57 – Belize

19. Juni – 30. Juni 2017

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Belize ist wie ein frischer Wind, mitten in Zentralamerika das einzige englischsprachige Land. Es grenzt im Osten an die Karibik, im Norden an Mexico und an Guatemala im Süden und Westen. So der Werbeprospekt. Belize ist halb so gross wie die Schweiz, ca. 370‘000 Menschen der unterschiedlichsten Kulturen sind hier beheimatet. Amstsprache ist englisch, von England in die Unabhängikeit entlassen wurde das frühere Britisch Honduras 1981. Das sind die harten Fakten. Soweit so gut.

Wir sitzen an der Karibikküste, vor uns diese typische Ferienprospektansicht – weisser Sandstrand, Palmen im Wind. Freude herrscht, nicht bei uns aber bei den Moskitos. Soweit so gut. Damit es mir nicht langweilig wird an diesem frühen Nachmittag, meint Stefan ich könne doch den Bericht an diesem tollen Ort eintöggeln. Langweilig wird es mir bestimmt nicht, nicht hier… ich könnte… nein ich kann nicht, ich muss: A) Mücken totschlagen; B) mich mit Moskitocrème einschmieren; C) mir etwas Langärmliges anziehen; D) am Besten alles zum gleichen Zeitpunkt. Das sind keine multiple choice Quizfragen sondern die Reihenfolge meines Vorgehens. Unerbittlich stechen die Riesenmonster zu. Ergo: Das Paradies gibt es nicht, vorallem nicht zur Regenzeit, obwohl die Sonne mit 38 Grad herunterbrennt und unter dem Moskitomittel eine Lage Sonnenmilch liegt. Zwiebelprinzip nennt man das. Und die Ferienprospektansicht ist nur vorne, hinten ist eine Landparzelle zu verkaufen, neben uns liegt Güsel und eine Pfütze stinkt erbärmlich vor sich hin… Ergo: Wir trauen nur unseren eigenen Augen und unseren eigenen Fotos, die wir selber geschönt haben.

Belize ist prächtig, ausser dass irgendwann die Stromversorgung zusammenbricht, weil die Spechte die Strommasten durchlöchern, ein Dutzend Löcher sind keine Seltenheit. Belize hat aber nicht nur Moskitos, Spechte, tropische Hitze, Hurricanes sondern ist ein sehr multikulturelles Land. In der ehemaligen britischen Kolonie leben nebst Weissen ehemalige schwarze Sklaven (Garífunas) heute als RastaMen mit Dreadlocks und chillen in der Hängematte zum ewig präsenten Bob Marley Sound während die Chinesen die Lebensmittelgeschäfte kontrollieren und die Mennoniten dafür sorgen, dass das Land mit Mais, Gemüse, Fleisch und Milchprodukten versorgt wird. Die ehemaligen Ureinwohner, die Mayas, leben zurückgezogen in ihren Dörfern auf ihre traditionelle Weise. In Belize wird Englisch aber auch Spanisch und Spanglisch, das auch als Kreol bekannt ist, gesprochen. Von letzterem versteht man als Sprachunkundiger nur die Hälfte bis gar nichts. Aber das stört niemanden. Alles ist hier total relaxt, karibischer way of life eben. Übrigbleibsel englischer Kultur ist nicht der Tee, sondern der englische Rasen, der mit dem Rasenmäher getrimmt wird, unsichtbare Mülldeponien und Trinkwasser aus dem Hahn. Belize war ein Holzfällerland, viel Urwald wurde abgeholzt, aber trotzdem ist das Land in weiten Teilen ohne Machete nicht begehbar. Grosskatzen wie Jaguar und Puma finden hier noch Lebensraum und sogar wir finden einen Jaguarfussabdruck auf einer Wanderung. Das Abholzen hatten schon die alten Mayas gut im Griff. Bevor die grossartige Kultur um 900 n.Chr. verschwand, hackten sie für ihre Tempel und Stadtanlagen den Urwald rücksichtslos kurz und klein und beackerten die abgeholzten Flächen für den Maisanbau. Doch der Urwald schlägt zurück und überwuchert jetzt die Tempelanlagen. Nicht nur der Urwald wuchert, auch die Schilder „Property for sale“ an der Küste. Die internationalen Maklerfirmen geben sich ein Stelldichein und so mancher US-Amerikaner erfüllt sich seinen Traum von Sonne, Meer und einem Palast. Wir gesellen uns in Placencia unter dieses Klientel und geniessen das Lobsterfestival um das übliche Reis-Bohnen-Poulet Menu zu umgehen. Der frische Lobster ist delikat. Die Mangos sind reif, die Ananas vom Feinsten, ein wenig Schlaraffenland. Die Karibik mag uns nicht sonderlich begeistern, zu warm und zu seicht um eine Abkühlung zu finden (nein wir waren nicht auf den Cayes, den vorgelagerten Inseln, das haben wir uns in Honduras zu moderateren Preisen gegönnt), doch bei Wanderungen durch den Dschungel gibt es immer irgendwo einen erfrischenden Wasserfall oder einen kleinen Pool um hineinzusitzen. Aber viele Bäche sind angestiegen und braun wegen des täglichen Gewitters. Drum lassen wir auch die vielen Höhlen aus, für die Belize auch noch bekannt ist. Alles in allem hat uns Belize mit seinem total anderen Flair ein wenig an Guyana und Surinam erinnert und in uns ein bisschen ein „Heimkommen“ ausgelöst. Vieles kommt uns bekannt vor, die Strassen neben der Hauptstrasse sind zwar nicht sandig, aber eben auch Pisten. Leider fehlen hier die viele schöne koloniale Holzhäuser denn Hurricane Hattie ist 1961 durchs Land gewirbelt. Wir wirbeln nach 12 schönen, feuchtheissen Tagen mit viel Elan nach Mexico.

Äh die die Mückenstiche auf meinen Fingern? Gute Frage, ich zähl nicht nach, ich hab mich aber ab und zu in unsere Randulina geflüchtet und den Kühlschrank abgetaut – das geht hier ruck-zuck! Nun ist er wieder bereit um Eiswürfel für den nächsten Caipi oder Mojito zu produzieren. Cheers!