12 – Iberische Halbinsel

5. September bis 16. November 2021

Nach 2013 nochmals auf die Iberische Halbinsel? Sicher, immer wieder gerne! Nicht nur auf Touristenpfaden und nicht zum Überwintern, einfach den Sommer der nicht stattfand etwas verlängern….

Während ich noch auf einer SAC Hütte 2 Wochen die Küche schmeisse, tuckert Stefan schon mal alleine los. Ich verpasse in dieser Zeit die eindrücklichen Wanderungen und Kanufahrten in Nordspanien, verpasse ich wirklich etwas? Oder entsteht so einfach die Gelegenheit, unsere 40-jährige Liebe mal wieder auf Eigenständigkeit zu testen? Die Wiedersehensfreude in Pamplona ist auf jeden Fall beidseitig gross und Gesprächsstoff für die nächsten Tage ist vorhanden.

Wir lassen die grossen Strassen beiseite und tuckern unserer Gewohnheit gemäss auf Nebenstrassen in unbekannte Regionen, geniessen die Abende an Stauseen oder an Flüssen, in Eichenwäldern oder am Meer, trinken unseren täglichen Café solo nach dem Marktbummel auf der Plaza und geniessen Pintxos und Tapas bei einem Glas Wein!

Auch das Wandern kommt nicht zu kurz, so erleben wir Berge und Schluchten, Wälder, Seen und Strände oftmals auch zu Fuss. Wir probieren in Portugal unsere Faltvelos aus und radeln an der Westküste von Strand zu Strand.

Neugierig wie wir sind, reisen wir anfänglich dem Buch „Todo esto te daré“ von Dolores Redondo nach und entdecken in Nordspanien viel Unbekanntes. Auch der Norden Portugals ist spannend, die Weine hervorragend, nur bis die Restaurants zum Abendessen öffnen, leiden wir bereits gewaltig an Unterzuckerung. Und mit einem Ballonbauch einzuschlafen ist auch nicht so toll, so kochen wir also weiter selber und geniessen unbekannte Käsesorten, feine Marronis und den echten Jamón Ibérico de Bellota. Den richtig guten, von freilaufenden Schweinen zu finden, ist allerdings nicht immer ganz einfach. Aber wir haben Zeit und Geduld.

Das haben auch Alejo und sein Bruder, die uns erklären, wie eine Korkeiche geschält wird und deren Rinde dann zu Korkplatten verarbeitet wird. Wir werden an eine Korkzapfenstanzerei weitergereicht, wo man uns geduldig die Herstellung der Champagner- und Weinkorken zeigt und zum Schluss werden wir im Korkmuseum erwartet, wo wir nebst den biologischen auch die kulturellen Hintergründe der Korkverarbeitung zu sehen bekommen. Artig bedanken wir uns mit Schweizer Schokolade.

Museen gibt es einige, so auch eines über den hübschen Medronho, den Erdbeerbaum, den wir von Sardinien her als Corbezzolo kennen. Wir lieben den leicht bitteren, caramellartigen Honig, jetzt wissen wir auch, dass der Lieblingsschnaps der Portugiesen aus den Medronho Früchten gebrannt wird. Wieder in Spanien, durch hunderte Kilometer Olivenbäume gelangen wir nach Andalusien, wo uns die maurische Architektur verzaubert. Aber bald zieht es uns weiter ins Landesinnere, denn knapp hinter der andalusischen Küste herrschen die Gemüseproduzenten, deren Folienhäuser die Landschaft verschandeln und die Agrartechnologiekonzerne mit Plakaten für gleich lange, gleich schwere und gerade Zucchini werben. Ich lobe mir mein Schweizer-Bio-Gemüse aus der Region! Schon Don Quijote mit Sancho Panza an seiner Seite wollte mit seinem Kampf gegen die Windmühlen dem technischen Fortschritt entgegentreten, machen wir also weiter, nicht gegen den technischen Fortschritt aber gegen die Machenschaften der Agrarlobby. Einige Windmühlen stehen noch und werden schön in Stand gehalten.

Weiter nordwärts versuchen wir es nochmals mit Meer und Strand. Es lockt das Ebro-Delta, ein ebenso magischer Punkt wie der südwestlichste oder der südlichste Punkt des europäischen Festlandes oder Gibraltar, das mit Fish n‘ Chips punkten kann. Die Reisfelder, die Salzgärten und vorallem die wunderschönen Flamingos entschädigen für die baldige Heimkehr. Es wird Herbst auf der Iberischen Halbinsel.