13 – Kreta

Kreta 3. März – 4. April 2022

Ein Versuch, eine Insel und unsere Abenteuer auf ein Minimum zu reduzieren.

Kreta – Land der Sonne, fünftgrösste Insel im Mittelmeer, Geburtsort des Zeus, Vermählungsort von Zeus mit Europa und dem Ergebnis, dass der legendäre König Minos gezeugt wird, nach dem ein ganzer Kulturabschnitt benannt ist. Minoische Überreste sind auf ganz Kreta zu finden, sie alle fordern unsere Phantasie heraus. Kreta – nur bewaldet mit zehntausenden Olivenbäumen, Zitrus und einigen Palmen, Urlaubsziel sonnenhungriger Nordländer und Wanderern. Kreta – mehr Schafe und Ziegen als Bewohner, deren Gastfreundschaft Bände spricht. Kreta – umkämpft und unterjocht von Byzantinern, Venezianern, Osmanen, kurze Freiheit, brutaler Schauplatz im 2. WK, befreit von Partisanen und Alliierten. Heimat El Grecos, Mikis Theodorakis, Nana Mouskouri, Drehort von Alexis Zorbas und Erfindungsort des legendären Syrtaki.

Wir erreichen Kreta mittels Fähre von Piräus nach Iraklion bei schönstem Wetter aber bei viel Wind. Gleichzeitig verlassen Tausende Ukrainer ihr Land ins Ungewisse. Ein eigenartiges Gefühl macht sich in mir breit. Es bleibt, wie der fast stetige Wind. Statt Wärme weht eine steife Bise, Regen, Gewitter, Hagel, Schneeschauer, wir bleiben vor nichts verschont. Doch wettertechnisch gut angezogen meistern wir auch diese Hindernisse, zumal doch täglich wenigstens einmal die Sonne lacht. Wir umrunden die Insel mit vielen Abstechern ins Landesinnere. Grosse Fahrten in die Höhe und die dazugehörigen Wanderungen sind nicht ohne Komplikationen möglich, zu hoch liegt der Schnee und zu weich ist er mittlerweile. Stadtwandern ist auch nicht erfüllend da die Altstädte von Chania, Rethymno und Iraklion klein und die meisten Restaurants saisonbedingt noch geschlossen sind. Der Tourismus erwacht eben aus seinem Dornröschenschlaf.

So entdecken wir Kreta auf 4×4 Pisten, kommen an nicht immer ganz touristischen Orten vorbei, treffen den LandRover Fan Alex beim Schneiden seiner Reben und werden am Abend in seinem Restaurant in Sitía auf’s feinste verwöhnt. Ein ander Mal treffen wir auf einem Track im Schnee drei Bauern in ihrem Pick-up. Man hält an und unterhält sich mit Händen und Füssen und bei einem Glas Raki um 10 Uhr morgens wird die Situation beratschlagt. Ein Daumen nach oben für unsere Pneus, zwei Hände schräg zum Zeichen des Pistenverlaufes und ein mühsames 500 meters in Englisch. Also los geht’s. Die Piste wird schräger, die Hangneigung mit Schnee verspricht ein Abrutschen und unsere Pneus sind nicht mehr die neusten. Nach 500m hat der Pick-up gewendet – wir auch! Die Piste ist wohl auch im Sommer nicht ganz ohne, im Dorf treffen wir uns wieder mit grossem Gehupe. Dort blühen die Mandelbäume und die Katzen liegen auf den warmen Abfallcontainern. Abends bei schönstem Wetter strecken wir die Füsse ins Meer. Das alte Lied ’Wir haben noch Wind in den Haaren, den Wind von Bergen und Seen’ geht mir durch den Kopf.

Einige Tage später und immer wieder treffen wir auf Barbara und Roger (www.takethepath.ch) und diskutieren über alles was Langzeitreisende bewegt: Routen, Pneus, Ausrüstung, Finanzierung. Barbara kann mich für’s Geocachen motivieren (Hartmut der 1. Input kam von dir!). Wir wandern zusammen, feiern Stefans Geburtstag in Chania wo endlich was los ist und man an der Sonne den Drink geniessen kann.

Natürlich besuchen wir auch die schönen Strände von Balos, man kann sich hier wie in der Karibik fühlen oder den rosafarbenen Strand von Elafonisi wo es uns den rosa Sand um die Ohren windet und sich nur einige Kitesurfer über den Wind freuen, besuchen den Palmenstrand von Vaï und stehen vor dem Eingang der geschlossenen Samariaschlucht. Wir entdecken Anderes und wandern im Schnee, wandern durch kleinere Schluchten oder zu Buchten, suchen Schutz vor Wind und Wetter hinter und unter Felsen und geniessen die Zeit vor der Touristensaison. Es wird nie langweilig und die schönsten Plätze stehen zu unserer alleinigen Verfügung.

Grösster Wermutstropfen ist die Umweltverschmutzung, offene Abfallhalden, Schwemmgut aus Plastik und zu Teersteinen verklumptes Altöl, keine Abfalltrennung weil keine Recyclinganlagen auf Kreta. Doch das grösste Plus ist die unvergleichliche Gastfreundschaft der Kreter. Hier ein Raki, da werden wir mit Orangen beschenkt, dort ein Schwätzchen, keine Fahrverbote und viel 4×4 Fahrspass. Das bleibt in unserer Erinnerung.