46 – Ecuador

16. September – 06. November 2016

Route: Vilcabamba > Cuenca > P.N. Cajas > Sucúa > P.N. Sangay > Quilotoa > P.N. Cotopaxi > Quito > Galapagos > Mitad del Mundo > Mindo > Pedernales > Esmeraldas > Las Peñas > Ibarra > Termas Papallacta > Lago Agrio > Amazonas, PN Cuyabeno

Von nebulösen Vulkanen, wie wir auf den legendären Paja Toquila kommen, vom Mittelpunkt der Erde der gar nicht der Mittelpunkt ist und einer Reise mit dem Möchte-Gern-Orient-Express in den Regenwald.

Die Wetterfee ist uns in Ecuador nicht so wohlgesinnt, immer wieder lässt sie es regnen, was sich in tieferen Lagen in üppigem Grün und feuchter Wärme, in höheren Lagen in üppig grünen kühlen Regenwäldern oder in andinen Höhen in feuchtkalter Páramovegetation widerspiegelt. Die Vulkane sind mit Schnee und Eisschildern bedeckt und von ständigen Nebelschwaden umgeben. Steter Tenuewechsel ist angesagt. Das ärmellose Top, die kurze Hose und die FlipFlops werden immer wieder durch Faserpelzjacke lange Hose und Wanderschuhen ausgetauscht. Wir passen uns an! Im Podocarpus Nationalpark regnet es so stark, dass wir das gute Internet nutzen und unsere Website aufarbeiten, die geplanten Wanderungen fallen buchstäblich ins Wasser.

Dafür ist es im Cuenca sonnig und warm und wir geniessen die schöne Stadt flanierend. Wir haben uns fast ein wenig in sie verliebt. Schöne Cafés, wunderbare Restaurants und dann die Museen, wirklich toll. Was uns aber in Cuenca auch in den Bann gezogen hat, ist der Paja Toquila. Was das ist, wollt ihr wissen? Für einmal kein Berg und kein Vulkan – ganz einfach der legendäre Panamahut. Der wird nämlich seit ewig in Montecristi an der Küste Manabís und in Cuenca geflochten. Panama hat mit diesem Hut eigentlich nichts am Hut, ausser dass er von den Bauarbeitern des Panamakanals als Sonnenschutz getragen wurde und so zu seinem Namen kam. Die ganze Geschichte dazu könnt ihr auf wikipedia nachlesen. Selbstverständlich haben wir eine Fabrikation besucht, keinen Superfino gekauft aber doch zwei Finos. Wenn ich den Hut trage, fühle ich mich grad wie Julia Roberts in „Pretty Woman“, nicht so schön aber doch etwas mondän, ihr Hut stammte vom gleichen Hersteller und was Stefans Haupt ziert, war auch für Brad Pitt gut genug. Humphrey Bogart, Sean Connery und viele amerikanische Präsidenten verhalfen dem Hut zu seinem Status.

Die Hüte werden bald wieder gegen warme Kappen getauscht denn im Nationalpark Cajas ist es kalt. Wir wandern den ganzen Nachmittag in einer Höhe von 4000müM während es nieselt und Nebelschwaden über die Lagunen und die eigenartig schöne Páramovegetation ziehen. Und weil heute unser 32. Hochzeitstags ist, kuscheln wir uns bei 4 Grad im fahrbaren Hüsli schön warm ein und geniessen eine Flasche Wein.

Unsere Körper werden strapaziert, anderntags geht’s hinunter ins Amazonasgebiet, auch hier regnet es Bindfäden und die Strassen werden von Hangrutschen stark in Mittleidenschaft gezogen. Wir haben Glück, alles ist freigeschaufelt und passierbar. Orchideen, Heliconien und Bananen lieben dieses feuchtheisse Klima und gedeihen prächtig.

Die Vulkane, die im P.N. Sangay zu sehen wären, verstecken sich hinter dicken Wolken. Schade. Es ist Sonntag und wir treffen im Touristenort Baños ein, Kurgäste, Mountainbiker, Adrenalinjunkies (angesagt ist Bungee Jumping und Riverrafting) und Aussteiger geben sich hier ein Stelldichein und wir mitten drin. Da auch hier das Wetter unbeständig ist, lassen wir das ganze Spektakel hinter uns und verziehen uns auf einen kleinen Camping mit Aussicht auf die Vulkane Tunguruha und Chimborazo. Die Vulkane verstecken sich auch diesmal und der gastfreundliche Wirt zündet uns ein Cheminéefeuer an. Durch eine landwirtschaftlich intensiv genutzte Gegend mit buntgescheckten Feldern voller Lupinen, Quinoa und Kartoffeln erreichen wir Quilotoa. Und hier scheint endlich die Sonne!

Das ermöglicht uns, anderntags die Wanderung um den Quilotoa Krater mit seiner grün glitzernden Lagune und der prächtigen Panoramasicht unter die Füsse zu nehmen. Hoffen wir, dass das Wetter hält, als nächstes besuchen wir den P.N. Cotopaxi. Die Wanderung hinauf auf den aktiven Vulkan ist geschlossen, aber bis zur Hütte auf 4870m ist sie möglich. Auch hier Aprilwetter – 10min. schön und warm – 20min. kühl und trüb, Jacke an, Jacke aus, die Wolken jagen sich und huch, für 2min. sehen wir den Cotopaxi.

