43 – Bolivien zum Dritten

11. Juni – 05. Juli 2016

Route: Camiri > Santa Cruz > Samaipata > Sucre > Potosí > Salar de Uyuni > La Paz > Coroico > Mapiri > Sorata > Copacabana

Zum dritten Mal Bolivien, was hat uns geritten, dieses Land das von Bloqueos, komplizierten Tankstellen und dazu von sehr verschlossenen Menschen beherrscht wird, nochmals zu besuchen? Ihr erfahrt es gleich im nachstehenden Bericht.

Ein grimmiger Zollbeamter, der uns inmitten von Hühnern und Unrat in seinem Hüttenbüro unfreundlich empfängt ist der Anfang der Geschichte. Bolivien wie es leibt und lebt. Die keifenden Geldwechslerinnen sind enttäuscht, dass wir paraguayische Guaranís wechseln statt US-Dollars. Das bringt ihnen nicht viel ein. Auch der Kurs ist so unfair; nicht mit uns; nein danke! In Camiri in einer Wechselstube sieht das etwas besser aus. Am Sonntag ist Markt, wie lange haben wir keine solchen Märkte mehr gesehen, sehr exotisch, dafür lieben wir Bolivien. Die Frauen sitzen auf dem Boden und verkaufen Früchte und Gemüse. Zitrusfrüchte sind aktuell der Renner.

Der Verkehr ist chaotisch, nie weiss man wann eine Strassenblockade stattfindet und die Tankstellen sind es auch. Nein, Ausländern verkaufen sie weder Diesel noch Benzin. Es ist zu kompliziert. Mit einer ausländischen Nummer bezahlt man mehr als doppelt so viel wie als Einheimischer, das ist Gesetz, doch die Rechnungsstellung ist kompliziert. Wir werden mehrmals abgewiesen. Irgendwann versuche ich’s mit einem Trick: Nein, wir brauchen keine Rechnung und ja, wir bezahlen den Ausländerpreis. Oh, Wunder, es klappt! In wessen Tasche das Geld fliesst ist wohl klar. So hätten wir Dutzende Stories zu erzählen…… Die Leute sind verschlossen, unfreundlich und abweisend, warum also zieht es uns nochmals nach Bolivien?

Bolivien ist exotisch und nichts für Reiseanfänger, die Herausforderung lockt und auch die grossen Märkte wie anfangs erwähnt, unglaublich schöne koloniale Architektur und eine ausserordentliche Landschaft reizen uns. Wir verzichten diesmal auf Strassenküche und dergleichen, die Folgen von unhygienischen Zubereitungsarten sitzen mir noch zu fest im Nacken.

Auf schlechten Staubpisten geht es durch farbige Landschaften Richtung Sucre. Doch was seh ich da? Das ist doch ein Schweizer Lastwagen. Die Kabine ist ganz deutlich angeschrieben. Wir irren uns nicht, ein ausgedienter Laster der Transportfirma Bieli aus Laufen karrt hier Ware herum und wirbelt Staub auf. Alles wird fotografisch festgehalten und wir schicken die Fotos per Mail nach Laufen, wo sich jemand herzlich bei uns bedankt.

Nochmals in Sucre herumschlendern und im „Chocolate Para-ti“ eine heisse Schoggi mit Cacao aus dem Beni Tiefland geniessen, auf dem gemütlichen Camping von Alberto und Felicidad Gleichgesinnte treffen und im grossen Markt baumfrische Papaya, Avocado und Chirimoya einkaufen. Welch ein Genuss!

