65 – Canada

11. November – 24. November 2017

Route: Thunder Bay > White River > Sault Ste. Marie > Newmarket > Toronto > Woodstock > Kingston > Rivière du Loup > Peggy’s Cove > Halifax

Kanada – ein Immigrationsland par excellence. Immer schon und immer noch. Die Ersten kamen um Felle zu handeln, die Nächsten kamen um „Niemandsland“ zu beanspruchen, die Folgenden kamen aus wirtschaftlichen Gründen. Allein am Pier 21 in Halifax erreichten über 740‘000 europäische Immigranten in den 1950er Jahren Kanada, die meisten verliessen Europa aus wirtschaftlichen Gründen. Weitere entflohen ihren kommunistischen Regimen und fanden hier ein neues Daheim. Kanada ist gelebte Multikultigesellschaft ohne Diskriminierung. So wundert uns das Gespräch mit dem Zöllner nicht, der uns fragt ob wir wieder heim wollten, wie wir unser Leben hier finanzieren würden. Doch wir kommen nach Kanada um unser Auto in Halifax nach Hamburg zu verschiffen und um Stefans Götti und seine Cousinen mit Familien zu besuchen. Für uns ist Kanada Endstation einer Reise und nicht Neuanfang eines neuen Lebens. Doch, ein wenig schon.

Wir machen tabula rasa mit unseren Vorräten, sie reichen noch für 4 Tage. Perfekt! Die Dörfer hier sind winzig, doch gibt es überall eine Fastfood Bude mit schnellem Internet. Wir stehen Kontakt mit Seabridge, unserem Spediteur. Alles in bester Ordnung.

So geniessen wir herrliche Tage des Wiedersehens mit Stefans Cousine Hélène, die uns wunderbar bekocht. Bei ihr bringen wir das Auto auf Vordermann, es gibt neue Pneus, wir packen unser Handgepäck zusammen, entsorgen alles, was wir nicht brauchen. Die Tage vergehen wie im Flug. Zusammen mit Cousine Myriam feiern wir Geburtstag von Stefans Götti Kurt, der im Oktober 1959 nach Kanada ausgewandert ist, allerdings in einer Anstellung für Omega. Es gibt viel zu erzählen, wir switchen von Schweizerdeutsch ins Englisch, nur beim Französisch machen wir nicht mit. Ihr Québécois ist sehr gewöhnungsbedürftig.

Der Wind bläst kalt durch Torontos Gassen, an den Niagara Fällen sind wir froh um unsere antarktischen Regenhosen, der Wind bläst die Gischt weit herum. So sind wir erstaunt, wie warm es am Lorenz-Strom ist. Wir geniessen die Fahrt abseits der Autobahn. Unzählige Inselchen bereichern das riesige Gewässer, herausgeputzte Kleinstädte mit antiquiertem Charme verleiten zu Kaffeestopps. Doch eine E-Mail unseres Spediteurs mahnt uns zur Eile. Streiks und rauher Seegang verursachen Verspätungen und das Schiff wird eine andere Route fahren. Wir müssen unser Auto 2 Tage früher als geplant abgeben. 1‘500 km liegen vor uns. So fällt unser zweitägiger Aufenthalt im schönen Québéc buchstäblich über Board und wir fahren bis tief in die Dunkelheit hinein. Glücklicherweise sind die Strassen in bestem Zustand und fast verkehrslos.

Müde kommen wir in Halifax an, erledigen die Formalitäten, am längsten dauert die Bezahlung mit der Kreditkarte. Ui, kein Vergleich zu den Stunden, die wir in Cartagena auf dem Spediteurbüro verbrachten. Eine Viertelstunde später tuckern wir hinaus nach Peggy’s Cove. Der malerische Fischerort mit dem hübschen Leuchtturm ist Kanadas meistfotografiertes Sujet. Die atlantischen Riesenwellen klatschen über die Felsen. Hier, weit draussen stürzte 1998 die Swissair 111 ins Meer und riss 229 Menschen in den Tod. Wir sind dankbar für unsere Reise, die eigentlich jetzt endet und die wir so unbeschadet, reich an Erlebnissen und schönen Begegnungen abschliessen dürfen.

Mit wässrigen Augen fahren wir unsere treue Reisegefährtin in den Hafen, geben die Schlüssel ab um zwanzig Minuten später mit mulmigem Gefühl nach Halifax zu spazieren, von wo aus wir unsere Heimreise antreten werden. Per Flugzeug! Aber auch die Heimreise verspricht ein Erlebnis zu werden, wir bleiben dran!