16 – Eiskalte Nächte und warme Quellen

28. April – 04. Mai 2015

Route: Pisco Elqui > Coquimbo > Alto del Carmen > Copiapo > Termas del Rio Negro

Ich sitze hoch über der Pazifikküste. Schwarze Pelikane ruhen sich auf den Felsen aus und eine Schule grosser Tümmler ist eben elegant durch die Wellen gesprungen. Faszinierend, wie gegensätzlich dieses schmale Land ist. Gestern haben wir gefroren und heute schwitzen wir.

Wir befinden uns in Taltal, einem kleinen Städtchen, welches seine Blüte zur Zeit des Salpeterabbaus hatte. Die Fahrt hierher war abenteuerlich und farbenfroh, aber auch geprägt von den Unwettern, welche ganze Dörfer mit Wasser und Erdmassen zudeckten. Normalerweise regnet es hier 1-2 Stunden pro Jahr. Im März hat es eine Nacht plus einen Tag geregnet. Zuviel für den trockenen Boden. Was wir sehen ist nicht immer schön und bestimmt auch unseren Routenverlauf. Wir wollen über den Paso San Francisco nach Argentinien und fahren deshalb nach Copiapó, welches nach den heftigen Gewittern im März übel ausschaut.

Die Passstrasse führt angenehm bergauf. Wir übernachten auf 2200müM um anderntags zur Laguna Santa Rosa auf weit über 3000müM zu gelangen. Wir wandern der Lagune entlang und erfreuen uns am einzigen Flamingo, der den Weg nach Norden verschlafen hat und an vier neugierigen Füchsen. Die Laguna del Negro Francisco ist bereits schneebedeckt und die Strasse dahin geschlossen. In der grossen Gold-und Kupfermine meinen die Securities, dass schlechtes Wetter im Anzug sei und wir besser nicht nach Argentinien fahren sollten, weil der Pass vereist sei. Also fahren wir zur Grenzstation, aber die ist wegen Winterbetrieb eingestellt. Die dortigen Securities bieten uns ihr Refugio an. Aber als sie unser Auto von innen sehen, erkennen sie sehr schnell, dass wir mehr Luxus haben, als das Refugio bieten kann. Seit den Gewittern haben sie nämlich weder Strom noch Wasser und auch die Mine arbeitet nur noch zu 25%. Die unheilvollen Schlechtwetterwolken verziehen sich am Abend und der Himmel brennt über dem Salar Maricunga und wir suchen im Laufschritt (geht bei dieser Höhe ziemlich an die Lungen) die besten Fotopositionen, weil auch grad noch der Mond aufgeht. Nach der eiskalten Nacht tuckern wir auf bester Erdstrasse nach La Ola. Hier in der Nähe müsste eine warme Quelle sein – die Termas de Rio Negro.

In der Nähe heisst: 15 km gute Schotterpiste einer Minengesellschaft plus noch 15 spektakuläre Kilometer durch eisige Bäche, durch enge Felsklusen, Sanddünen hoch und über Schotterwege bergauf. Dieser Ritt ist wirklich nur mit einem Allrad und absoluter Bodenfreiheit möglich. Meine Nerven liegen oft blank, wir befinden uns immer auf etwas über 4000müM. Aber es hat sich mehr als gelohnt hierher zu fahren. Umgeben von schneebedeckten Bergen in der Kategorie 5000müM hat sich irgendwer die Mühe gemacht, diese kleine heisse Quelle zu fassen, mit Steinen einen Pool zu bauen, 2 kleine Hütten zum Umziehen zu erstellen und sogar ein Gästebuch hierher zu bringen. Eine Idylle und wir mal wieder porentief rein. Übernachten wollen wir dann etwas tiefer, aber auch auf 3850müM ist es nicht wirklich wärmer, obwohl schönstes Wetter herrscht. Ein eisiger Wind pfeift uns um die Ohren und wir verziehen uns in unsere Kabine und kochen Tee. Heute nehmen wir die Daunenschlafsäcke hervor, nur allein mit den Schafwollduvets würden wir wohl fast erfrieren. Am anderen Morgen kommt jedenfalls kein Wasser aus unserem Wasserhahn – eingefroren! Also heizen und nochmals in den Schlafsack.

Vorbei am Salar de Pedernales und über das Portal del Inca gelangen wir nach El Salvador, einer Minenstadt. Die Fahrt ist eine der farbigsten überhaupt. Stellt euch Hügel vor, über die der Liebe Gott lila, violette, gelbe, grüne, beige und braune Farbtöpfe ausgeleert hat und ein Engelchen welches das ganze Werk noch mit der Marmoriertechnik verschönerte. Surreal. Dass hier die Mineure aktiv sind versteht sich von selbst, manchmal riecht man die Metalle fast.