25. November – 20. Dezember 2017
Route: Halifax > Ottawa > Boston > New York City > Reykjavík > Hamburg
Da stehen wir also nun am Hafen von Halifax ohne Auto. Mit einem Mal ist die Reise zu Ende, unser Daheim abgegeben an fremde Menschen, für die es einfach eine weitere Fracht darstellt. Das Auto wird am 19. Dezember in Hamburg ankommen, wir bereits am 13. Wir wollen aber nicht heimfliegen, sondern unserem treuen Kumpel heimfahren. In Mexico haben wir uns intensiv mit der Heimreise beschäftigt, nicht wissend, wie schnell aus einer Furzidee Wahrheit wird und wie uns ums Herz sein wird.
Es ist blauestes Wetter in Halifax, wir spazieren vom Hafen durch die Stadt in unser kleines Hotel, jeder hängt seinen Gedanken nach. Aus, fertig, war es das? So schön dass wir das erleben durften, wir sind gesund, wurden von allem Übel verschont, wir könnten also so glücklich sein. Aber uns beschleicht ein ähnliches Gefühl wie damals, als alle Kinder miteinander auszogen. Eine grosse Leere.
Wir werden zu Stadtwanderern, zu Kaffeehausgängern, zu einem älteren Ehepaar, wir fallen mit der grünen und gelben Jacke im Meer der Schwarzbejackten auf. Auf dem Menuplan stehen frischer Lobster und zarte Fische aus dem kalten Atlantik und wir denken zurück an die einfachen Lobsterfischer in Mexico.
Das ruhige Halifax ist ideal für die erste Aklimatisierung. Die ersten Nächte in geschlossenen Räumen sind ungewohnt, die Luft trocken, die Dusche ungewohnt heiss, die duftende Bettwäsche ein neuer Luxus.
In Boston werden wir von Alaida und Stan am Flughafen abgeholt. Wir haben die beiden über 70-jährigen auf unserer Antarktisreise kennengelernt. In Chaltén haben wir uns per Zufall wiedergetroffen, mit ihnen Kaffee getrunken und Alfajores gegessen, sie sind mit dem Rucksack weitergezogen und wir sind in Kontakt geblieben. Im „Mapparium“ einem begehbaren gläsernen Globus suchen wir die gemeinsam bereisten Orte und wecken Erinnerungen und freuen uns wie Maikäfer auf die nächsten Abenteuer.
Boston bleibt uns mit seiner ruhigen Art, seinen geschmackvollen englischen Brickhäusern und seiner Geschichte in bester Erinnerung.
Dagegen ist New York ein hektisches Pflaster. Gut dass wir hier privat wohnen können, mitten in Brooklyn bei Shannon und Danny unseren Containerpartnern von Kolumbien nach Panama. Am Sonntag gesellen sich Diz und Luke dazu. Die Reisewelt ist klein, wir haben uns alle irgendwo getroffen und sind alle am Reiseende angelangt, das Wiedersehen muss ausgiebig gefeiert werden.
Und dann kommt der Tag mit dem grossen Sprung. EUROPA. Morgens um 6 Uhr verlassen wir das Flugzeug in Reykjavík. Stockdunkel, eiskalt. Zwischen 11 und 15 Uhr zeigt sich eine fahle Sonne, wir wärmen uns im Thermalwasser der Blue Lagoon auf, fahren mit dem Mietauto zu den Geysiren, bewundern den fast gefrorenen Gullfoss; die kleinen Islandpferdchen lassen sich vom Wind, der ihnen um die Ohren pfeift nicht verdriessen und knabbern am kurzen rauhen Gras. Wir lassen uns abends von der eigenwilligen delikaten isländischen Küche verwöhnen und hoffen auf eine Aurora Borrealis, doch die Wolken sind dicht, kein Durchkommen für das Nordlicht.
Unser Auto schwimmt mittlerweile mit Kurs auf Liverpool. Wir nehmen Kurs auf Hamburg. Ingrid und Reinhard erwarten und beherbergen uns für die nächsten Tage. Auch die beiden berichten bereits wieder von ihren Reiseplänen weit nach Sibirien. Es wird gefachsimpelt über Auto und Reisen, über Vergangenes und Zukünftiges und dazwischen werden wir von ihnen durch Hamburg geführt, sehen uns im Kino „WEIT“ an und schwelgen in Erinnerungen. Wir trinken Glühwein von glücklichen Glühwürmchen, bewundern die neue (Elb) Philharmonie, wo es während der Bauzeit nicht viel Harmonie gab, knabbern in Lübbeck das bekannte Marzipan Schwarzbrot und hören uns am Schulauer Fährhaus die Schiffsbegrüssung an, wo jedes Schiff, das in den Hamburger Hafen einläuft, mit Landesflagge und Hymne begrüsst wird. Am 19. Dezember fährt die Atlantic Sky, beladen mit 1800 Autos von denen eines uns gehört und mehreren tausend Containern dort vorbei. Die Wiedervereinigung ist im Gange! Und die Verabschiedung von Ingrid und Reinhard steht kurz bevor.
Durch die vielen Bekanntschaften während der Reise wird die Rückkehr eine Art Retrospektive. Immer wieder können wir in unseren Reisealltag zurückversinken, ihn mit Gleichgesinnten diskutieren, Erlebtes auffrischen. Wir müssen uns nicht erklären, es ist so einfach, wir haben alle ähnliches durchgemacht und wir alle spüren diese Unruhe in uns!
Danke euch allen für die herzliche Aufnahme und fröhliche Zeit!