15. August – 15. September 2016
Route: Lima > Laguna Junín > La Unión > P.N. Huascarán > Hatun Matchay > Chavín > Laguna Purhuay > Laguna Huachacocha > Punto Olímpico > Caraz (Laguna 69 / Laguna Parón) > Cañon del Pato > Cañon Tablachaca > Trujillo (Huaca de la Luna / Chan Chan / Sipán) > Cajamarca > Leymebamba > Kuelap > Karajia > Goctas Wasserfälle > Bagua Grande > Jaen > Namballe
Peru ist ein Land der Gegensätze – Pazifikküste-eisgepanzerte 6000er Traumberge – wüstenhafte Pazifikküste-fruchtbare Hochtäler auf 4000müM – moderne Städte – Vorinkakulturen, Businessanzüge-tradionellen Trachten – BMW’s-Eselgespanne-Mototaxis, das könnt ihr alles auf unseren Bildern sehen. In diesem Bericht möchte ich euch aber teilhaben lassen an all unseren aufregenden, anregenden, weltverbessernden, philosophischen Diskussionen während unserer langen Fahrten.
Jöö, so herzig, häsch gseh? Meist bezieht sich dieser Ausruf auf Kinder, die ihre Schweinchen auf die Weide treiben oder mit ihren Schuluniformen heimwärts spazieren.
Was diä eis schläcked, glaub scho gsehnd die Zäh so us. Vor jeder Schule und ist so noch so klein, stehen kleine Verkaufswägeli mit Schleckzeug, wir sehen kaum ein Kind ohne Schleckzeug auf dem Heimweg. Eiscrème ist der absolute Brüller, egal wie kalt es ist, irgendwer verkauft immer Glacé und Kundschaft gibt es dafür mehr als genug.
Lueg, diä sind uf em Sunntigsspaziergang! Familien spazieren mit der gesamten Viehabe durch die Strassen, dabei halten die Kühe den Verkehr auf, der Esel trägt das Lastgepäck und knabbert Gras am Strassenbord, die Mutter trägt das kleinste Kind im Tragetuch und schwingt die Spindel mit der Lama- oder Schafwolle oder strickt, der Vater schwatzt mit dem Nachbarn und der Hund springt bellend hinter unserm Auto her derweil die Kinder uns bestaunen und winken.
Halt aa!! Wärum, was isch? Da gibt es schöne Fotomotive, lenken und schauen ist oftmals schwierig, also fällt mir die Aufgabe zu, manchmal ist der Platz um anzuhalten beschränkt, oder es sind grosse Manöver nötig.
Wärum hebsch di am Griff? Ja, weil die tiefsten Abgründe immer auf meiner Seite sind!
Pass uf, en Drempel! Drempel ist das holländische Wort für Schwelle, wir haben es uns in Surinam angeeignet. Die Strassen sind überall gespickt mit diesen ekligen Dingern, 99 sieht man und den hundersten nicht, das geht in den Rücken und im wahrsten Sinn des Wortes an die Eier, deren Inhalt sich aus den Schalen pult und uns zum Reinemachen zwingt.
Wettsch echli Wasser? Wir trinken während dem Fahren gegen 2l Wasser, nicht nur um einen kühlen Kopf zu bewahren sondern damit der Höhenkoller nicht eintritt (wichtig auf über 3000müM).
Wäh, da stinkt’s, mach d‘ Fänschter zue! Vielerorts wird der Abfall am Strassenrand verbrannt, nicht unbedingt das, was man als Wohlgeruch definieren würde; andernorts wird Kulturland gebraucht, also wird munter Wald abgefackelt; auch von abgeernteten Feldern steigen Rauchfahnen auf.
Also ich begriif nöd, wiä me so cha wohne?! Wohnhäuser werden meist mit traditionellen Lehmziegeln aufgemauert, ein gutes einheimisches Produkt, das schon in der Präinkazeit verwendet wurde – aber: es gibt ein Gesetz demzufolge ein Haus weniger besteuert wird, solange es nicht fertig ist, die Armierungseisen schauen aus dem oberen Stock, die Häuser sind nicht verputzt, vor allem in den Vorstädten sieht das alles ziemlich trist und erbärmlich aus. Modern sind verspiegelte Fenster, was dem ganzen einen eigenartigen Charakter gibt. Auf dem Land sind die Häuser hübscher, gepflegter, aber oft herrscht auch hier eine furchtbare Ordnung um’s Gehütt.
Wettsch en Kafi? Ja gärn, haltisch bim nächschte hübsche Cafi a, gäll. Wir lachen beide, es gibt keine nächste hübsche Cafeteria, allenfalls in einem Dorf an der Plaza de Armas eine Verkäuferin von Zuckerrohrsirup, ein Restaurant mit einem vollen Mittagsmenu bis um 15h, einen Markt mit öffentlichen Toiletten; so stoppen wir oft an einer Ausbuchtung am Strassenrand, an einem Stausee… und brauen unseren Kaffee selber mit unserem italienischen MokkaExpress. Falls es doch einmal einen Kaffee in einem Restauräntli gibt, bekommen wir eine Tasse heisses Wasser und ein Känntchen starkes Kaffeekonzentrat und Kondensmilch. Das Kaffeekonzentrat schüttet man in die Tasse und streckt mit Belieben mit Kondensmilch.
