56 – Guatemala

27. Mai – 18. Juni 2017

Route: P.N. Volcán de Pacaya > Antigua > Chimaltenango > Comalapa > San Marcos de Atitlan > Chichicastenango > Totonicepán > Fuentes Georginas > Quetzaltenango > Laguna Chicabal > Salcajá > Chichicastenango > Cobán > Lanquín > Semuc Champey > Aguas Calientes > Rio Dulce > Flores > Tikal > Yaxha > Nakum

Guatemala: Vulkane, urige Märkte der Mayabevölkerung in traditioneller Bekleidung und antike Mayaruinen. Das sind kurz zusammengefasst die drei Hautattraktionen. Trotz der langsam einsetzenden Regenzeit haben wir an allen erlebnisreichen Orten perfektes Wetterglück.

Kurz nach der Einreise in Guatemala erlebten wir unseren ersten Höhepunkt. Wir sind seit Monaten die ersten Touristen, die mit einem Führer auf den Gipfel des aktiven Vulkanes Pacaya (ca. 2600müM) wandern können, teils weil wir so fit sind und teils weil unser Führer selbst sehen will, wie aktiv der Vulkan zur Zeit ist. Auf dem Gipfel riechts ganz gruselig nach faulen Eiern, die Schwefeldämpfe reizen die Lunge und wir rennen aus dem beissenden Wind. Über eine Stunde verbringen wir auf dem eiskalten Gipfel, geniessen die Aussicht aus der Vogelschau – unten die grünen Felder, neben uns der ab und zu glühende Brocken speiende Vulkanschlund des Pacaya und am Horizont der rauchende Vulkan Fuego. Aber auch erloschene Vulkane haben ihren Reiz. In vielen bilden sich Lagunen, Kraterseen und die Lagune Chicabal ist ganz besonders schön. Sie liegt spiegelglatt im Dschungel und ist nur auf einer steilen, glitschigen Piste, einer steilen Wanderung und etwa 600 Treppenstufen in die Tiefe zu erreichen. Morgens um 6 Uhr verleiben wir uns dieses Erlebnis ein. So früh, weil gegen Mittag alles zugenebelt wird. Wir werden nicht enttäuscht, einer der Hauptzeremonienplätze der Mayabevölkerung zieht auch uns in seinen Bann. Mit den „geopferten“ Blumen im See ein wahrlich magischer, mythischer Kraftort.

Dass die Mayakultur immer noch gelebt wird, zeigt sich bei vielen Friedhöfen und vor den Kirchen. Den Missionaren gelang anno dazumal ein Husarenstück, als sie die Riten der Mayas mit christlichem Glauben verschmolzen und die Mayas so zum Christentum bekehrten. Blumenverkäuferinnen machen grosse Geschäfte, Feuer und Kerzen werden entzündet, Weihrauch geschwenkt, über die Opfergaben ein wenig Schnapps gesprenkelt, die Götter sind besänftigt, die Massen in der Kirche… ein tolles Nebeneinander. Dass die spanischen Eroberer den Mayas je nach Region verschiedene Trachten aufzwangen um sie zu kennen, beschert uns heute noch farbenprächtige, aufwändig gekleidete Frauen. Die gewobenen oder bestickten Huipiles (Blusen) und Fajas (Gürtel), die weiten Cortes (Röcke) sind eine wahre Augenweide und bringen mich fast in einen Stoffkaufrausch. Die Märkte sind authentisch, wenn auch der von Chichicastenango am Sonntag jeweils ein wenig für Touristen aufgerüstet wird. Doch die Mayadamen kaufen hier ihre Stoffe, um sich neu einzukleiden. Eine Tracht ist mittlerweile auch ein kleines finanzielles Abenteuer, so setzen sich auch leichtere, preisgünstigere Polyesterblüschen durch, nicht minder kunstvoll bestickt. Und im Gürtel steckt selbstverständlich das allzeit präsente Handy.

Auch der Lago Atitlan zieht uns in seinen Bann, steile Strassen führen hinunter zum Campingplatz beim Franzosen Pierre. Von hier aus starten wir Ausflüge mit dem „Kursschiffli“ zu anderen Orten am Lago. Das ist angenehmer als die steilen, löcherigen Strassen zu fahren und erst noch kurzweiliger.

