21 – Argentinischer Altiplano – Puna

14. Juni – 19. Juni 2015

Route: Cafayate > Antofagasta de la Sierra > Salta

In Cafayate während einem Mittagessen kamen wir mit German und Jean-Claude ins Gespräch. Man tauscht sich aus, erfährt interessante Details was dazu führt, dass wir einen 800km langen Umweg unter die Räder nehmen. Der argentinische Altiplano, die Puna ruft uns.

Wir erwarten eigentlich, dass die kleine Ruta Provincial 43 eine staubige Streckenführung aufweist und sind positiv über deren teilweise Asphaltierung überrascht. Diese Reiseroute sucht man vergebens in der Reiseliteratur. Nach Villa Vil kommt der erste Höhepunkt, Sanddünen im Gebirge auf 3250müM. Keine Ahnung woher der Sand kommt, aber es wirkt surreal. Der Wind pfeift uns um die Ohren, Stefan ist nach dem Fotografieren sandgestrahlt. Die Sandflächen sahen wir übrigens schon vom Tal aus und meinten in Hualfin es sei Schnee. So kann man sich täuschen. Wir übernachten an der Laguna Blanca, 300 Flamingos stochern mit ihren Schnäbeln im Wasser herum. Aber um die Lagune ist es so feucht, dass wir schon bald einsinken, kalte Füsse haben wir schon, auf nasse sind wir nicht auch noch scharf. Am nächsten Morgen zweigen wir vor El Peñon auf eine Seitenstrasse in der Hoffnung, auf die riesige Fläche des Campo de Piedra zu kommen, Fehlalarm, stattdessen landen wir bei einer Hütte, deren Bewohner uns einen Poschtizettel mitgeben, den wir im Dorf im Haus neben der Kirche abgeben sollen. Elisa werde es dann richten. Jeder kenne Elisa. Im Dorf werden wir von der Polizei angehalten, wie so oft, die üblichen Fragen – woher und wohin geht es. Ich gebe ihm den Zettel ab, ja er werde ihn Elisa bringen. Und gerne zeigt er uns den Weg zum Vulcan Galán. Wir sollen uns aber am nächsten Tag wieder melden, es sei kalt und gefährlich und wir seien ja ganz allein. So schnell fällt uns das Herz nicht in die Hosen. Wir fahren los, begegnen einem Lastwagen und irgendwann fährt ein Motorrad hinter uns her. Reger Verkehr auf dieser einsamen Piste. Der Motorradfahrer heisst Raoul und begleitet uns auf seinem Land bis zur Laguna Grande, wo im Sommer tausende Flamingos brüten. Voller Stolz zeigt er uns, wo und was wir fotografieren sollen und deckt uns mit Koka Blättern ein. Ohne diese geht hier gar nichts. Wir nehmen sie dankend entgegen und ich braue abends einen Tee daraus, spüre aber keine Wirkung. Er ist richtig besorgt um uns und zeigt uns, wo wir übernachten sollen. Dann verlässt er uns und wir fotografieren, was uns gefällt. Wieder einmal Felsskulpturen. Sehen sie nicht aus wie Gaudís Architektur in Barcelona, Sagrada Familia denken wir spontan.

Wir übernachten auf 4200müM. Das Atmen wird mühsam, die Luft trocknet die Schleimhäute und Lippen aus. Kalt ist es nicht wirklich, der eisige Wind des Tages legt sich nach Sonnenuntergang. Trotzdem setzt Stefan dem Diesel noch etwas Winterdiesel zu, so sind wir sicher, dass wir morgens besser starten können.

Der Vulkan Galán besitzt eine riesige Caldera, eine Kiesebene in der die ca. 10km lange Laguna Diamante liegt. Wir fahren über den Kraterrand in diese Caldera hinein. Hier jauchzt das Fahrerherz, denn man kann problemlos und schlaglochfrei mit 90km/h auf 4600müM herumbrausen. Wir ganz allein. Nach 20km kehren wir um, fahren nach El Peñon zurück und melden uns auf dem Polizeiposten. Dem Polizist fällt ein Stein vom Herzen und er verabschiedet mich küssend.

Vor Antofagasta de la Sierra kommen dann Bilderbuchvulkane in Sicht. Schwarz und rot und teils meterhohe Lavafelder. Uralt und immer noch da. Gröbste Lavabrocken, spitz und scharfkantig, dann wieder Lavasteine die metallisch glänzen und tönen. Die Vulkane Alumbrera und Antofagasta üben einen besonderen Reiz aus. Wir besteigen und umrunden den Alumbrera. Geht wieder an die Lungen! Wir sind noch nicht im Tiefland. Alles befindet sich auf über 3000m. Im Dorf kaufen wir ein Pfund Lamafleisch vom Gigot, Kostenpunkt 3 Franken.

Dann eine Hochebene – die Spielwiese eines Riesen, Felszacken wie Bauklötze inmitten gelber Grasbüschel, Vicuñas grasen. Aussicht auf den Salar „Hombre Muerto“. Die weisse Salzebene blendet uns. Die darüberführende Strasse ist geschlossen, also umrunden wir den Salar, wir haben keine Lust das Auto auszuschaufeln, falls da noch nicht alles ausgetrocknet ist. Die Nacht verbringen wir wieder auf über 4000m. Allerdings wird es so kalt, dass wir selbst mit dem Winterdieselzusatz am Morgen Mühe haben, das Auto zu starten, um 10 Uhr zeigt das Thermometer immer noch minus 14 Grad an. Uns ist jeweils nicht kalt. Am Abend heizen wir tüchtig ein, schlüpfen zum Schlafen in unsere Daunenschlafsäcke, ziehen die Duvets drüber und versuchen zu schlafen. Bitterkalt wird es gegen Morgen.

Via Quebrada de Toro gelangen wir nach Salta und seit langem sehen wieder einmal Wolken.