Was wettisch zum Znacht? Was chasch mache? Ja also mmh… Spaghetti Carbonara, Spaghetti napoli, Spaghetti mit Pesto, Risotto, Quinoa. Häsch kei Linse? Spinnst du, auf 4200m kann ich keine Linsen kochen, das dauert 3-4h, die muss ich zuerst einweichen. Nach Möglichkeit haben wir immer Frischgemüse und Obst im Haus und ich bin sehr darauf bedacht, Abwechslung auf den Teller zu bringen, nur hängt das oft auch von der Höhe ab. Das Wasser siedet bereits bei 85 Grad, es dauert aber umso länger, bis etwas weich ist. Rösti, auch aus Camote (Süsskartoffeln) mit Käse überbacken das geht schnell und die Camote sind nicht wirklich süss!
Was häsch dänn do kauft? Neben Zitrusfrüchten, die auch hier in Unmengen reifen, kaufen wir Bananen in allen Varianten bei den Verkäuferinnen am Strassenrand. Ab und zu gibt es Lúcuma, Chirimoyas oder Guiaba. Letzteres sind lange grüne Schoten, die man aufbricht. Darin verbirgt sich ein etwas schwammiges Fruchtfleisch, das süss und saftig schmeckt und mit vielen grossen Kernen durchsetzt ist. Bei den Lúcumas sitzen zwei kastanienartige Kerne im braunen, an Marroni erinnernden Fruchtfleisch und die Chirimoyas sind etwas glitschig und erinnern an überreife Birnen. Jetzt grad duftet eine riesige süsse Ananas im Auto vor sich hin. Die Avocados sind vom Feinsten, nie hatten wir eine ungeniessbare wie daheim, es gibt auch da unzählige Sorten, von denen uns die Palta Hassa, die mit der schrumpligen Schale am besten schmeckt.
Söllemer Fleisch poschte? Nein, danke, auf dem Markt geht das gar nicht, da hängt alles meist ohne Kühlung. Fleisch kaufen wir im Supermercado, schön abgepackt…
Da ischer, jeh, so schön, das mir etz das dörfed erläbe! Dabei handelt es sich meist um irgendwelche schönen Naturerlebnisse, tiefblaue Lagunen, Berge ohne Wolkenhauben, Gletscher an die man wandern kann, oder auch Tiere, Vögel. Am meisten beeindruckt hat uns grad die Wundersylphe, eine Kolibriart mit einem ganz speziellen Schwanz. Diese Art ist extrem selten und galt als ausgestorben. Wir haben ihn gesehen, doch die Kerlchen sind winzig und nervös und nur schwierig zu fotografieren.
Hey, da une isch es Auto mit eme Schwiizerchrüüz parkiert! Reisende aus der Schweiz sind meist mit einem eher kleinen Schweizerkreuz dekoriert, in Südamerika wird das Schweizerkreuz mit dem Roten Kreuz verwechselt und nicht alle mit Schweizerkreuzen sind auch Schweizer… in den meisten Fällen handelt es sich um Ambulanzfahrzeuge. Aber Schweizer kennen das Schweizerkreuz und treffen sich auf den abgelegensten Campings, so wie wir Anita und Roger auf Kuelap trafen und die wie wir mit einem SZ Nummernschild unterwegs sind (Hey, wir sind schon 4 aus dem Kanton SZ hier, ist noch jemand daheim?) (www.nichtswieweg.ch / www.ch-on-tour.ch / www.viaje.ch).
Los emal, ghörsch das au? Im Hochland ist es abends und nachts totenstill, hier im Einzugsgebiet des Amazonas geht mit der Dämmerung ein Surren und Klirren los. Es sind grosse und kleine Grillen oder Zikaden, die ihren „Gesang“ lautstark vollführen, dazu kommt ein eigenartiges Klirren von Fröschen, das in keiner Art und Weise an ein Gequake mahnt, zusammen mit dem aufgehenden Sternenhimmel ist es eine grandiose Inszenierung der Natur.
Iris, wach uf-öpper rüttlet a üsem Auto. Ich spüre nichts, es wird wohl der Wind sein, nein es ist windstill, Stefan du hast geträumt, schlaf weiter. Anderntags erfahren wir, dass ein Erdbeben unser Auto gegen den Morgen gerüttelt hat – nix passiert.
Stefan, wach uf!! Was isch das näbed eus? Das ist ein Lastwagen; der steht aber schon lange neben uns und es ist ein Uhr nachts. Wir stehen so abgelegen, ja was macht der Laster da? Nichts, vielleicht das Holz aufladen, das tagsüber geholzt wurde, vielleicht stehen wir aber auch in seiner „Schlafnische“. Er fährt weiter und wir schlafen ebenfalls weiter.
Ui, häd dä e langi Leitig! Meist an der Grenze, wir wollen doch nur einen Ausreisestempel. Nein, der Grenzer will Kopien von allem; wir wollen aber ausreisen!! Er stempelt uns einen Einreisestempel… ja Sachen gibt’s. Wir sind geduldig und freundlich, er macht auch nur seinen Job. Einmal darf ich sogar an die Schreibmaschine und unsere Einreiseformalitäten ausfüllen.
Wau, häm miers schöön! Das ist unser Spruch, hochphilosophisch, er beinhaltet ALLES! Wenn wir abends bei unserem Apéro sitzen und an euch denken!
Das chunnt eu Spanisch vor? So geht es uns auch, nicht immer verstehen wir den hiesigen Dialekt, vor allem sind ältere, zahnlose Damen und Herren schwer zu verstehen, aber alle sind immer freundlich und herzlich.