Wir nehmen die Wanderung unter die Füsse, es ist mehr ein Spaziergang, wir sind gut akklimatisiert, im Refugio José Rivas trinken wir eine heisse Schoggi und fühlen uns wie in einer SAC-Hütte. Anschliessend wandern wir weiter auf 5000m hinauf, bis der Gletscher den Weg versperrt, diesmal haben wir etwas mehr Wetterglück. Wenn es nicht regnet und es was zu sehen gibt, stört auch die Kälte nicht. Aber trotzdem freuen wir uns auf Galápagos (siehe separater Bericht).

Zurück von unserer Inseltour besichtigen wir bei strahlendem Wetter Quito. Hut- und Sonnenschirmverkäufer wechseln sich mit Schreihälsen, die von Esswaren bis zum Schuhbändel alles im fahrbaren Karren verkaufen, ab. Jeden Montag findet der grosse Fahnenaufzug beim Regierungspalast statt, ein Spektakel der besonderern Art, die Musik spielt, die Pferde marschieren mit mittelalterlich gekleideten Reitern um den Platz und das Wichtigste: die Minister stehen stramm und regieren in dieser Zeit nicht.

Quito liegt in Äquatornähe und da wollen wir auch hin, wir haben den Äquator schon einige Male überschritten, mit und ohne Museum, aber dieses „Mitad del Mundo“ ist besonders spektakulär, es liegt wegen eines Rechnungsfehlers der französischen Vermessertruppe etwas neben der exakten Äquatorlinie. Uns stört’s nicht, mich amüsiert eher, dass ich auf der Sonne etwa 2000kg wiegen würde. Aber solange ich in die ewig gleichen Hosen passe, erschreckt mich das nicht wirklich und Stefan muss seine Hosen mit dem Gurt festzurren (gell Jürg!!). Mit weiteren Regenschauern fahren wir dem Küstennebelwald entgegen wo sich bunte Vögel ein Stelldichein geben. Kolibris saugen Zuckerwasser aus Futtertränken, Tukane, Spechte bunte Trogons und Jumbos geben sich ein Stelldichein. Delikate Schmetterlinge und Abends grosse Nachtfalter umschwirren uns.

Am Pazifik lassen wir für 3 Tage die Seele hängen, zuviele Eindrücke der letzten Zeit müssen aufgearbeitet werden bevor die Reise mit Jeannine und Oliver und Hans von der Finca Sommerwind weitergeht. Wir treffen die drei bei einer Mariscoplatte in Las Peñas und reisen gemeinsam mit einigen abenteuerlichen Unterbrechungen nach Ibarra. Wir finden auf einer Mangroventour uralte Scherben einer längst vergangenen Kultur und sehen einem Köhler zu, wie Holzkohle gemacht wird, die dann als Heizmaterial dient um die Cocada herzustellen. Cocada wird aus eingedicktem Zuckerrohrsaft, Kokosraspeln und Erdnussstücken gekocht und dann zu einer Art Pralinemasse verarbeitet. 9 Familien sind daran beteiligt und sichern sich ein Einkommen. In den Mangroven sind ausser uns Schmuggler zwischen Ecuador und Kolumbien unterwegs, das Gebiet ist schwierig zu kontrollieren. Anderntags besichtigen wir eine Cacao- und Palmölplantage, aber der Höhepunkt ist die Fahrt von Alto Tambo mit einem nicht ganz artgerechten Orientexpress in den Regenwald hinein. Von einer alten Zuglinie bestehen noch 20km, die ein Dorf ohne Strasse mit Alto Tambo verbindet, die Gleise sind sooo verbogen, die Brücken sooo morsch, der Schienentraktor sooo alt, die Weiche wird mit einigen Fusstritten gestellt, wären wir direkt aus dem perfekten Bahnland Schweiz gekommen, hätte uns diese Zugfahrt das Grausen gelehrt. Da wir aber nur 10km fahren, muss der Traktor auf der halben Strecke mittels eines Wagenhebers gedreht werden. Sache git’s! Wenn ihr daheim also von einer Stellwerkstörung der SBB betroffen seid, denkt an Südamerika, wo alles funktioniert, wenn auch etwas anders. Der anschliessende Spaziergang in Gummistiefeln durch den Matsch des Regenwaldes wird für uns mit einem erfrischenden Bad in einem Wasserfallbecken gekrönt.

In Papallacta, auf fast 4000m sind wir einige Tage später froh, ein Thermalwasserbad nehmen zu können. Doch schon einige Stunden danach, finden wir uns im Amazonasgebiet, wo wir uns über den Swimmingpool freuen. So schnell ändern sich hier am Äquator die klimatischen Bedingungen.

Meinen Geburtstag feiern wir wieder im Sommerkleidchen und einer Flasche Chlöpfmost zusammen mit unserer liebenswürdigen Gastgeberin Marie-Sol vom Hotel Kuri Allpa, wo wir unser Auto während unserer Amazonastour (siehe separater Bericht Ecuador Amazonas) sorgenfrei parkieren können.