28. Januar – 01. Februar 2017
Route: Cartagena > San Blas Islands / Islas Guna Yala > Panamá City
Die San Blas Inseln oder Islas Guna Yala sowie grosse Teile der Karibikküste Panamas sind Territorium der ca. 70‘000 köpfigen Gunadule Gemeinschaft. Seit 1925 sind sie politisch und kulturell autonom. Sie leben sehr zurückgezogen auf den 370 Inselchen. Finanzielle Haupteinnahmequelle ist eine Eintrittsgebühr für den Besuch oder für das Durchsegeln des Archipels. Fischfang, Verkauf von Glasperlenketten und traditionellen Molas eine weitere. Der Tourismus ist erst in der Anfangsphase, es gibt vereinzelte Restaurants und einfachste Cabañas. Die Guna Yala Islas sind bis jetzt weit davon entfernt, ein maledivisches Abbild in der Karibik zu werden. Hoffentlich bleibt es so. Ausser Kokospalmen und Noribäumen wächst nichts, die Gunadule Gemeinschaft muss alle weiteren Lebensmittel vom Festland per Boot auf die Inseln bringen. Für Süsswasser gibt es mittlerweile eine Pipeline oder man sammelt das Regenwasser. Das Leben hier ist einfach. Die Männer fischen, die Frauen nähen Molas oder fädeln Glasperlen auf.
Während unser Auto im Container nach Panamá schippert nehmen wir das Segelboot um nach Zentralamerika zu gelangen. Die Daríen Sümpfe verhinderten bis jetzt einen Strassenbau, so dass man zwingend auf Schiff oder Flugzeug angewiesen ist, um ins Nachbarland zu gelangen.
Wir stimmen uns mit einem Sundowner im Yachtclub Nautilus in Cartagena auf das Abenteuer ein, während Heerscharen jugendlicher Backpacker Bier und stärkeren Alkohol auf ihre Segelschiffe bunkern. Wir haben mit Bedacht kein Partyschiff gewählt, doch wir sind gespannt auf die Mitreisenden. Um 20 Uhr trifft sich die Gruppe bei der Amande. Unsere Reisegspänli kommen aus Spanien, Norwegen, Deutschland, Holland und natürlich sind auch unsere Containerpartner Shannon und Daniel aus den USA mit dabei.
Statt wie versprochen um Mitternacht fahren wir erst morgens um 5 Uhr los und verbringen die erste Nacht bei angenehmem Wiegen auf der Amande im Hafen. Das sanfte Wiegen wird nach Verlassen der ruhigen Küstengewässer schnell ein unsaftes Schaukeln. Alle futtern neben dem Zmorge auch diskret Reisetabletten, was regelmässig alle 4-6 Stunden nicht mehr so diskret wiederholt wird. Die braungebrannten Gesichter erhalten eine etwas ungesund grünliche Farbe und es ist sehr still auf dem Schiff. Kapitän Sebastian mein lakonisch, die Überfahrt zur ersten Insel könne schon an die 40 Stunden dauern. Sie dauert aber glücklicherweise nur ca. 30 Stunden. Am regengrauen Horizont können wir die ersten Inseln ausmachen, die Wellen glätten sich etwas und kaum sind wir im Windschatten der Inseln herrscht ruhige See. Die Sonne zeigt sich und beleuchtet Weisaladup. Ein kleines Juwel umgeben von karibischem Wasser in allen Blautönen. Die Lebensgeister sind erwacht, die Badehosen montiert und der erste Stachelrochen erspäht. Eine Frau vom Stamm der Gunadule möchte uns typische Glasperlenketten verkaufen, doch das Geld liegt auf dem Schiff. Wir besuchen anderntags die Insel Ninudup und schnorcheln im Korallenriff herum, sehen nebst Fischen auch wunderschöne Seesterne und freuen uns über das süsse Nichtstun. Auch die Insel Chichime steht auf dem Programm. Diese scheint ein richtiger Treffpunkt für Segler zu sein. Hier gibt es Cabañas und ein Restaurant, wo wir abends hervorrangenden, fangfrischen Lobster serviert bekommen. Und ich kann endlich die kunstvollen Molas bestaunen. Das sind kunstvolle Umkehrapplikationen aus mindestens 2 Stofflagen. In die oberste Stofflage werden Muster geschnitten, nach innen mit feinsten Stichen umgesäumt und der untere Stoff kommt zum Vorschein. Meist werden aber mehr als 2 Stofflagen verwenden, so kann die zweite Lage ebenfalls bearbeitet werden und die dritte Farbe kommt zum Vorschein. Molas verkörpern die Struktur des Universums, das einem Kürbis ähnelt und aus 8 Schichten besteht, jede hat eine andere Farbe, die Gunadule leben auf der obersten Schicht. Mit Molas werden Geschichten des täglichen Lebens erzählt. Sie werden zu Blusenvorder- und Rückenteilen verarbeitet, welche die Trägerin vor Krankheit und bösen Geistern schützen, ihr Fruchtbarkeit verheisst und sie mit Mutter Erde verbindet. In der Hoffnung, diese Tradition noch lange am Leben zu halten, erstehe ich zwei dieser Kunstwerke.
Nach 5 Tagen ist unsere Tour zu Ende und das Segelschiff wird mit dem Jeep getauscht, der uns nach Panamá City bringt. Der Kontrast könnte nicht grösser sein. Nach Kokoshütten begrüssen uns Wolkenkratzer.