54 – Honduras

07. April – 17. Mai 2017

Route: Danlí > Parque Nacional La Tigra > Valle los Angeles > Trujillo > Isla Guanaja > Trujillo > Sambo Creek > Islas Cayos Cochinos > Tela > Miami > Gracias Lempira > Copán Ruinas > Santa Roas de Copán > Ocotepeque > El Poy (Grenze zu El Salvador)

Honduras, ein Land das viele Reisende in einigen Stunden an der Pazifikküste durchqueren, ohne es bereist zu haben. Wir verbringen viel mehr Zeit als eingeplant, einerseits weil das Land so viel bietet und andererseits weil wir hier eine nette Bekanntschaft machen, die uns auf die Karibikinsel Guanaja einlädt. Wir erleben Honduras als angenehmes Reiseland mit vielen verborgenen Schönheiten, tropisch feuchten Temperaturen, erleben aber auch einmal die langsamen Mühlen der Polizei.

Andere Reisende erzählen von 4-stündigen Grenzübertritten, bei uns ist das jeweils in knapp eineinhalb Stunden geregelt. Wir sind gut vorbereitet, haben alle nötigen Kopien dabei, (in Honduras brauchten wir die nicht einmal), die Zöllner sind freundlich und weil unsere Taktik, bis zum Schlagbaum zu fahren bis jetzt gut funktioniert hat, handhaben wir das weiterhin so. Die Grenzbeamten erklären uns die Vorgehensweise mit Hinweise auf die entsprechenden Schalter und so können wir uns auch die Grenzhelfer vom Leib halten, die aber so schlimm auch wieder nicht sind. Wir plaudern mit ihnen, verweisen auf die vielen Sticker auf unserem Auto und meist kommen sie selber auf die Idee, dass wir wohl besser Bescheid wissen, wie ein Auto einzuführen ist. In Danlí trinken wir unseren Café in einer Cafébar, ein WC gibt es nicht, aber an der Plaza gibt es eine blitzsaubere, öffentliche Toilettenanlage. Dass man die Tür nicht schliessen kann, weil es kein Licht gibt und dass man mit einem Eimerchen Wasser spült, daran bin ich mich schon lange gewöhnt. Wir möchten noch eine Zigarrenfabrik besichtigen, doch es ist Freitag, nächste Woche Semana Santa, also Karwoche, da gibt es keine Besichtigungstouren. Unsere erste Nacht im neuen Land verbringen wir auf einem Hotelparkplatz eines Rotariers. Den Swimmingpool, den wir mit einer Maus und einem Frosch teilen, benützen wir der Hitze wegen trotzdem. Anderntags im hochgelegenen Nationalpark La Tigra brauchen wir dann aber die Wolldecke zum Schlafen. Hier wurde früher im grossen Stil Gold und Silber abgebaut, heute erobert sich die Natur alles zurück und wir wandern in den kühlen Nebelwäldern herum. Ein buntes Sonntagstreiben herrscht in Valle Los Angeles, hierhin flieht man aus der Hauptstadt Tegucigalpa, gönnt sich ein opulentes Mittagsmahl und kauft wacker Souvenirkitsch ein.

Ganz anders an der Küste. Nach einer langen Überlandfahrt kommen wir in Trujillo an, hier betrat Kolumbus 1502 auf seiner vierten Reise erstmals das Festland von Zentralamerika. Hier kommen wir mit Ulli ins Gespräch und hier erleben wir, dass das geflügelte Wort „Die Welt ist ein Dorf“ tatsächlich stimmt. Kennt doch Ulli unsere gemeinsamen Seglerfreunde Inge und Werner und lädt uns spontan in sein Haus vor der Insel Guanaja ein. Sogar Jan, mit dem wir seit Kolumbien immer wieder unterwegs sind, schafft den Sprung auf das Boot. So schippern wir zu Dritt nachts um 2 Uhr mit einem Fischkutter in 7-stündiger Fahrt von Trujillo nach Guanaja. Dort muss wohl das Paradies sein. Unterwasser wie Überwasser! Bei Eliane und Laurent, zwei Schweizern, die hier sesshaft sind, trifft mich fast der Schlag, wohnt doch Elianes Schwester in unserem ehemaligen Nachbardorf…..Die 3 Tage sind im Husch vorbei, herzlichen Dank euch allen, es war toll! Die Überfahrt nachts um 1 Uhr zurück nach Trujillo war dann weniger toll….. wenn man wie ich, vorher noch Tschingis Aitmatovs ´Der Junge und das Meer´ gelesen hat, dazu eine blühende Phantasie hat, von mehreren Wellen überspült wird und nass und fröstelnd dahockt, wünsche ich mir sich nichts sehnlicher als den Tag herbei, damit ich weiss, wo wir untergehen werden. Doch weil wir alle überleben und weil es so schön war, hängen wir grad noch die Cayos Cochinos an, die Schweineinseln hätten einen paradiesischeren Namen verdient. Weniger schön war, dass tags zuvor Jan’s Fotoausrüstung aus seinem Auto gestohlen wurde und wir so in Kontakt mit der Polizei treten mussten, die sehr ineffizient arbeitet. Was ist schon ein Fotoapparat, hier hat man grössere Sorgen. Eine Polizistin meinte, er hätte Glück gehabt, eigentlich hätten es die Schurken auf sein Auto abgesehen und die Fotoausrüstung sei nur Beigemüse. Die gleichen Typen haben nämlich etwas später einen Motorradfahrer überfallen um ihm den Töff zu stehlen. Der hat dann wie wir Anzeige erstattet. Deshalb „sucht“ die honduranische Polizei nach einem schwarzen Ford Focus. Jan sucht eine neue Kamera in Guatemala City und wir suchen uns weitere Karibikstrände. Bei den Garífunas in Miami werden wir fündig. Garífunas sind Abkömmlinge der schwarzafrikanischen Sklaven, die von Afrika via Karibikinseln in die Zuckerrohrplantagen verkauft wurden. Sie leben heute noch an der Karibikküste und den vorgelagerten Inseln und haben sich ihre eigene Kultur bewahren können. Mit einem Boot tuckern wir in die Mangroven hinein, Krokodile und Äffchen lassen sich leider keine blicken, vielmehr machen wir bei nächtlicher Windstille Bekanntschaftschaft mit den lästigen Sandflies. Stefan sieht am nächsten Tag aus als hätte er Pocken, ergo das Paradies auf Erden gibt es nicht, eine Tube Fenistil ist bald aufgebraucht, die Stiche jucken gröber. Da hilft nur eines, zum Wasserfall Pulhapanzak zu fahren und ins kühle Nass zu stehen.

