15 – Ionische Inseln

25. April – 11. Mai 2022

Die Ionischen Inseln haben wohlklingende Namen. Zakynthos, Kefalonia, Lefkada. Sie sind klein, überschaubar und besitzen beides: Erschlossene touristische Sandstrände im Osten und einsame Steilküsten im Westen welche teilweise nur mit 4×4 Autos zu erreichen sind. Wer uns kennt, muss nicht raten, wo wir uns tummeln.

Die Fährpassage von Kyllini (Peloponnes) nach Zakynthos Stadt dauert etwa eineinhalb Stunden. Hier befinden wir uns an der wohl grössten Partymeile der Insel, die aber im April immer noch verwaist ist. Gut so, denn in der Nähe einer Stadt zu übernachten ist nicht so unser Ding. Beim ersten Apéro am lauen Abend geniessen wir auf jeden Fall die Einfahrt eines Kreuzfahrtschiffes und das Quaken der Frösche. Zakynthos ist voller Überraschungen, das Wasser mutet karibisch an. Unechte Karettschildkröten (Caretta caretta) kommen zur Eiablage hierher, wir sind leider jahreszeitlich etwas zu früh. Absoluter Höhepunkt ist unser Schlafplatz am Aussichtspunkt der Mizithres Felsen 100m unter uns. Bei der Steinbrücke von Korakonissi verschlägt es uns den Atem, Stefan nimmt ein Bad. Ich mag es nicht in höhlenähnlichen Gewässern. Ausser uns sind nur zwei Schnorchler da. Im Sommer ist es hier wohl heillos mit Quads überfüllt. Wir fahren herbe Schotterpisten mit ausgeschwemmten Fahrrinnen, immer der Westküste entlang auf der Suche nach einsamen Buchten. Manchmal müssen aber auch wir uns nur mit der Aussicht begnügen und aus dem Feierabendbad wird nix. Doch wenn die Aussicht einfach nur genial ist und niemand sich zu uns gesellen kann, was soll’s. Ich pflücke Thymian zum Dörren, der Duft ist betörend. Dementsprechend viele Bienenkästen stehen herum, nebst Olivenöl DAS Produkt. In der Navagio Bucht treffen sich nach unseren 4×4 Eskapaden wohl alle Touristen, um das alte Schiffswrack von allen Seiten zu begutachten. Die Hinfahrt ist einfach: vom Land her führt eine asphaltierte Strasse, wer beim Wrack schwimmen will, bucht eine Touristentour, denn von oben gelangt man nicht zum Wrack. Aber ein tolles Fotosujet ist es allemal.

Direkte Fährverbindungen zu anderen Inseln gibt es nur im Sommer. So tuckern wir also wieder nach Kyllini zurück und buchen eine Passage nach Kefalonia, das wir schon bald Kafelandia taufen. Die Ankunft um die Mittagszeit hätte nicht schöner sein können. Poros grüsst mit griechischer Musik, blauen Stühlen und blau-weissen Tischtüchern. Das Mittagessen ist bei weitem eines der besten. Das Kleinstädtchen ist aufgeräumt und der kleine Strand gepflegt. Kein Abfall, kein Schwemmplastik, also alles wie im Bilderbuch. Durch kleine Bergdörfer tuckern wir auf steilen Strassen zum Nationalpark Mount Ainos. Wir finden eine Piste ganz nach unserem Geschmack und geniessen die Einsamkeit. Nebelfetzen trüben die Aussicht vom höchsten Gipfel, der sehr steilen Insel. Die einfach zu erreichenden Strände sind wie auf Zakynthos mit Liegen und Sonnenschirmen ausgerüstet, für die man tief in die Tasche greifen muss. Wir sehen gut, wie es in der Hochsaison aussehen wird. Den einzigen Regentag verbringen wir in der Drogorati Höhle und geniessen Kaffee im Segelörtchen Fiskardo, welches voll und ganz auf die britische Segelcommunity ausgerichtet ist. Herrlich dieses britisch-kitschige Flair hier. Natürlich lassen wir uns die winzige Chorgota Bucht von „Captain Corellis Mandoline“ nicht entgehen. Einsam und dunkel im Schatten der alten Olivenbäume liegt sie da. Da ist der Strand von Myrtos mit seinem knallweissen Kieselstrand schon ein grösserer Hingucker und wohl nicht zu Unrecht der schönste Strand Kefalonias. Das Farbenspiel ist prächtig! In der Hochsaison wohl noch farbenprächtiger, wenn sich Sonenschirm an Sonnenschirm reiht. Wir schwimmen praktisch allein, lassen die glatt geschliffenen Kiesel durch unsere Finger rollen und ziehen weiter. Die Platia Ammos, the forgotten Beach, müssen wir uns hart erarbeiten. Ein Erdbeben hat die Treppe zum Strand hinunter praktisch vollständig zerstört, stattdessen klettert man an ein paar Fixseilen – eher Schnüre als Kletterseile – ca. 150 Höhenmeter senkrecht hinunter um sich dann an einem riesigen Kieselstrand wieder zu finden. Herrlich einsam! Bevor wir unsere Inseltour abschliessen, fahren wir nochmals Schiff und lassen uns auf einem schmalen Meeresarm von Lixouri nach Argostoli der Inselhauptstadt bringen. Hier gibt es einiges an architektonischen Sehenswürdigkeiten, allen voran die Fussgängerbrücke des Schweizer Ingenieurs De Bosset. Spektakulärer ist die Melissani Cenote im Sonnenlicht. In Fiskardo angekommen, wo es wiederum heftig windet, läuft unsere Kleinfähre am Nachmittag nach Lefkada aus