Wir besichtigen Potosí, die einst dank Silberfunden im Cerro Rico reichste Stadt der Welt. Die Minenstadt ist ein Juwel auf über 4000müM. Ein architektonisches Füllhorn im Mestizenbarock. Dass mehr als 6 Millionen Indigenas unter der Silbergier der spanischen Konquistadoren bei unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Minen umkamen ist die Kehrseite der Medaille. Mit atemberaubenden Aussichten fahren wir dem Salar de Uyuni entgegen. Bitterkalte Nächte erwarten uns auf 3660müM, das ist es allemal wert. Wir feiern ein kleines Fest: Unsere Randulina hat bei einer kleinen Insel ihren hunderttausendsten Kilometer. Stefan mixt uns einen Caipi und anschliessend grillieren wir unser mittlerweile gut abgehangenes Rindsentrecôte aus Paraguay. Randulina bekommt in Uyuni eine Autowäsche mit Süsswasser und führt uns anschliessend durch einen Sandsturm nach Oruro. Der Sturm ist so heftig, dass wir manchmal wie blind im Auto sitzen, doch abends lockt ein Bad in einer Therme, wo wir als weisse Ausländer unter lauter Indigenas DIE Attraktion sind. Das Bad war nötig, denn unterwegs mussten wir mitten im Sandsturm eine Rettungsaktion starten und eine mit ihrem Auto steckengebliebene Frau samt zwei Kleinkindern aus einem Graben ziehen. Wir bemühen uns, das Bild des Gringos aufzubessern und hoffen, dass es für andere Reisende Früchte trägt. Südamerikaner fahren meist ohne Abschleppseil in der Gegend rum und staunen Bauklötze, wenn wir unsere Schäkel und das Seil auspacken und sie aus misslichen Situationen befreien. Für uns ist die „Bergung“ ein Kinderspiel, doch haben wir manchmal Angst, die zu rettenden Klapperkisten entzwei zu reissen.

La Paz, eine Stadt, die sich über 1000 Höhenmeter erstreckt und ihre Tentakel bis weit auf 4000müM ausstreckt ist zwar kein architektonisches Juwel, doch wir finden auch hier kleine Gassen und Sehenswertes. Interessant ist es, mit den Doppelmeyer/CWA Gondelbahnen über die Stadt zu schweben und dabei in Villengärten und Slumquartiere zu blicken. Der Camping im Schweizer Hotel Oberland ist DER Treffpunkt für Reisende und so treffen wir uns mit Schwyzern aus Reichenburg und Schweizern aus Luzern sowie Deutschen, Holländern und einem Esten. Das gibt ausführliche Gespräche bei „Zürigschnätzlets und Rösti“. Um aus dem Moloch wieder herauszufinden, brauchten wir eine Stunde und schon lockten Berge in der 6000er Dimension. Die berühmte „Death Road“ ist auch nicht mehr das was sie mal war, es gibt heute eine Alternative und die Todesstrasse ist heute eine Bike-Downhill Strasse. Doch sie ist immer noch gut genug für einige schöne Fotosujets. Da ist die Strasse entlang der Goldgräbersiedlungen von Coroico nach Mapiri und Sorata schon eher eine Todesstrecke. Weder Leitplanken noch Auffangnetze gibt es da. Nur Serpentinen, Geröllhalden, Matsch, engste Kurven und viel Verkehr. Dazu am späten Nachmittag Nebel, der uns zwingt, die Nacht auf der Passhöhe zu verbringen, ganz schön kühl auf fast 4000m.

In Sorata bei Stefan und Petra im Café Illampu mit Ausblick auf vereiste Bergriesen gleichen Namens ist es merklich wärmer. Nach einer heissen Dusche geniessen wir ein Bier auf dem Dorfplatz und beobachten das sonntägliche, an uns vorbeiziehende Landleben. Frauen sind Lasttiere, alles tragen sie in ihren Tüchern auf dem Rücken, Baby, Feuerholz, Einkäufe. Heute ist Markttag und so tragen sie auch ihre Waren zum Verkauf auf den Markt während die Männer sich ein Maisbier gönnen. Nach erledigten Geschäften steigen die Familien wieder ins Trufi (Colectivo-Minibus) und lassen sich in ihre Dörfer fahren. Mamas steifer Hut bleibt dabei immer auf!

Ja und dann ist da noch das Original, das wir sehen wollten: Copacabana! Nicht die Copacabana von Rio de Janeiro, sondern den Ort am Titicacasee, der dem Strand in Rio seinen Namen ausgeliehen hat. Ein Touristenort, Rummel, Souvenirshops und die berühmte Sonneninsel mit den Inka Ruinen, die uns nicht sonderlich beeindrucken.

Dann ein wieder mürrischer Zöllner, der durch einen Bus und uns beim Zeitunglesen gestört wird. Dabei wollen wir doch bloss ausreisen und benötigen einen klitzekleinen Ausreisestempel, einfach damit der Polizist die Barriere für uns heben kann. Bolivien, wie es leibt und lebt. Doch schön war es allemal.