05 – Südpatagonien – Feuerland

15. November – 15. Dezember 2014

Route: Puerto San Julian > PN Monte Leon > El Calafate > PN Pali Aike (Chile) > Ushuaia (Argentinien) > Ruta J > Punta Arenas (Chile) > Ushuaia

Nachdem wir uns an den steifen Wind gewöhnten, erwischen wir hier wunderbares Wetter. Nachts ist es erstaunlich windstill und tagsüber haben wir blauen Himmel. Wenn die Sonne scheint, der Wind sich etwas still hält, kann man sogar mal kurzärmlig flanieren – so geschehen in Puerto San Julian, wo vor uns schon Maghellan mit seinem Schiff „Victoria“ gelandet ist.

Hier lassen wir unsere Wäsche waschen. Ja ihr habt richtig gelesen, wir lassen waschen. Wir bringen 15 kg Wäsche in die Wäscherei und sie wird uns anderntags frisch duftend und zusammengefaltet auf den Campingplatz direkt zum Auto geliefert. Für CHF 30.— ein super Service. Man kann sich daran gewöhnen.

Auch im Nationalpark Monte Leon haben wir perfektes Wetter. Wir können draussen kochen und sogar draussen essen. Und es ist so lange hell. Die Sonne geht jetzt kurz nach 5 Uhr auf und abends um 23 Uhr ist immer noch Dämmerlicht. Wir bestaunen die riesige Kolonie von Magellan Pinguinen, die hoch über dem Meer ihre Bruthöhlen haben und jedes Jahr die gleiche Höhle wieder beziehen. Hier haben allerdings die Pumas gewütet. Pinguine sind leicht zu fangen und die Pumas spielen mit ihnen, was den Pinguinen allerdings nicht so gut bekommt. Auch die grossen Kolonien der Imperial Kormorane sind eindrücklich. Nach jahrelangem Guanoabbau und der damit verbundenen Zerstörung ihrer Nester (die sie aus Guano bauen) hat sich der Bestand relativ schnell erholt. Eindrücklich ist auch die grosse Ebbe- resp. Flut. Das Wasser zieht sich weit zurück und so ist es möglich, in riesige Höhlen zu wandern, man muss sich einfach gut an die Gezeitentabelle halten, kommt das Wasser zurück, gibt es keine Möglichkeit mehr, an Land zu kommen und im eiskalten Antarktiswasser gerät man so in eine ausweglose Situation. Dem kleinen Seelöwen ist es umgekehrt ergangen, er ist bei Ebbe noch in einer Höhle und kann nicht mehr zu seiner Familie zurück. So muss er die Zeit allein verbringen. Er klettert auf die grossen Felsen und rutschte bäuchlings in die darunterliegende Pfütze hinein und geniesst es sichtlich. Uns bleibt nur zu hoffen, dass er seine Mutter wieder findet, denn er ist immer noch auf Muttermilch angewiesen.

Nach 190 km Schotterpiste quer durch die südargentinische Pampa von West nach Ost, wo wir 4 Autos, unzähligen Guanakos, Nandus und Schafen begegnen, kommen wir in El Calafate an, Ausgangspunkt zum Los Glaciares Nationalpark mit dem Perito Moreno Gletscher. In Calafate gehen uns fast die Augen über, angesichts der Öde und Leere ist Calafate eine riesige Wundertüte, Cafés, Restaurants, Outdoor Läden etc. Schnell weg und weiter zur Hauptattraktion.

Wir haben ja schon einiges gesehen, aber beim Anblick des riesigen Gletschers bekommen wir feuchte Augen. Wir staunen ob der Kulisse, blühende Calafate Sträucher (ähnlich wie Heidelbeeren), rote Blüten des Feuerbusches, der blaugrüne See, die grünen Wälder, und der eisblaue Gletscher, eine fast surreale Umgebung. Dann dieses Knacken und das Getöse wenn der Gletscher in den Lago Argentino kalbt. Wir sind zwei Tage da und es wird nicht langweilig.