Die Überfahrt nach Lefkada ist herrlich. Obwohl kalt und windig, verbringen wir viel Zeit auf Deck und sehen uns die spannenden Küstenlinien an. Mein stetes Bitten nach Delfinen wird endlich erhört. Kurz vor unserem Zielhafen Nidri sind sie da und vollführen tollkühne Sprünge. So interessant ist nicht einmal die Milliardärsinsel Skorpios. Unseren ersten Abend verbringen wir an einem kleinen Strand mit einigen anderen Campern, bevor wir Richtung Süden losziehen. Für unseren Znünikaffee muss der Wirt zuerst die Kaffeemaschine anwerfen. Auch auf Lefkada ist noch nichts von Sommertourismus zu spüren. Die Frühlingstemperaturen erleichtern die Wanderung mit den finalen 408 Treppenstufen zum Strand von Egremni sehr. Auch beim Leuchtturm, der am Kap Lefkas auf den imposanten Kliffs erbaut wurde, weht eine kühle Brise. Das kleine Kloster Agios Nikolaos welches in der Nähe liegt und von 3 Nonnen bewohnt wird, wird uns in bester Erinnerung bleiben, ebenso unser Schlafplatz mit der phänomenalen Aussicht auf den Strand von Porto Katsiki. Die Strassen auf Lefkada sind steil und eine führt durch alte und neue Militäranlagen. Auf dem Berg Profiti Ilias mit der gleichnamigen Kapelle lässt sich die Aussicht in Panoramaformat geniessen – doch das Militär interessiert sich auch für uns. Der Besuch zweier ranghoher Offiziere endet mit einer Einladung zum Fest des Heiligen Nikolaus von Myra, welches immer am 10. Mai stattfindet. Nikolaus starb im 4. Jh.n.Chr.in der heutigen Türkei, seine Gebeine wurden um 1087 nach Bari überführt, dabei musste das Schiff eines Sturmes wegen in der kleinen Bucht des Klosters einige Nächte pausieren. So die Legende. Der ganze Stolz des kleinen Klosters ist eine kleine Knochenreliquie des Heiligen Nikolaus. Das alljährliche Fest, welches mit viel Aufwand von Freiwilligen organisiert wird, ist ausserordentlich spannend. Wir erleben eine 3-stündige Messe in Altgriechisch, es ist ein Kommen und Gehen, ein Ikonenküssen wie ich es wegen Covid nicht für möglich gehalten hätte und sehr viel Toleranz uns Unorthodoxen gegenüber. Gelebte Oekumene im Beisein der Attachés des Militärs, der Luftwaffe, der Marine, der Polizei, der Feuerwehr und der Sanität. Anschliessend gibt es Kaffee und Kuchen und wir verabschieden uns, nicht ohne kleine Spende für das hübsche Kloster. Unseren Lefkada Aufenthalt schliessen wir im kleinen Hafenort Nikitas ab, der gerade aus dem Winterschlaf zu erwachen scheint. Es wird wohl der letzte Kaffeestopp am Meer längere Zeit.

Fazit: Alle 3 Inseln sind wunderschön und sehr interessant. Da die Distanzen kurz sind, eignen sie sich perfekt für’s Inselhüpfen. In den Frühlingsmonaten sehr ruhig, im Sommer wohl etwas viel Rummel.