10 – Pyrenäen – Eine Wanderung voller Pannen

8. Juli – 13. Juli 2021

Eine Langwanderung mit 40 Etappen durch die Pyrenäen, vom Atlantik ans Mittelmeer sollte es werden, aber von Anfang an standen die Sterne gegen uns…

Bereits bei der Buchung einer Zugverbindung stossen wir auf das erste Hindernis. Wegen Bauarbeiten wird eine Verbindung in Frankreich auf das Abstellgleis gelegt und bei der SBB ist man dementsprechend hilflos. Andere Verbindungen sind zeitraubend, also buchen wir schweren Herzens den Flieger nach San Sebastian. Dann stürzt in Kloten das spanische E-Formular zur Coviddeklaration ab, selbst beim Boarding kann man uns nicht helfen, da das Virus anscheinend auch auf die Elektronik übergreifen kann, ein Zertifikat auf dem Handy hatten wir damals noch nicht, obwohl 2x geimpft. Dank des internationalen Impfausweises, den wir in Madrid an einem speziellen Covid-Desk vorweisen müssen, steht dem Weiterflug nach San Sebastian nichts mehr im Weg. Ein Taxifahrer bringt uns über die Grenze ins französische Hendaye, wo wir die Füsse ins Wasser halten, die französische Küche geniessen und anderntags erholt auf den GR 10 abmarschieren.

Der Anfang ist märchenhaft, weisse Segelschiffe schaukeln auf dem blauen Meer, Hortensien blühen. Der erste Frust kommt in Biriatu, kein Restaurant, keine Bar, also aus dem 10kg schweren Rucksack einen Getreideriegel verputzen. Von den 10kg sind je 2 kg Verpflegung und 2l Wasser, dazu trägt jeder seinen Schlafsack sowie sein Mätteli, Stefan zusätzlich das Zelt, auf einen Kocher verzichten wir. Es hat laut Landkarte genügend Hütten und Restaurants, dass die meisten nur zw. 12 und 14h warmes Essen servieren, haben wir nicht gedacht und so kommt es, dass wir in den nächsten 3 Tagen nur von Omeletts und Sandwiches leben, wenn wir denn überhaupt etwas Offenes finden.

Immerhin ist die Aussicht vom Mont Xoldokogaina atemberaubend. Rauf und runter führt die erste Etappe bis zur Weggabelung zum Mont Rhune. Da gibt es mitten im Wald eine Dusche an einer Viehtränke. Morgens schleichen Nebelschwaden um unser Zelt und im dicken Nebel bei stickiger Luft wandern wir zum Mont Rhune hoch, der wohl die Touristenattraktion der Gegend ist. Sogar eine alte Bahn führt hinauf. Aussicht gleich null, nur Nebel.

Wir wandern nicht exakt auf dem GR 10, Stefan hat unsere eigene Route geplant, immer der Krete entlang, steile Auf-und Abstiege und meterhohes Farn trüben die Wanderfreude. Die ehemaligen Wanderwege werden nicht mehr gepflegt, die Touristikplaner lenken die Wanderer gezielt über den GR 10 und auf der spanischen Seite auf den GR 11. Wir campieren auf einer Schafweide mit Aussicht. Und wir schlafen gut!

Der GR 11 führt uns durch alte Kastanienwälder hinunter nach Elizondo und dort gönnen wir uns ein Zimmer im Hotel Antxítonea. Der Receptionist bestätigt, was wir befürchten, die nächsten Tage nur Regen und massiver Wind in den Pyrenäen. Im Touristenbüro wird noch schwärzer gemalt. Also nehmen wir den Bus nach Pamplona und buchen einen Flug heimwärts.

Trotz herrlicher Sonne mitten im Juli bietet Pamplona 14 Grad! Die Festivitäten von San Fermin sind coronabedingt abgesagt, also weder Stierlauf noch Stierkämpfe. Gut hat Hemingway das nicht erleben müssen. Abends folgen wir den Pintxos Bars und geniessen die fröhliche baskische Kultur.

Über eine geschlossene Wolkendecke fliegen wir anderntags Business Class via Madrid nach Zürich, und das nur weil beim Check-in einer Mitarbeitenden aufgefallen ist, dass unser Moderna Impfstoff in Spanien hergestellt wurde.

Fazit: Wir lieben Wanderungen, auch Langwanderungen, aber wir lieben es nicht, nur Hügelauf und Hügelab zu wandern, es muss Gipfelziele geben, von diesen 40 Etappen wären ca. 10 im Gebirge gewesen, was uns mehr entspricht, alle anderen Etappen sind „Zubringer“-Etappen. Und beim Zelten muss das Wetter stimmen! Gepackt haben wir perfekt, kein zuviel und sehr leicht! Der mitgeführte Wasserfilter ist perfekt. Tja und dann die Öffnungszeiten der Restaurants/Hütten… man könnte glatt verhungern und verdursten. Viele hatten auch ganz geschlossen! Auch in Frankreich und Spanien beklagt man sich über den Frühling und den Sommer, die nicht wirklich stattfinden.