberen Dörfchen mit ihren Staketenzäunen den winzigen Holzhäuschen und ihren grasgedecken Dächern.