Nebst Vulkangestein offeriert Guatemala auch viele Karstgebiete mit weitverzweigten Höhlensystemen. In Lanquín campen wir bei heftigstem Regen vor einer Höhle und haben abends beim Eindunkeln ein wunderbares Erlebnis. Da sitzen wir also mucksmäuschenstill im Höhleneingang, während die kleinen Nachtschwärmer lautlos über unsere Köpfe hinweg ins Freie fliegen um die ausfliegenden Termiten zu verspeisen. Das geht über Stunden so… aber auch uns lockt irgendwann der Znacht. Igitt, überall liegen Termitenflügel neben unseren Tellern und die jetzt ausgewachsenen Termiten krabbeln auf unserem Tischtuch. Da gibt es nur eines, die Lampe möglichst soweit weg platzieren, dass wir zwar Licht haben, die Viechli aber nicht mehr auf unserem Tisch landen. Anderntags fahren wir bei grossem Wetterglück nach Semuc Champey. Hier versinkt der Fluss in einem Karstloch und fliesst unterirdisch weiter. Vor Millionen von Jahren bildeten sich oberirdische Becken, die mit kristallklarem, kühlem und grünem Wasser zum Planschen einladen. Doch vor dem Vergnügen absolvierten wir die schweisstreibende, fast senkrechte Wanderung zum Aussichtspunkt hinauf und wieder hinunter. Bei fast 40 Grad und 80% Luftfeuchtigkeit nicht wirklich angenehm. Und wie ist das mit Thermen bei diesen Temperaturen? Trotz allem wunderbar. Vorallem wenn wir kurz vor der Karibik die Möglichkeit haben, etwas völlig aussergewöhnliches auszutesten: einen heissen Wasserfall. Aguas Calientes – vom Feinsten. So eine genussreiche Morgendusche hatten wir noch nie. Frisch duftend fahren wir im Seglermekka Rio Dulce ein. Im hurrikanfreien Hafen und Zufluchtsort der Weltumsegler bleiben wir für einige Tage, wollen einige Dellen in unserer Kabine mit Fiberglas flicken lassen. Der Arbeiter misst aus, stimmt die Farbe ab, bestellt das Material und meint, die Sache sei in 3 Tagen erledigt. Dann ist er an zwei von drei Tagen betrunken und wir fahren von dannen wie wir angekommen sind. Es bleibt uns nicht mehr viel Zeit in Guatemala, die 90 Tage Aufentaltsdauer sind bald zu Ende. Die restlichen Tage verbringen wir besser bei den antiken Mayaruinen von Tikal, Yaxha und Nakum. Tikal hat uns mit seiner schieren Grösse fast erschlagen, stundenlang durchstreifen wir den Dschungel, klettern auf Pyramiden, hören den Brüllaffen zu und bestaunen die Trapezübungen den grazilen Spinnenaffen. Tikal ist die grösste Anlage und touristisch bestens vermarktet. Wir haben kurzes Wetterglück, aber nicht so grosses, dass der spektakuläre Sonnenaufgang stattfindet. Also weiter nach Yaxha mitten im Dschungel am See. Dort fahren eine Viertelstunde später Mirjam und Abraham aus dem Baselbiet ein und da wir uns auf Anhieb gut verstehen und ähnlich reisen, entdecken wir die beiden Mayastätten Yaxha und Nakum abseits des Touristenrummels gemeinsam. Und hier erleben wir auf einer Pyramide sitzend einen spektakulären Sonnenuntergang. Während der Regenzeit ist es angezeigt, einige Dschungelpisten ausserhalb der Zivilisation nur im Konvoi zu fahren. Diesen Rat nehmen wir uns gerne zu Herzen und fahren gemeinsam nach Nakum. Bäume, Lianen, Blattwerk muss ab und zu zur Seite geräumt werden, Schlammlöcher werden umfahren, alles geht gut und die Pyramiden von Nakum können wir trotz nächtlichem Dauerregen bei strahlender Sonne besichtigen. Auf der Rückfahrt sind wir dann um unseren Kleinkonvoi froh, die Piste ist aufgeweicht, wir wühlen uns durch und erst säuft Abi’s Toyota in einem Schlammloch ab und kaum ist er rausgezogen rutscht unsere LandRover Lady in Schräglage und der Toyota kommt zum Zug. Für solche Strecken sind unsere Autos gebaut! Danke Mirjam und Abi für die schönen Tage.

Es gäbe noch viele Geschichten zu schreiben. Guatemala hat uns mit seiner Vielfältigkeit, seiner Landschaft, seinen Menschen mit ihren alten Traditionen sehr berührt und fasziniert.