Nach einigen Tagen ist der gröbste Juckreiz abgeheilt und wir können uns ganz den Mayaruinen von Copán hingeben. Auf dem Weg dorthin regnet es, aber den entgegenkommenden LandRover mit Solothurner Nummerschild sehen wir auf Anhieb. Boxenstopp mitten auf der Landstrasse, Geplauder im Regen und „aha, ihr seid die“ und „genau, ihr habt auf Facebook #Randulinas gelikt“, „schade fahren wir in entgegengesetzte Richtungen“… ja wir Reisenden sind untereinander verlinkt und vernetzt. Wir haben eine öffentliche Facebook Seite #Randulinas eingerichtet, wir sind Mitglieder in Facebook- und whatsApp Gruppen. Es ist ein ganz anderes Reisen als vor 35 Jahren, bei unserer ersten Weltreise. Nix FB, E-Mail, Smartphone und elektronische Karten und trotzdem haben wir den Weg damals auch gefunden und Freunde, mit denen wir heute noch Kontakt pflegen auch! Es war nicht besser aber anders!

In Copán auf den Ruinen herumkraxelnd fragen wir uns, was von unserer Kultur für die Archäologen in 1000 Jahren übrigbleibt. Viel Abfall und Glassplitter, Stahl… ob sie unsere Fussballfelder für Zeremonienplätze halten (was sie im weitesten Sinn auch sind). Ich weiss nicht, ob mich die guterhaltenen Mayaruinen oder die roten Aras mehr faszinieren. Sehr faszinierend ist die Tatsache, dass wir zusehen können, wie im Mayadorf ein Skelett mit Zahnarztinstrumenten freigelegt wird. Fotografieren dürfen wir leider nicht.

Bei brütendender Nachmittagshitze trinken wir später im Ort Café aus den hiesigen Plantagen und geniessen ein wirklich feines Käseplättchen. Irgendein Könner stellt hier veritablen Käse her, ein Genuss. Das Volk ernährt sich dreimal täglich von Reis, Bohnen und fritierten Kochbananen und kippt literweise Süssgetränke in sich hinein, was wohl satt macht, aber leider auch zu Übergewicht und Diabetes führt. Dem Mangoverkäufer kaufe ich zwei süsse Früchtchen ab, unreif isst man sie mit Salz, wir lieben sie zum Zmorge schön reif! Dann noch einige Bananen und Tomaten, aus den Avocados gibt’s Guacamole und der Apéro ist wieder einmal gerettet. Und weiter geht die Fahrt. Vor uns schnauft ein Bus, an jeder Haltestelle wird er von einem halben Dutzend Wasser- und Esswarenverkäufern gestürmt. Für uns heisst es jetzt überholen, denn kaum ist die Flasche leergetrunken und die Styroporschachtel leergegessen wird aufgeräumt: Alles fliegt zum Fenster hinaus, da kann man leicht was in die Windschutzscheibe kriegen. Die Hunde und die Geier freuts, jeder kriegt einen Leckerbissen ab, Güselsammler holen sich Petflaschen und Aludosen, der Rest bleibt liegen. En Guete! Schön war es trotzdem in Honduras und bis auf die eine Episode völlig ungefährlich!