Auf der Weiterreise nach Rio Gallegos gibt es noch ein Zückerchen. Bei schönstem Wetter können wir die Gipfel Fitzroy und den Cerro Torre sehen. Zwar klein und weit weg, aber unsere Vorfreude auf der Rückreise vom Süden nach Norden dort vorbeizukommen ist gross.

Unsere Reise hier im Süden überbordet fast an Höhepunkten. In Chile angekommen, besuchen wir den Pali Aike Nationalpark. Hier keine Gletscher, dafür uralte Vulkane, leider ohne warmes Wasser. Aber auch hier eine interessante Tierwelt. Überall hoppeln Hasen herum und die Füchse sind auch nicht weit. Nur bei den Stinktieren machen wir einen etwas grösseren Bogen. Die sind sehr neugierig, aber wehe wenn sie den Schwanz heben und ihren Duft versprühen. Allgegenwärtig sind Guanakos und eine grosse Vogelwelt.

Bis jetzt befinden wir uns immer noch auf dem Festland, doch heute überqueren wir die Magellanstrasse und gelangen nach Feuerland. Die lustigen schwarz-weissen Tonino Delphine begleiten die Fähre. Auf der Fahrt um die Bahia Inutil bekommen wir dann auch die ersten Kondore zu sehen und als grosse Attraktion die einzigen Königspinguine ausserhalb der Antarktis.

Und nun auf nach Ushuaia – El Fin del Mundo. Eigenartig hier einzufahren. Wir sind angekommen nun geht’s nur noch nach Antarktika oder nach Norden. Es regnet Bindfäden, doch der Nachmittag ist so perfekt wie gemalt. Blauer Himmel, fast windstill und sogar warm, wir flanieren wieder einmal nur im Pullover durch die Ladenstrasse.

Wir werden auf dem Campingplatz Rio Pipo von Conny und Remo schon sehnlichst erwartet und entdecken nun gemeinsam die südliche Landspitze. Absoluter Höhepunkt ist die Ruta J (Ruta Chota) wo wir in Puerto Almazen Cebollas – Königskrabben zerlegen. Wir werden im Restaurant La Sirena y el Capitan vorzüglich ausgerüstet. Es gibt für jeden eine Rebschere und damit zerlegen wir die fangfrischen Königskrabben. Satt werden wir dabei nicht, aber es ist das lustigste und aufregendste Nachtessen seit langem. Wir verbringen gemeinsam schöne Tage beim Wandern, aperölen (sehr wichtig) und langen Nachtessen. Das Zmorge können wir dank des guten Wetters immer draussen essen. Wer hätte angesichts der windschiefen Bäume daran geglaubt?

Besonderen Umständen verdanken wir nun einen Blitzabstecher nach Punta Arenas. Dort treffen wir auf einen Freund aus der Schweiz, der hier seine ersten Gehversuche seit der Pensionierung unternimmt.

Tja und dann ein weiterer Höhepunkt: Wir sind alle wieder zusammen: Julia mit Andreas, Frizzi mit Christoph und Conny mit Remo. Das muss grad mit Älplermagronen gefeiert werden. Während wir Damen im VW Büssli beim Apéro höcklen, bekochen uns die Männer superfein. Vielen Dank. Nun trennen sich die Wege wieder Richtung Süd und Nord. Aber wir sind sicher, dass wir uns irgendwo wieder begegnen werden. So wie wir ohne SMS und WhatsApp immer wieder unseren holländischen Freunden Frank und Yvonne begegnet sind. Immer wieder trifft man Seelenverwandte, das macht das Reisen so spannend.

Hiermit verabschieden wir uns für 2014 von euch, denn wir werden Weihnachten und Silvester/Neujahr auf einer 24-tägigen Antarktis-Tour verbringen. Mit viel Glück und beherztem Zupacken haben wir ein Last Minute Angebot für die längste Reise auf den siebten Kontinent ergattert. Auf dem Programm steht die Fahrt von Ushuaia zu den Falklandinseln und weiter nach South Georgia, South Sandwich Islands, South Orkney, South Shetlands und zur Antarctic Peninsula. Im neuen Jahr kehren wir dann via Drake Passage wieder nach Ushuaia zurück. Unsere Vorfreude ist riesig und wir wünschen allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr.