27. April bis 6. Mai 2019
Auch der Gotthardstau muss erlebt werden, der gehört allerdings nicht auf unsere Liste, kann aber jetzt definitiv abgehakt werden. Nach 1.5 Stunden Schritttempo sieht die Welt in der Leventina immer noch nicht sonniger aus, dafür winkt uns einer wie blöd und wir fragen uns, was an unserem Auto nicht stimmt. Am sonnigen Grenzübergang in Chiasso warten wir dann neben dem Winker, der sich als Stefans ehemaliger Arbeitskollege entpuppt. Zufälle gibt es…
Auch vollgefüllte Tanks sind einmal leer, wir wollen umpumpen, doch irgendwie gibt es ein Problem, hätten wir doch vorher nicht über defekte Dieselpumpen diskutiert. In Triest finden wir sonntagabends einfach keine offene Tankstelle, oder eine die unsere Karten oder Scheine schluckt, dafür funktioniert unsere Pumpe wieder, es war wohl doch bloss ein Vakuum, das sich gelöst hat. Oder unsere Diva will uns etwas auf Trab halten. Warum sollen die Ferien auch anders anfangen.
Die erste Nacht verbringen wir buchstäblich mit einem Bein in Italien, mit dem anderen in Slowenien. Genau auf der Grenze am Meer, mit prächtigem Sonnenuntergang.
Istrien, lange unter Herrschaft der Venezianer, bezaubert uns mit seinen charmanten Städtchen. Wir geniessen einen morgendlichen Latte Macchiato, lassen uns abwechselnd von Sonnenstrahlen, Regenschauern oder Hagelkörnern verwöhnen, probieren Trüffelspezialitäten in Variationen und studieren, ob wir das wohl weltbeste Olivenöl kaufen sollen, nur der istrische Wein will uns nicht so recht munden. Dass von hier Lavendel in die Provence exportiert wird, erfahren wir so nebenbei.
Vom üppig grünen Festland tuckern wir mit der Fähre zur Insel Cres. Steil, steinig, rustikal, zottelige Schafe, kniehohe Wolfsmilchgewächse, blühende Christrosen. Wir finden wunderbare wilde Stellplätze am Meer, mit Blick aufs Meer und wollen gar nicht mehr. Vor allem wollen wir nicht im Sommer hier sein, wenn die Dethleffs-Mein Hobby-Hymer-Carthago-Bürstner-Pössl Familien die engen Strassen bevölkern. Die Campingplätze scheinen darauf vorbereitet zu sein. Wir haben noch nirgends ein so flächendeckendes, extrem luxuriöses und entsprechend teures Angebot gesehen.
Istrien ist ein riesiges Karstgebiet, eigentlich wie die Glattalp, und dementsprechend viele Höhlen sind in dieser Region mit ihren Kalkfelsen zu finden. Bei schönem Wetter eine praktische Methode, um sich vor der heissen Sonne zu schützen, wir schützen uns mit Höhlentouren vor dem Regen. Bei beiden Höhlen, der Baredine und der Skocjanske beeindruckt uns der Höhleneingang durch eine Doline, einen Einsturztrichter hinunter. Die Führer erklären, dass viele geologische Ausdrücke, wie Doline oder Karst aus dem slawischen Sprachraum stammen und dass der weisse, blinde Grottenolm, in Höhlensalamander ebenfalls hier endemisch ist, und von slowenischen Höhlen in andere Höhlen „exportiert“ wurde. Man lernt nie aus.
Mit vielen neuen Eindrücken geht es nordwärts. Wie sind wir aber erstaunt, als wir in Triest die Alpen sehen. Tief eingeschneit liegen sie hinter dem blauen Meer. Der Sommer lässt auf sich warten. Schade, können wir auf der italienischen Autobahn nicht zum Fotografieren anhalten. Das gäbe ein Bild: Roter Klatschmohn, grüner Weizen, dahinter die weissen Alpen unter blauem Himmel. Wir nehmen das Bild im Herzen mit.